ASCHACH AN DER STEYR. 4100 Reben pflanzte das Winzerpaar Tamara Redl und Christian Dorfmayr auf einem Acker in Aschach, wo früher nur Kukuruz wuchs. In zwei Jahren ist die "Jungfernlese".
Da war kein Hobbygärtner am Werk. An Spalieren und Kletterhilfen ranken sich in Reih und Glied auf einem Feld mit dem Aschacher Kirchturm im Hintergrund 4100 Rebstöcke hoch, wo noch nie ein Weinberg war. Unkraut ist säuberlich gejätet, der Boden gemulcht. Tamara Redl und Christian Dorfmayr haben sich vor einem Jahr entschlossen, den Hof zu übernehmen, aber kein Vieh mehr in den Stall zu stellen. Stattdessen sollen in das Wirtschaftsgebäude einmal die Presse und die Fässer einer Weinkellerei kommen.
Mit einem vorerst 1,2 Hektar großen Weingarten in unseren Breitengraden und Höhenlagen des Traunviertels ist das neue Winzerpaar aus Aschach kein Exot mehr. Armin Rogl aus Bad Hall ist mit seinem Grünen Veltliner und Gelben Muskateller ebenso schon am Markt wie Andreas und Evamarie Schäfer aus Sierning, die sich mit ihrem Betrieb auf den Bio-Weinbau eingeschworen haben.
"Von den Kollegen bekommt man immer wieder wertvolle Tipps", sagt Dorfmayr, "das ist eine richtig gute Gemeinschaft". Er und seine Freundin sind als Weinbauern auch nicht vom Himmel gefallen. Beide haben schon während der Coronapandemie unzählige Fachbücher verschlungen und zum Thema Weinbau das ganze Internet durchsurft. Dazu haben beide auch Dutzende Externistenseminare an der berühmten HBLA für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg besucht. In ihrem Weingarten haben die beiden im Frühjahr 4100 Setzlinge der Rebsorten Grüner Veltliner, Chardonnay, Gewürztraminer sowie den Rotwein Pinot Nova und Souvignier gris gepflanzt. Letztere zwei sind insbesondere bei Bio-Winzern immer beliebtere Anbausorten. Für Redl und Dorfmayr ist ebenfalls keine Frage, dass ihre Trauben nicht mit Pflanzengiften und Schädlingsbekämpfungsmitteln gespritzt werden. Die überzeugten Bio-Bauern haben eigens eine Maschine für ihren Traktor gebaut, die das Unkraut mechanisch ausreißt. Wenn der Traktor dann doch mit einem Plastiktank durch die Rieden tuckert, werden aufgelöstes Steinmehl und andere organische Mittel versprüht, die nicht umweltschädlich sind und nach den strengen Vorgaben des Bio-Landbaus eingesetzt werden dürfen. "Natürlich bedeutet das mehr Arbeit", sagt Dorfmayr. In zwei Jahren soll Jungfernlese sein und die ersten Trauben geerntet werden. Der Weingarten ist für die beiden mehr als Liebhaberei: Es soll ein edler Tropfen werden, der auf die Weinkarten der Restaurants und in den Direktverkauf kommen soll. "Wir wollen es so weit bringen, dass wir in unseren Brotberufen zumindest spürbar Stunden reduzieren können", sagt Dorfmayr.