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Imamin: Besonders Österreich "Hotspot für Islamisten"

Von nachrichten.at/apa, 07. Dezember 2024, 12:52 Uhr
Teilnehmer einer Islamisten-Demo Bild: AXEL HEIMKEN (APA/dpa/Axel Heimken)

WIEN. Die deutsch-türkische Imamin und Aktivistin Seyran Ateş sieht im Politischen Islam das größte Problem für Europa.

Besonders Österreich sei ein "Hotspot für Islamisten", die sich in Parallelgesellschaften ungestört organisieren würden. "Die Parallelgesellschaften, über die nicht gesprochen werden sollte - weil man es als Fremdenfeindlichkeit und Stigmatisierung bezeichnet - sind inzwischen Gegengesellschaften geworden", sagte Ateş in einem Interview beim Mediengipfel in Lech.

Der Mut und die Courage dieser Extremisten, die Einführung der Scharia offen zu fordern, sei gewachsen, so Ateş. "Sie haben sich in gewissen Bezirken etablieren können, weil es keine vernünftige Integrationspolitik gab. Dort ist der Imam oder der Patriarch mehr wert als der Bürgermeister", sagte Ateş, die als Botschafterin für eine progressive Ausrichtung des Islams eintritt und in Berlin eine eigene Moschee gründete. Dort beten Männer und Frauen gemeinsam, auch LGBTQI-Muslime sind erwünscht. Ateş bekam deswegen Morddrohungen, ihre Moschee musste wegen Bombendrohungen vorübergehend schließen.

Sie lebt seit 18 Jahren unter Polizeischutz. Die Leibwächter, die ihr nie von der Seite weichen, nennt sie ihre "Engel". Die Aktivistin hat u. a. 1984 einen frauenfeindlich motivierten Anschlag durch ein mutmaßliches Mitglied der rechtsextremen türkischen "Grauen Wölfe" schwerstverletzt überlebt.

Zu viel Toleranz für Intoleranz

Der politische Wille, fundamentalistische "Gettos" aufzulösen und eine strikter regulierte Migrationspolitik zu implementieren, fehle in Österreich und Deutschland. Die Regierungen würden zu viel Toleranz für Intolerante zeigen, um sich nicht "die Finger an dem Thema zu verbrennen." Ateş sehr direkt: "Es wird sich erst etwas ändern, wenn diese Leute oder ihre Kinder etwas in die Fresse kriegen."

Mit ihrer derzeitigen Migrationspolitik würden sich die Christ- und Sozialdemokraten auf kurz oder lang abschaffen und radikalen Kräften den Weg ebnen. "Das, was in den USA mit Donald Trum jetzt passiert ist, sehe ich in Österreich und Deutschland mit fünf bis zehn Jahren Verspätung auch passieren. Vor allem die Migranten, die schon länger im Land leben, werden dafür sorgen, dass AfD und FPÖ stark werden", warnte Ateş. Die Demokratie habe keine Ewigkeitsgarantie, sie schaffe sich selbst ab.

Im Hinblick auf - verhinderte -Terrorangriffe in Österreich, wie auf das Taylor Swift-Konzert in Wien und den Wiener Hauptbahnhof, die jeweils von Unter-20-Jährigen geplant wurden, bestätigte Ateş den Eindruck, dass Islamisten immer jünger würden. "Es fehlt einfach an einem wirksamen Gegennarrativ. Kinder werden während der Pubertät von der Gesellschaft allein gelassen und sind leichte Beute für Extremisten." Ultrakonservative Imame in sozialen Netzwerken würden ihnen Orientierung in einer komplexen Welt und das Gefühl von Zugehörigkeit vermitteln, erläuterte Ateş.

Islam funktioniert nicht wie Kirche

Ihre eigene Sicherheitslage hat sich seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober wieder verschärft, weil sie sich für das Existenzrecht Israels aussprach. Die Imamin sieht ihre progressive Islam-Strömung aber trotz der islamistischen Tendenzen auf dem Vormarsch. "Dass die Mehrheit der Muslime in Europa konservativ ist, ist eine Erzählung der Mehrheitsgesellschaft", sagte Ateş. Vor allem viele junge Menschen würden am liebsten zeitgemäß und modern leben, wenn auch nicht westlich. Der Eindruck des Konservatismus entstehe, weil die Institutionen von Orthodoxen kontrolliert werden und nur sie mit dem Staat im Austausch stünden. Hier müsse man ansetzen, sagte Ateş. "Ein großer Fehler, den die Politik macht, ist, dass sie denkt, der Islam funktioniert wie die Kirche. Somit sprechen wir von einer Verkirchlichung des Islams. Damit muss Schluss sein", forderte die Imamin, die auch eine progressive Moschee in Wien errichten wollte, aber am Widerstand der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) scheiterte.

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