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Kunstprojekt "Gegen das Vergessen" riss in St. Georgen/Gusen Wunden auf

Von Bernhard Leitner, 05. Dezember 2013, 00:04 Uhr
Kunstprojekt "Gegen das Vergessen" riss in St. Georgen/Gusen Wunden auf
Der leer geräumte Kirchenvorplatz mit aufgemalter Textzeile verstörte ebenso wie das zeitweise verhüllte Kriegerdenkmal im Hintergrund. Bild: Herzenberger

ST. GEORGEN/GUSEN. Umgestaltung des Kirchenplatzes forderte zur Auseinandersetzung mit Geschichte heraus.

"Muss denn so etwas unbedingt auf unserem Kirchenplatz passieren? Was haben wir denn schon mit diesem Gruber am Hut?" Mit Fragen dieser Art sahen sich in den vergangenen Monaten die Initiatoren des im März begonnenen Kunstprojekts "Passage gegen das Vergessen" konfrontiert, das vorigen Freitag bei einem Eröffnungsfest einen offiziellen Abschluss fand.

Dass die Idylle des Kirchenvorplatzes mit seinen Blumentrögen und dem vertrauten Kriegerdenkmal auf einmal von der unbequemen Frage nach Opfern, Tätern, Schuld und Zivilcourage gestört wurde, stieß einigen Pfarrangehörigen sauer auf.

"Ich kam vor zwei Jahren als Pfarrer nach St. Georgen. Damals war das Projekt schon im Laufen und ich war der Meinung, hier bestehe ein Konsens. Dem war aber nicht so. Ich wurde mehrmals bedrängt, das Projekt doch vom Kirchenplatz zu verbannen", sagt Pfarrer Franz Wöckinger.

Anregung zum Nachdenken

Wer gedenken möge, so ein oft geäußerter Kritikpunkt, solle dies in aller Stille in der KZ-Gedenkstätte tun und nicht den Kirchenplatz mit negativen Botschaften anfüllen. "Wir haben damit gerechnet, dass es sich bei diesem Projekt reiben wird. Ich glaube aber, dass wir damit einen notwendigen Prozess in Gang gebracht haben. Die Menschen setzen sich mit der Geschichte des Ortes auseinander. Das war ja jahrzehntelang nicht der Fall", sagt Christoph Freudenthaler, Vorsitzender des Vereins "Plattform Johann Gruber", der sich zum Ziel gesetzt hat, den im Konzentrationslager Gusen ermordeten Linzer Priester Johann Gruber als Symbol des zivilen Ungehorsams gegen die Nazi-Tyrannei zu etablieren.

Information für Schulen

Rückendeckung gab es nicht nur vom Pfarrer, sondern auch von der Politik. "Das von der Künstlerin Renate Herter gestaltete Projekt ist ein Anstoß für eine neue Erinnerungskultur, in der wir das alte Täter-Opfer-Denken überwinden können", sagt Bürgermeister Erich Wahl.

Auch wenn das Kunstprojekt nun beendet sei, wird der Verein Plattform Johann Gruber die durch das Projekt ausgelöste Dynamik weiterverfolgen, mit Kritikern im Gespräch bleiben und Unterrichtsbehelfe für Schulen zur Person Johann Gruber gestalten.

Das Kunstprojekt auf dem KIrchenplatz

Den im KZ Gusen ermordeten Priester Johann Gruber und seinem dortigen Einsatz für Mithäftlinge ein Denkmal zu setzen, war eines der Hauptmotive für das Kunstprojekt „Passage gegen das Verbrechen“. Im Ort wurde damit ein Diskussionsprozess angeregt.

EInige Mitglieder der Pfarre kritisierten, dass nicht die Idylle des Kirchenplatzes mit diesem Gedenken gestört werden solle. Denn für Opfer von NS-Verbrechen gebe es ja ohnedies die KZ-Gedenkstätte, so Kritiker. Pfarrer Franz Wöckinger wurde mehrmals aufgefordert, das Kunstprojekt vom Kirchenplatz zu entfernen.

Weitere Informationen zum Leben und Martyrium von Johann Gruber sowie zum Kunstprojekt auf www.papa-gruber-kreis.at

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