Am Hof von Hopfen-Obmann Stefan Hofer beginnt in den nächsten Tagen die Ernte auf seinen sieben Hektar in den Hopfengärten
ROHRBACH-BERG. Das Mühlviertel ist die Hopfenkammer Österreichs. Hier kultivieren 33 Hopfenbauern die für die Bierproduktion so wichtige Pflanze. Sieben Hektar bewirtschaftet der Obmann der Hopfenbaugenossenschaft selbst. Das sind 28.000 Pflanzen, die während ihrer Wachstumsperiode zwischen März und Ende August täglich betreut werden wollen. Immerhin sagt ein altes Sprichwort der Hopfenbauern: "Der Hopfen ist wie eine Ehefrau – einmal am Tag will er dich sehen." Die ersten Aufzeichnungen des Mühlviertler Hopfenbaus reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Es sind die ausgezeichneten Böden, das besondere Klima und die Leidenschaft der Bäuerinnen und Bauern, die dem heimischen Bier den typischen Geschmack verleihen. Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger überzeugte sich am Betrieb von Stefan Hofer selbst von der aktuell herausfordernden Situation, denn die Ende August beginnende Hopfenernte steht nun unmittelbar bevor und dauert bis Ende September an: "Der Klimawandel, insbesondere fehlende Niederschläge und die vielen Hitzetage über 30 Grad stellen die Hopfenbetriebe vor große Herausforderungen", sagt sie.
Das Hopfenjahr 2024
"Die heurigen Wetterbedingungen brachten bis Mitte Juli für den Hopfenbau ausreichend Niederschlag mit sich", zeigt sich Hofer optimistisch. Hagelunwetter im Juli streiften rund 30 bis 40 Hektar Anbaufläche und wirken sich dadurch ertragsmindernd aus. Die Trockenheit und Hitze der letzten Wochen haben den Hopfenpflanzen sehr zugesetzt. "Wir hoffen noch auf Niederschlag und dass der Hopfen den äußeren Bedingungen standhält. Eine durchschnittliche Ernte wäre für dieses Jahr sehr wünschenswert!", schildert Stefan Hofer die aktuelle Situation des Hopfenanbaus im Mühlviertel. Dabei kamen die Regenfälle diese Woche keinen Tag zu früh. "Hätte es noch eine Woche länger nicht geregnet, wäre es dramatisch geworden", schildert Manuel Starlinger als Geschäftsführer der Hopfenbaugenossenschaft die Situation. An besonders heißen und niederschlagsfreien Tagen versuchen einige Betriebe durch den Einsatz von Bewässerungssystemen entgegenzuwirken. Diese Anlagen sind derzeit nur auf einem sehr geringen Teil der Flächen installiert. Der weitere Ausbau ist aktuell in Planung, ist jedoch mit hohen behördlichen Herausforderungen verbunden. Zudem befinden sich zwei neue resistentere Hopfensorten im Versuchsanbau. Freilich müssen diese auch den hohen Ansprüchen der heimischen Brauer genügen. Denn der Mühlviertler Hopfen ist nicht zuletzt wegen seiner außergewöhnlichen Qualität bei den Biermachern sehr beliebt.
Die Hopfenbaugenossenschaft besteht aus 38 Mitgliedern mit einer Hopfenanbaufläche von 173 Hektar. 33 Betriebe mit einer Fläche von 160 Hektar befinden sich im Mühlviertel (31 im Bezirk Rohrbach, zwei in Freistadt). Fünf Betriebe bewirtschaften im Waldviertel eine Fläche von 13 Hektar. Diese liefern aber fast exklusiv an die Zwettler Brauerei. Im Mühlviertel sind neun Betriebe mit einer Fläche von 32 Hektar Hopfen auf kontrolliert biologischen Anbau spezialisiert. Dadurch stehen 20 Prozent des Mühlviertler Hopfens in biologischer Qualität zur Verfügung. Jährlich werden durchschnittlich 300 Tonnen Rohhopfen, verteilt auf 14 Sorten, erzeugt.
Die Hopfenbaugenossenschaft hofft auch auf Zuwachs, wohl wissend, dass der Hopfenbau zu Beginn hohe Investitionskosten und viel Fachwissen bedingt. (fell)