Tödliche Hundeattacke: "Elmo wurde auf Schärfe abgerichtet"
LOCHEN/NAARN. Nach der tödlichen Hundeattacke in Naarn erhebt die Tierschutzorganisation Pfotenhilfe Lochen nun Anschuldigungen gegen die Besitzerin des betroffenen American Staffordshire Terrier. "Elmo" sei "auf Schärfe abgerichtet worden."
Die Mitarbeiter der Pfotenhilfe seien "schockiert" über den Vorfall, teilte Chefin Johanna Stadler am Mittwoch in einer Aussendung mit. Wie berichtet, war am vergangenen Montag eine 60-jährige Joggerin von dem vierjährigen Rüden angefallen und zu Tode gebissen worden.
Der Fall sei insofern besonders irritierend, als dass der betroffene und mittlerweile eingeschläferte Hund "Elmo" von seiner Besitzerin, die auch Hundezüchterin ist, "durch so genanntes 'Schutzhundetraining' auf Schärfe abgerichtet wurde". Stadler beruft sich auf jene in sozialen Medien veröffentlichten und mittlerweile wieder gelöschten Fotos der Zuchtstätte, die Elmo bei einem derartigen Schutzhundetraining zeigen (siehe Fotos). Darauf ist das Tier unter anderem dabei abgebildet, als es auf einen Trainer wild bellend losspringt. Auf anderen ist Elmo zu sehen, als er sich gerade in einen Gegenstand verbeißt. Der Vermerk samt Emojis mit lächelndem Herz-Gesicht und Muskel-Arm der Züchterin dazu: "Elmo lässt's krachen".
Unschuldige Tiere würden zu lebenden Waffen gemacht
Stadler hält in diesem Zusammenhang fest, dass es generell "keine aggressiven Rasse" gebe und sie sich daher gegen die Bezeichnung "Kampfhunderassen" verwehre, denn: "Wenn es um Tiere geht, ist nach wie vor immer und ausschließlich der Mensch das Problem! Insbesondere dann, wenn er unschuldige Tiere zu lebenden Waffen macht." Sie habe "null Toleranz gegenüber dieser grausamen und unmenschlichen Abrichtung auf Schärfe", sagte Stadler weiter. Tierschutzminister Johannes Rauch (Grüne) sei daher aufgefordert, "noch diesen Herbst ein längst überfälliges Verbot für 'Schutzhundeausbildung' zu verhängen - zum Schutz von Tier und Mensch, wie im aktuellen Fall".
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Seit dem tödlichen Hundebiss werden nun vermehrt Stimmen laut, die eine Evaluierung des oberösterreichischen Hundehaltegesetz fordern. Die Pfotenhilfe-Chefin hält davon nichts, wie sie sagt: Das Gesetz biete ohnehin "schon jetzt sehr viele Möglichkeiten". Vielmehr sieht Stadler den Naarner Bürgermeister, Martin Gaisberger, gefordert. Dieser müsse nun "alle Möglichkeiten des Oö. Hundehaltegesetzes" ausschöpfen, bis hin der Untersagung der Hundehaltung durch die betroffene Züchterin und deren Frau mit deren Zuchtstätte.
Für das Verbot derartigen aggressiven Trainingsmethoden spricht sich in der Aussendung auch eine Tierschutzqualifizierte Hundetrainerin aus. "Hunden beizubringen, Menschen zu beißen, sollte für Private endlich verboten werden", wird Ursula Aigner darin zitiert. Denn die Verwechslungsgefahr sei zu groß: "Im Training soll er auf gewisse Bewegungen zubeißen, im Alltag nicht." Hunde seien Familienmitglieder und dürften "nicht als Statussymbol oder gar Waffe missbraucht werden".
OÖN TV: Hundepsychologin Ulrike Griessl über den tödlichen Angriff