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"Diesen mutigen Menschen ein Denkmal zu setzen, ist mir eine Ehre!"

Von nachrichten.at / lebe, 19. Februar 2024, 14:20 Uhr
Gedenkabend Menschenhatz Breitebner
Konstanze Breitebner war bereits 2019 Gast der "perspektive mauthasuen". Bild: perspektive mauthausen

MAUTHAUSEN. Die Schauspielerin Konstanze Breitebner über Zivilcourage, Recht und einen schmalen Spielraum der Menschlichkeit.

Den Jahrestag eines Massenausbruchs von KZ-Häftlingen im Februar 1945 sowie der danach folgenden Menschenjagd - von den Nationalsozialisten zynisch "Mühlviertler Hasenjagd" genannt – nimmt die "perspektive mauthausen" alljährlich zum Anlass für einen musikalisch-literarischen Abend. Diesen Freitag, 23. Februar (20 Uhr), wird im Donausaal Mauthausen das Spannungsfeld von Recht und Gerechtigkeit in den Mittelpunkt gerückt. Die Schauspielerin Konstanze Breitebner und die Gruppe "Hausgemacht" stellen in mehreren Beiträgen die Fragen: was ist Recht, was ist Gerechtigkeit, wohin führt unbedingter Gehorsam, wohin führt das "Ich habe ja nur meine Pflicht getan". Dem gegenüber steht die Frage: Wie wirken Solidarität, Widerstand und das "Nichtgehorchen"? Walter Hofstädter hat Konstanze Breitebner für das Freie Radio Freistadt und die Mühlviertler Nachrichten über ihr Engagement dazu befragt.

Frau Breitebner, Sie moderieren seit vielen Jahren gemeinsam mit Mercedes Echerer die internationale Befreiungsfeier in der KZ Gedenkstätte Mauthausen. Am 23. Februar sind Sie bereits zum zweiten Mal bei der "perspektive mauthausen" zu Gast, um an die Ereignisse rund um die Mühlviertler Menschenhatz zu erinnern. Was bewegt Sie zu diesem Engagement?

Dazu gibt es ein paar Gründe: Ich gehöre einer Generation an, deren Geschichtsunterricht 1938 geendet hat und musste mir danach Stück für Stück meine Informationen über den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen zusammensuchen. Ich komme zudem aus einer Familie, in der überhaupt nichts darüber gesprochen wurde. Aus dieser Gemengelage spüre ich eine Verpflichtung, dieses "Niemals vergessen" ernst zu nehmen und beizutragen, dass auch noch meine Enkeltochter weiß, was damals passiert ist und was die Folgen davon waren. Vor allem, weil man heute wieder achtsam und wachsam sein muss, damit man Antisemitismus erkennen und die Mitmenschlichkeit in ihrer Vielfalt leben kann. Ich weiß auch nicht, wie ich mich damals verhalten hätte, wie viel Mut ich gehabt hätte.

Und speziell am Gedenkabend für die Menschenhatz?

Die Mühlviertler Hasenjagd ist noch einmal etwas Spezielles für mich. Sie ist Ausdruck der größten Barbarei. Da gab es ein paar wenige Menschen, die die Zivilcourage und den Mut hatten, den entflohenen Menschen zu helfen, damit sie überleben. Diesen Menschen ein Denkmal zu setzen, ist mir eine Freude und eine Ehre, das muss ich schon sagen.

Wie interpretieren Sie Hannah Ahrendts Zitat "Niemand hat das Recht zu gehorchen!", das das Motto für diesen Abend vorgibt?

Dieser Titel ist gar nicht so einfach. Er ist auf den ersten Blick verwirrend. Daher habe ich zunächst darüber nachgedacht, was Recht bedeutet. Ich bin bei Hans Kelsen fündig geworden, dem Architekten unserer Verfassung. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, so schaffen sich Menschen, wenn sie in einer Gesellschaft zusammenkommen – egal ob das nun eine Diktatur, Monarchie oder Demokratie oder eine Zwischenform sein mag, eine Niederschrift von dem, was in dieser Gesellschaft Recht ist, an das man sich zu halten hat. Wenn man dagegen verstoßen hat, setzt man sich damit ins Unrecht. Es heißt aber noch lange nicht, dass dieses Recht auch Gerechtigkeit in sich birgt.

Welchen Schluss ziehen Sie daraus für sich?

Ich glaube, dass die Überschrift von Hannah Arendt dazu auffordert, darüber nachzudenken, wie viel Spielraum ich habe und wo meine Verantwortung beginnt zu überprüfen, was ist gerecht, wofür stehe ich ein, was ist mein Wertekatalog. Ich zögere ein bisschen, dieses abgedroschene Wort zu verwenden. Ich habe nämlich das Gefühl hier sehr vorsichtig sein zu müssen, weil das ja auch missbraucht werden kann oder in anderer Bedeutung angewendet werden kann. Ich glaube, dieser Titel ist die Aufforderung, nachzudenken: Einerseits was Recht ist und andererseits, was gehorchen bedeutet. Da muss sich jeder selber die Antwort geben.

Welche Texte dürfen die Besucher erwarten?

Einer der Texte stammt aus einer Rede von Ingeborg Bachmann. Mit dem berühmt gewordenen Abschnitt "Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar." Dazu ein kurzes Beispiel aus Konstantin Weckers "Empört Euch!" und aus Aussagen von Zeitzeugen, etwa von Theresia Mascherbauer, geboren 1903. Sie schildert, wie sie in einer Nacht große Angst hatte, dass die Nazis ihren Mann abholen würden, weil er einmal zu viel gesagt hat.

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1  Kommentar
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gscheidle (4.181 Kommentare)
am 19.02.2024 18:24

Was haben die Menschen schon aus der Geschichte gelernt? Zur Zeit glaube ich gar NICHTS! Die Lage ist so brandgefährlich wie vor den beiden Weltkriegen! Während Mauthausen und die Nebenlager zu Gedenkstätten geworden sind füllt Russland die Gulag wieder mit Regimegegnern.

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