Österreicher weiterhin in Hamas-Gefangenschaft: "Wir lassen nichts unversucht"
GAZA/WIEN. Österreich bemüht sich weiterhin darum, jenen Österreicher freizubekommen, der sich seit fünf Monaten in der Gefangenschaft der militanten Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen befinden soll.
"Wir lassen nichts unversucht. Das ist ein österreichischer Familienvater", betonte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) am Samstag am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz, wo er den katarischen Premier und Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani traf.
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Auch halte man Kontakt zu Ägypten und Israel in der Angelegenheit. "Wir wissen nicht, wo sie (die Geisel, Anm.) ist. Wir haben nie Hinweise gekriegt, dass er nicht leben sollte", sagte Schallenberg mit Blick auf den Österreicher, der am 7. Oktober 2023 im Zuge der Hamas-Massaker in Israel verschleppt wurde. Bei der Geisel handelt es sich bisherigen Angaben zufolge um den israelisch-österreichischen Doppelstaatsbürger Tal Shoham. Er war mit seiner Frau und mehreren Kindern entführt worden. Die anderen Familienmitglieder, die teils auch die deutsche Staatsbürgerschaft haben, kamen im Gegensatz zu ihm frei.
Noch 130 Geiseln in Gewalt der Hamas
Katar ist ein Vermittler bei den Bemühungen, eine Feuerpause im Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas zu herzustellen. Während der Waffenruhe sollen dann zum zweiten Mal seit Kriegsbeginn Geiseln gegen palästinensische Gefangene ausgetauscht werden. Thani traf in München auch den israelischen Präsidenten Yitzhak Herzog. 130 Geiseln sollen sich noch in der Gewalt der Hamas befinden.
Schallenberg würdigte die Bemühungen Thanis, der seit Monaten "stark dahinter" sei, was eine Geiselfreilassung betrifft. "Wir wollen zwei Sachen", sagte Schallenberg, "Humanitäre Hilfe soll rein (in den Gazastreifen, Anm.), die Geiseln sollen raus." Eine Feuerpause sei die "logistisch-logische Voraussetzung" dafür.
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Laut Schallenberg herrscht bei den Teilnehmern der Münchner Sicherheitskonferenz "große Furcht" vor einer Großoffensive Israels auch im Süden des Gazastreifens. "Israel muss deutlicher klarmachen, dass sie unterscheiden zwischen der (palästinensischen) Zivilbevölkerung und den Hamas-Terroristen", forderte der Außenminister. "Das verschwimmt allzu oft", sagte er und ergänzte: "bei allem Verständnis für das Selbstverteidigungsrecht Israels". Kein Staat - auch nicht Israel - stehe über dem Völkerrecht.
Israel habe am 7. Oktober 2023 den "Nimbus der Unverletzlichkeit", den es seit dem Yom-Kippur-Krieg genau 50 Jahre davor besessen habe, verloren. Allerdings dürfe man "nicht ein Trauma mit einem anderen Trauma, eine Ungerechtigkeit mit einer anderen Ungerechtigkeit aufwiegen".