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Unwetter: "Etwas Entspannung" in Niederösterreich

Von nachrichten.at/apa, 17. September 2024, 10:31 Uhr
Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser
Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser in Niederösterreich. Bild: APA/HELMUT FOHRINGER

ST. PÖLTEN. In der Hochwassersituation in Niederösterreich hat der Dienstag laut Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) "etwas Entspannung" gebracht.

 Der Regen habe aufgehört, weshalb in vielen Regionen "Gott sei Dank" die Pegel zurückgingen, sagte die ÖVP-Politikerin nach einer neuerlichen Lagebesprechung in Tulln. Die Dimension der Schäden sei "noch nicht abschätzbar". 75 Millionen Euro an Soforthilfe stehen bereit. Indes ist ein fünftes Todesopfer im Bundesland zu beklagen. In Würmla (Bezirk Tulln) starb eine 81-Jährige in ihrem gefluteten Wohnhaus. Die Leiche wurde Polizeiangaben zufolge Dienstagfrüh von Einsatzkräften entdeckt.

Allein am Montag habe es 21 kleinere oder größere Dammbrüche gegeben, informierte LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) in Tulln. Deren provisorische Reparatur sei ein Schwerpunkt der vielen Arbeiten, die anstünden. Es liege eine "extreme Ausnahmesituation" vor, betonte Pernkopf. In manchen Landesteilen sei binnen weniger Tage die vier- bis sechsfache durchschnittliche Monatsmenge an Regen niedergegangen.

Laut Pernkopf sind bisher 32.600 Einsatzkräfte aufgeboten worden. Allein am Dienstag seien es auch 1.300 aus anderen Bundesländern. 26 Gemeinden seien nicht erreichbar. Etwa 1.100 Objekte mit rund 2.200 Personen seien evakuiert worden, davon 49 Menschen mit Hubschraubern. 765 befanden sich dem Landesvize zufolge in organisierten Unterkünften, die Mehrzahl von ihnen in der Messe Tulln. Aus 13 Bezirken lagen Anforderungen für Assistenzeinsätze des Bundesheeres vor. Insbesondere gehe es dabei um beschädigte Hochwasserschutzanlagen, sagte Pernkopf.

"Versuchen, provisorisch zu flicken"

Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner verwies auf einen Dammbruch an der Perschling in Rust im Tullnerfeld in der Gemeinde Michelhausen (Bezirk Tulln). Die Helfer wollten "versuchen, provisorisch zu flicken". Das Bundesheer werde dabei unterstützen.

Schadenskommissionen würden zeitnah in die Gemeinden kommen, kündigte die Landeshauptfrau an. Darauf folgen soll rasche Unterstützung der vom Hochwasser Betroffenen mit Geldern aus dem Katastrophenfonds. Die Landesregierung beschloss am Dienstag einstimmig 75 Millionen Euro an Soforthilfe, davon kommen 45 Millionen Euro vom Bund und 30 Millionen vom Land. "Wir lassen die Menschen nicht im Stich", betonte die Landeshauptfrau nach der Landesregierungssitzung vor Journalisten in St. Pölten. Ersetzt werden bis zu 20 Prozent der anerkannten Gesamtschadenssumme. In Härtefällen seien es bis zu 50 Prozent, sagte Pernkopf. Das Versprechen, den Fonds aufzustocken, wenn die Summe nicht ausreicht, könne - wie der Bund - auch das Land abgeben, so Mikl-Leitner.

"Die 30 Millionen Euro werden wir durch Umschichtungen und Minderausgaben sowie Mehreinnahmen aus dem Landesbudget abdecken", sagte Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP): "Das bedeutet, wir brauchen einen sehr restriktiven Budgetvollzug über alle Dienststellen des Landes hinweg im laufenden Jahr." Für eine höhere Summe brauche es einen Landtagsbeschluss, geplant sei dieser in einer Sitzung im Herbst, sagte der Finanzlandesrat. SPÖ-Landesparteichef Landesrat Sven Hergovich begrüßte in einer Aussendung die sofortige Freigabe der Mittel durch Schleritzko. "In dieser Krise müssen wir zusammenhalten, parteiübergreifend alle Expertise zusammenziehen, denn es kann ausschließlich um Lösungen im Sinne der Bevölkerung gehen."

Streifentätigkeit wird verstärkt

Die Polizei gab am Dienstag bekannt, ihre Streifentätigkeit in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten zu verstärken. Eigentumsdelikte und illegale Sperrmüllsammlung sollen hintangehalten werden, sagte Chefinspektor Johann Baumschlager zur APA. Zudem würden Schaulustige weggewiesen. Erinnert wurde auch daran, dass Straßensperren keinesfalls durchfahren werden dürften. Hochwasserführende Flüsse stellten lebensgefährliche Bereiche dar, betonte der Polizeisprecher.

Am Montag bzw. in der Nacht auf Dienstag sind sieben Ortschaften im Tullnerfeld evakuiert worden. Das Rote Kreuz hat in der Messe Tulln ein Notquartier eingerichtet. Bis zu 1.000 Menschen können untergebracht werden. Feldbetten stehen ebenso wie eine Feldküche zur Verfügung. Dienstagfrüh wurden laut Sonja Kellner vom Roten Kreuz 325 Personen betreut. Etwa 450 seien es in der Spitze in den Nachtstunden gewesen. Auch Mitarbeiter von Kriseninterventionsteams waren in dem Quartier in den Hallen 6 und 10 der Messe Tulln an Ort und Stelle. Die Einrichtung in der Bezirksstadt bleibe so lange in Betrieb, wie sie gebraucht werde, sagte Kellner.

Gefährlicher Zwischenfall in Krems

Einen gefährlichen Zwischenfall gab es am Montagabend in Krems am gleichnamigen Fluss. Ein Rollstuhlfahrer dürfte eine Absperrung missachtet haben und kam im Uferbereich des Flusses zu Sturz, berichtete die Feuerwehr. Der Mann wurde gerettet und ins Landesklinikum Krems transportiert.

"Die Hochwasser-Dämme im unteren Kamptal haben gehalten", hatte Pernkopf schon in der Früh mitgeteilt. "Sehr schwach" seien Dämme im Tullnerfeld, im Raum St. Pölten und im Pielachtal. Sie müssten mit schwerem Gerät geschützt und saniert werden." In Erpersdorf in der Marktgemeinde Zwentendorf (Bezirk Tulln) mussten Menschen in der Nacht ihre Häuser verlassen.

Nachdem sich die Lage in der Bundeshauptstadt entspannt hatte, wurden am Montagnachmittag auch Hilfskräfte und Gerätschaften der Wiener Feuerwehr in den Bezirk Tulln gebracht. Darunter ist auch eine Großpumpe, die in Kombination mit drei sogenannten Hochwasserschwimmpumpen eine maximale Förderleistung von 50.000 Litern in der Minute erreicht. Die Mannschaft wird einige Tage in Niederösterreich im Einsatz sein.

Donau: Langsames Sinken erwartet

Bei den westlichen Donaupegeln sei in den Morgenstunden der Scheitel erreicht worden, führte Pernkopf weiter aus. Der Wasserstand der östlichen (Korneuburg und Wildungsmauer) werde im Laufe des Tages noch leicht ansteigen und danach ebenfalls zurückgehen. Generell werde für die Donau ein sehr langsames Sinken des Wasserspiegels erwartet. Die Donauzubringer zeigten Dienstagfrüh eine weiter fallende Tendenz. Anstiege seien nur noch bei Leitha und March zu erwarten, die Scheitelwerte für Mittwoch prognostiziert.

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"Das Schlimmste ist überstanden"

"Das Schlimmste ist überstanden", wurde am Dienstag auch in St. Pölten aufgeatmet. "Die Lage nach dem Hochwasser-Alarm entspannt sich allmählich. Die Pegelstände der Bäche, der Traisen und des Grundwassers gehen zurück", teilte das Rathaus mit. Bis auf wenige Ausnahmen seien auch alle Verkehrssperren in der Landeshauptstadt aufgehoben. Der Stadtbus LUP könne damit "fast seinen Normalbetrieb wieder aufnehmen". Mindestens eine Woche andauern würden die Reparaturarbeiten an der durch das Hochwasser der vergangenen Tage zusammengebrochenen Vakuum-Anlage zur Entsorgung des Abwassers im Stadtteil Pottenbrunn. Für die betroffene Bevölkerung stehen Dusch- und WC-Anlagen bereit bzw. sind eigens eingerichtet worden. Die Gas-Versorgung musste am Dienstag in dem Stadtteil aufgrund der Hochwasser-Folgen zentral abgeriegelt werden.

"Keine relevanten flächigen Niederschläge"

In den kommenden Tagen erwarten die Hydrologen in Niederösterreich laut dem Landesvize "im Wesentlichen keine relevanten flächigen Niederschläge". Kleinräumige lokale Spitzen bis maximal 15 Millimeter könnten im südwestlichen Mostviertel auftreten.

Am Stausee Ottenstein ist der Zulauf des Kamp am Dienstag laut EVN-Sprecher Stefan Zach "langsam, aber stetig" auf 200 Kubikmeter Wasser pro Sekunde zurückgegangen. 150 Kubikmeter pro Sekunde wurden gleichzeitig abgegeben. Das freie Volumen betrug 3,5 Millionen Kubikmeter, am Montagabend war es bei sechs Millionen Kubikmeter gelegen. Genutzt werde dieser Raum "weiter zur Entlastung des Kamp-Unterlaufes", betonte Zach. Mit einem neuerlichen Rückgang der Zuflüsse in den Stausee wurde gerechnet.

Der Hochwasserschutz "hat geholfen, sonst hätten wir noch viel gröbere Schäden zu verzeichnen", hielt Mikl-Leitner fest. Der Auftrag sei nun, "alle Hochwasserschutzbauten zu überprüfen, zu analysieren und weitere Schritte abzuleiten".

250 Straßen weiter gesperrt

Etwa 250 Straßen in Niederösterreich waren laut ÖAMTC weiterhin gesperrt. Längere Staus im Frühverkehr blieben aber aus, berichtete ein Sprecher. Nach den heftigen Regenfällen lief der Betrieb am Flughafen Wien in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) mittlerweile wieder plangemäß, teilte ein Sprecher am Dienstag auf APA-Anfrage mit. In den vergangenen Tagen sei es zu Verzögerungen bei mehreren Abflügen und Ankünften gekommen, gröbere Einschränkungen des Flugbetriebs durch die Witterung gab es demzufolge aber nicht.

Bereits am Sonntag war der Tod eines Feuerwehrmannes im Einsatz in Rust im Tullnerfeld in der Gemeinde Michelhausen (Bezirk Tulln) bekannt geworden. In Untergrafendorf in der Gemeinde Böheimkirchen (Bezirk St. Pölten-Land) starben nach Polizeiangaben vom Montag ein 70- und in Höbersdorf in der Marktgemeinde Sierndorf (Bezirk Korneuburg) ein 80-Jähriger. Ein weiteres Opfer ist ein vorerst unbekannter Mann in Klosterneuburg (Bezirk Tulln). Er wurde laut Polizei am Montagnachmittag im Strandbad Klosterneuburg im Wasser treibend entdeckt.

Dieser Artikel wurde um 13:36 Uhr aktualisiert.

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