Perfektionist mit Weitblick
Beharrlichkeit und Intelligenz zeichneten den plötzlich und viel zu früh verstorbenen Tenor Kurt Azesberger aus. Eine Zielstrebigkeit, die ihn zu einem der führenden und prägenden Sänger, Lehrer und Kirchenmusiker unseres Landes und weit darüber hinaus werden ließ.
Dieses Suchen nach künstlerischer Perfektion hat Kurt Azesberger schon als Kind und Jugendlicher im Konvent der St. Florianer Sängerknaben wie auch im Musikgymnasium Linz mitbekommen, während seines Studiums in Wien bei Hilde Rössel-Majdan und Kurt Equiluz weiter ausgebaut und sich dabei selbst einzuschätzen gelernt. Das war vielleicht der Grund, nach einem kurzen Engagement am Linzer Landestheater die freie Sängerlaufbahn zu wagen und nur jene Partien zu singen, die der Stimme entsprechen und sie zur Geltung kommen lassen.
Begleiter dabei waren Dirigenten wie der Klassenkollege Franz Welser-Möst, aber auch Claudio Abbado, Nikolaus Harnoncourt, Kent Nagano und viele andere, mit denen er große Partien erstmals einstudieren konnte. Partien, die ihn in die Konzertsäle und Opernhäuser der ganzen Welt führten, die quasi zum Markenzeichen seiner künstlerischen Persönlichkeit wurden. Dabei standen die Evangelisten in beiden Bach-Passionen wohl an erster Stelle, die er mehr als hundertmal interpretierte.
Persönliche Höhepunkte in letzter Zeit waren Engagements in Florenz, Venedig (Elektra), Mailand (Rosenkavalier), Rom (Meistersinger, Rheingold, Król Roger) München (Schlaues Füchslein) und in China. Seinem Lehrer Balduin Sulzer hat er die Liebe zur Kirchenmusik zu verdanken. Sowohl als dessen Nachfolger im Amt des Stiftskapellmeisters von Wilhering als auch in der Gestaltung unzähliger Soli in Messen und Kirchenopern (u.a. "Hiob") war ein intensives, textdeutliches und qualitätsvolles Musizieren oberstes Gebot. Das zeichnete ihn auch als vorzüglichen und gefragten Liedinterpreten aus. Als Universitätsdozent prägte er eine Generation junger Sängerinnen und Sänger und bewies dabei Engelsgeduld, wenn es darum ging, den Schlüssel zur Persönlichkeit zu finden.
Diese Fähigkeit, in jungen Menschen das Potenzial zu erkennen und zu wecken, machte ihn zu einem Perfektionisten mit Weitblick, der vielen fehlen wird.