Mitten aus dem Leben gerissen: "Ich muss für meine Kinder stark sein"
EBERSCHWANG. "Wenn man mich fragt, wie es mir geht, dann finde ich noch immer keine Worte dafür", sagt Rudi Pumberger. Die Stimme bricht weg, der Familienvater versucht, sich zu sammeln und lässt die Ereignisse aus dem vergangenen Jahr noch einmal Revue passieren. Denn das Jahr 2022 hat das Leben der Innviertler Familie vollkommen auf den Kopf gestellt.
Es war September, als Helga Pumberger über Kopfschmerzen klagte, die im Laufe des Tages immer stärker wurden. Am Abend kollabierte sie plötzlich. Die 36-Jährige hatte eine Gehirnblutung erlitten. Im Krankenhaus wurde sie elf Stunden lang operiert und sollte in den künstlichen Tiefschlaf versetzt werden. "Ich bin davon ausgegangen, dass wir sie dann wieder haben", sagte Rudi Pumberger dem OÖN-Christkindl im vergangenen Jahr. Doch diese Hoffnung wurde ihm bereits am darauffolgenden Tag genommen. Seine Frau hatte es nicht geschafft.
Die drei Kinder des Paares – Jonas (12), Lukas (10) und Nadine (7) – hatten von einem Tag auf den anderen nur noch ihren Vater. "Für sie muss ich stark sein, gesund und fit bleiben. Sie können nichts dafür, dass ihre Mama gestorben ist", sagt Pumberger mit Tränen in den Augen. Vor seinen Kindern versucht er, seine Trauer so gut es geht zu verbergen. Auch ein Psychologe war bei der Familie, um sie zu unterstützen.
Für Kinder und Firma da
Es ist oft viel, was der 52-Jährige nun allein stemmen muss. "Ich bin plötzlich nicht nur Firmenchef und Papa, sondern auch Putzfrau, Koch, Psychologe und Mama." Um seine Elektrofirma trotz allem am Laufen zu halten, kommt zweimal pro Woche am Nachmittag eine Familienhelferin der Caritas zu den Kindern. "Ich weiß nicht, wie lange ich mir das noch leisten kann."
Denn auch in der Firma hat sich nach dem Tod seiner Frau vieles verändert. Sie war für die Administration – von der Bestellung bis hin zur Buchhaltung – verantwortlich. Nebenbei kümmerte sie sich um die Kinder und den Haushalt. "Meine Frau hatte alles im Griff, sie war immer voller Energie und gut drauf", sagte Pumberger im vergangenen Jahr.
Dass es für seine Helga keinen Ersatz gibt, ist klar. Aber auch sonst sei es schwierig, Mitarbeiter zu finden. "Wenn jemand arbeiten möchte, dann meist nur für 25 Stunden." Eine Mitarbeiterin sei sogar aus der Pension zurückgekehrt, um Pumberger zu helfen. "Aber sie wird nicht ewig bleiben." Wie es dann weitergehen soll, daran möchte er nicht denken.
Als Selbstständiger habe er kaum Anspruch auf Beihilfen. Sogar die Witwerpension wurde ihm gestrichen. "Nur, weil ich selbstständig bin, heißt das nicht, dass ich reich bin."
Hilfe durch das OÖN-Christkindl
Die Waisenpension und das Kindergeld brauche er für die Caritas. Die Rechnungen häufen sich, vor Helgas Tod investierten die Pumbergers noch in ihr Unternehmen. "Ich habe nicht gewusst, dass Sterben so teuer ist", sagt er mit zittriger Stimme. Mit der Unterstützung des OÖN-Christkindls konnte der Elektriker zumindest die Begräbniskosten stemmen. Neben der Bestattung musste er vor allem für Rechtliches noch viel Geld ausge
ben. "Meine Frau war überall beteiligt." Am Friedhof fehlt immer noch der Grabstein, der ein paar tausend Euro verschlingen wird.
Von fünf Uhr früh bis elf Uhr abends ist Rudi Pumberger auf den Beinen – auch am Wochenende. Sind die Kinder in der Schule, kümmert er sich um seine Firma, am Nachmittag ist er für Nadine, Lukas und Jonas da. Wenn sie im Bett liegen, setzt sich ihr Vater ins Büro.
Die Zeit mit seinen Kindern gebe ihm Kraft. Sobald er Luft habe, würden die vier etwas unternehmen. Er würde ihnen so gerne das Meer zeigen – "sie haben es noch nie gesehen, eigentlich wollten Helga und ich mit ihnen auf Urlaub fliegen. Das haben wir nicht mehr geschafft", sagt er wehmütig und schüttelt den Kopf. Ein leichtes Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht: "Wir gehen gerne Rad fahren und baden – die kleinen schönen Momente sind wichtiger als große Ausflüge."