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Vor 30 Jahren: Rohrbombenattentat in Oberwart - "Vier Menschen waren tot"

Von nachrichten.at/apa, 25. Jänner 2025, 14:25 Uhr
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Bildergalerie Vor 25 Jahren: Rohrbombenattentat in Oberwart
Bild: APA

EISENSTADT/OBERWART. Vier Menschen, die Emmerich Gärtner-Horvath kannte, sind am 5. Februar 1995 bei einem Attentat in Oberwart getötet worden.

"Ich kann mich noch gut erinnern, so wie wenn es heute gewesen wäre. Ich wurde von einer Bewohnerin angerufen. Vier Menschen waren tot", sagt Emmerich Gärtner-Horvath. Der Obmann vom Verein Roma-Service spricht von einem Schockzustand, wenn er vom Erlebten berichtet und plädiert für Aufklärung und Bildung, um Vorurteile und Rassismus abzubauen.

In jener Nacht hatte eine Rohrbombe vier Angehörige der Volksgruppe der Roma getötet. Die Männer wollten eine Tafel mit der Aufschrift "Roma zurück nach Indien" entfernen, die der Bombenbauer Franz Fuchs als Sprengfalle vorbereitet hatte.

"Ich bin am Sonntag um 7.30 Uhr angerufen worden, habe mich sofort ins Auto gesetzt und bin in die Romasiedlung gefahren. Ich habe Radio gehört und das war erschreckend, wie die Medien schon berichtet haben", denn es sei zunächst von einer "Zigeunerfehde" die Rede gewesen. Bei seinem Eintreffen sei der Tatort noch nicht abgesperrt gewesen. "Das erste Bild war erschreckend, man hat die Personen ja gekannt. Ich habe auch den Bestatter gekannt. Er sagte, so ein schreckliches Bild hat er noch nie gesehen", erzählte Gärtner-Horvath im APA-Gespräch und meinte auch: "Das war der schrecklichste Tag meines Lebens."

Schutzmaßnahmen für die Volksgruppe

Während die Spurensicherung ihre Arbeit aufnahm, jeden Quadratzentimeter untersuchte, und später in der gesamten Romasiedlung Hausdurchsuchungen stattfanden, sei es bereits medial zu einer Vorverurteilung gekommen, kritisierte Gärnter-Horvath: "Es gab damals ja mehrere Attentate. Man brauchte nur die Puzzleteile zusammensetzen. Warum sollten sich die vier eine Tafel selbst schreiben und in die Luft sprengen?"

Als damaliger geschäftsführender Obmann des Roma-Vereins habe er in den folgenden Tagen und Wochen Kontakt zu den Angehörigen gehalten, mit Medienvertretern und Vertretern der anderen Volksgruppen. "Wir sind viel mit der Politik zusammengesessen und mit Beamten. Es ging darum, welche Maßnahmen man treffen kann." Die Polizei etwa sei regelmäßig Streife in der Gegend gefahren und habe nach Auffälligem Ausschau gehalten. "Das hat man jetzt noch in den Knochen. Ich schaue immer unters Auto", so Gärtner-Horvath.

So schrecklich das Attentat auch war, habe sich für die Roma im Burgenland danach vieles zum Besseren entwickelt. Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wurden gesetzt, Lernprojekte gestartet und ein Roma-Fonds für Studierende eingerichtet. Es kam in weiterer Folge zum Austausch mit Schulen und dem Bildungsressort. "Uns war wichtig, das Klischeebild abzubauen. Obwohl das ein schreckliches Attentat war, sind wir viele Schritte vorwärts gegangen."

Geschichtsverständnis stärken

Im Burgenland leben etwa 4.000 Roma. Zum Teil wird noch Romanes gesprochen, dies sei aber rückläufig, wie auch bei den Kroaten oder Ungarn, erklärte Gärtner-Horvath, betonte aber: "Die Kommunikation im digitalen Bereich boomt. Es gibt Blogs, in denen die Sprache lebendig gehalten wird. Seit kurzem gibt es Romanes auch in Google Translate." Die Romasiedlung in Oberwart besteht noch in kleinerer Form. Viele seien nach Oberwart in die Stadt oder ganz woanders hingezogen. "Das ist eine ganz normale Entwicklung. Die Jugend baut sich ihr Leben dort auf, wo sie einen Job hat. Das ist so."

Zur aktuellen politischen Entwicklung mit einer sehr starken FPÖ in Österreich meinte Gärtner-Horvath: "Jeder Wähler ist selbst gefragt, wie sich Österreich entwickeln soll und man sollte ein Geschichtsbewusstsein haben. So ehrlich muss man sein, man interessierte sich nicht für die Geschichte, das sind jetzt die Ergebnisse." Hin und wieder eine Gedenkveranstaltung abzuhalten, sei zu wenig. Seiner Meinung nach müsste der Aufarbeitung der jüngeren Geschichte Österreichs und dem Holocaust breiter Raum im Schulunterricht eingeräumt werden. "Die Geschichte hat uns alle geprägt und ich hoffe, dass sie uns nicht wieder einholt und akut zuschlägt. Das wäre das Schlimmste für alle."

Mit der Politik stehen die Roma heute aber in einem guten Austausch. Im Bundeskanzleramt gibt es seit 2011 die Dialogplattform. "Wenn Probleme auftauchen, werden sie gemeinsam gelöst. Wir versuchen, unsere Empfehlungen der Politik zu unterbreiten und gemeinsam daran zu arbeiten. Das ist ein guter und wichtiger Schritt, dass man Personen informiert", so Gärtner-Horvath. Der Blick soll auch auf Europa gerichtet werden, um die Situation der Roma in anderen Ländern zu beleuchten. "Wir fühlen uns ja auch als Europäer. Wir fühlen uns als Österreicher, als Burgenländer und als Volksgruppen-Angehörige."

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fischerfel (827 Kommentare)
am 25.01.2025 19:59

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