In der Steyregger Pfarrkirche ist der Wurm drin
STEYREGG. Er ist weiß, nur wenige Millimeter groß und ein echter Gourmet: der Holzwurm, der eigentlich die Larve des "Gemeinen Nagekäfers" ist. Die frisst sich gerne durch getrocknetes und weiches Holz, vorzugsweise an kühleren Orten. Besonders Kirchen kämpfen mit dem Trockenholzschädling, der über Jahre Kirchenbänke, Altäre und Holzfiguren durchlöchert und dabei auch jahrhundertealte Kunstwerke zerstören kann. So auch in der Pfarrkirche Steyregg. "Man sieht die Staubspuren, wenn die Larven ihren Mist durch die kleinen Löcher rausbringen, das sind richtige kleine Hügel", sagt Hans Schmitsberger, der Finanzverantwortliche der Pfarre. In der kommenden Woche jedoch geht es dem Holzwurm an den Kragen.
Kirche ist eine Woche gesperrt
Richten soll es ein giftiges Gas mit dem Wirkstoff Sulfuryldifluorid, das am Montag in die Kirche eingeleitet wird. Zuvor dichtet das Steyregger Unternehmen Kickinger das Gotteshaus komplett mit Folien ab, sogar die Schließzylinder der Türen werden ausgewechselt. Nach einem Drucktest wird das Gas dann am Abend eingelassen. Zwischen 60 und 65 Stunden muss die Konzentration gehalten werden, damit sich die volle Wirkung entfaltet. Nico Bauchinger, Regionalleiter des Schädlingsbekämpfungsunternehmens, überwacht alles mittels einer App. "Im Normalfall muss man am nächsten Tag noch einmal nachgasen", sagt er. Am Donnerstag wird gelüftet. Die Kirche ist während des gesamten Vorgangs abgesperrt. Bis zu zehn Kirchen befreit das Unternehmen pro Jahr von Schädlingen.
Die "Holzwurmsanierung" ist der zweite Schritt der groß angelegten Kirchensanierung in Steyregg. Vor vier Jahren wurde bereits der Glockenstuhl um 90 Grad gedreht, weil die Schwingungen zuvor Risse im Mauerwerk verursacht haben. 2025 soll die statische Sanierung beginnen. Durch die Gewölbe und die Außenmauern würden Eisenstangen gezogen, erklärt Schmitsberger, auch im Dachstuhl seien massive Verankerungen notwendig.
2026 folgt die Außenmalerei, in den darauffolgenden beiden Jahren die Innenmalerei und der Verputz – vorausgesetzt das Geld ist da. Zwar zahlen Diözese und Stadtgemeinde mit, einen großen Teil der Kosten muss die Pfarre aber selbst auftreiben: durch Flohmärkte, den Pfarrball, die sonntägliche Kollekte. "Wir müssen das Schritt für Schritt machen", sagt Pfarrvikar Andreas Hinterholzer. Auch Spenden sind willkommen.
Da auch so mancher Steyregger Haushalt mit dem Holzwurm kämpft, bietet die Pfarre an, dass man seine Holzmöbel in die Kirche bringen und gleich mitbegasen lassen kann. Wer das möchte, kann sich beim Pfarrsekretariat melden.