Vor 20 Jahren kamen in Kaprun 155 Menschen ums Leben
KAPRUN. Heute jährt sich die Katastrophe von Kaprun zum 20. Mal. Nur 12 Menschen konnten sich aus der brennenden Bahn retten.
Am 11. November 2000 war in Österreich trotz Faschingsbeginn niemandem zum Lachen. Zu groß war die Bestürzung über die Brandkatastrophe in der Gletscherbahn auf das Kitzsteinhorn in Kaprun.
Ausgelöst durch ein Gebrechen des Heizlüfters, kam es kurz nach 9 Uhr früh zu einer Verkettung von unglücklichen Umständen, die in der größten Katastrophe der Nachkriegsgeschichte in Österreich endete. 155 Menschen kamen bei dem Brand ums Leben, unter ihnen 32 Bedienstete des Welser Magistrats und ihre Angehörigen, die einen zweitägigen Ausflug in den Schnee genießen wollten. Nur zwei aus der Gruppe überlebten.
Peter Koits war damals gerade ein Jahr lang Bürgermeister der Stadt Wels. "Ich war im Büro, weil Faschingsbeginn war", erinnert er sich an den Moment, als ihn der Anruf erreichte, dass es ein Unglück gegeben habe. Zu diesem Zeitpunkt war aber noch nicht abgeklärt, wie stark die Welser Gruppe davon betroffen ist. "Wir haben gehofft und gebangt. Leider kam alles anders", sagt der Altbürgermeister im Gespräch mit den OÖN.
"Schwierigster Moment"
Am Nachmittag gab es dann Gewissheit. Tags darauf musste er den Angehörigen der Opfer, die er ins Rathaus gebeten hatte, sagen, dass keine Hoffnung mehr bestehen würde. "Das war der schwierigste Moment für mich" – abgesehen von den 32 Begräbnissen. Für jeden Verstorbenen aus der Welser Gruppe hielt er eine Grabrede. "Ich hatte damals das Gefühl, die Angehörigen unterstützen zu müssen. Und: Ich habe die Mitarbeiter gut gekannt, da konnte ich auf jeden einzelnen besser eingehen."
Im Rückblick erinnert sich Koits an die große Anteilnahme der Bevölkerung. "Vor dem Rathaus kamen mir die Tränen, als Menschen hierher kamen und Kerzen aufgestellt und Gebete gesprochen haben. Das hat mich tief bewegt."
Von den 162 Passagieren der Unglücksbahn konnten sich nur zwölf retten, weil sie im hinteren Teil des Zuges waren, die Scheibe einschlagen konnten und im Tunnel entgegen der Kaminwirkung nach unten liefen. Neben den 150 Toten in der brennenden Bahn starben im entgegenkommenden Zug der Zugführer und ein Tourist sowie drei Personen auf der Bergstation durch Rauchgasvergiftung.
16 Verantwortlichen der Gletscherbahnen Kaprun AG und des Verkehrsministeriums wurde der Prozess gemacht. Sie wurden aber alle freigesprochen.
„Das hätte niemand für möglich gehalten“
Am Unglückstag entschied sich der Welser Ernst Hemedinger für die Seilbahn. Das war seine Rettung. Weil er die Seilbahn und nicht den Zug durch den Tunnel zum Kitzsteinhorn wählte, blieb der pensionierte Polizist Ernst Hemedinger aus Wels von der Katastrophe verschont. Der 93-Jährige erinnert sich.
Sie haben nicht nur Kaprun, sondern auch einen Schlaganfall überstanden. Wie geht es Ihnen?
Es ist alles okay. Mein rechter Fuß tut nicht mehr so. Ich habe aber keine Schmerzen. A Gaudi ist es nicht.
Warum sind Sie in Kaprun verschont geblieben?
Ich war Skilehrwart beim TVN und bin unzählige Male auf dem Gletscher Ski gefahren. Ich habe mich also gut ausgekannt. Weil an diesem Tag die Sonne so herrlich schien, bin ich in die Gondel und nicht in den Zug eingestiegen, der durch den dunklen Tunnel führte. Ein Magistratler, der Aicher Franz, hat sich mir angeschlossen. Das hat uns das Leben gerettet.
Wann haben Sie vom Unglück erfahren?
Wir sind oben fast den ganzen Tag gefahren. Am Nachmittag sahen wir den Rauch aus der Bergstation. Kein Mensch wusste zu diesem Zeitpunkt, was los ist. Daheim in Wels wussten sie mehr als wir am Unglücksort. Es hätte niemand für möglich gehalten, dass der Zug zu brennen beginnt.
Wie war die Stimmung da oben?
Es war kein Chaos. Alles ist ruhig verlaufen. Nach dem Runterfahren haben sie uns in eine Hütte gesetzt. Dort sagte ein Deutscher am Nebentisch: „Ein Wahnsinn, was da passiert ist.“ Wir sind dann zu unserem Bus gegangen und haben auf den Rest der Gruppe gewartet. Das Gwand von den Leuten ist dort noch herumgelegen, weil sie sich erst umziehen mussten. Als klar war, dass niemand mehr zurückkommen würde, haben sie uns in eine große Turnhalle gebracht. Sie haben uns dort noch ein Armband aus Plastik umgehängt, das ich als Erinnerung aufbewahre. Mit dem Bandl hat man uns registriert.
Sie haben an diesem Tag viele Freunde verloren. Wie geht man mit so vielen Verlusten um?
Ich hatte immer Glück. Das war schon im Krieg so, als ich den Gewehrlauf eines russischen Soldaten blickte. Ich habe überlebt. Kaprun ist 20 Jahre aus. Ich habe es abgehakt. Mit dem Rehak Kurt, der in der Messe arbeitete, damals aber schon in Pension war, bin ich noch am Vorabend gemütlich zusammengesessen. A Gaudi war’s. Wir haben noch debattiert, wann und wo wir am nächsten Tag fahren werden. Wie die meisten unserer Reisegruppe war auch er unter den Toten.
Das Unglück in Kaprun hat Sie nicht davon abgehalten, weiter Ski zu fahren.
Schauen Sie: Skifahren war immer meine große Leidenschaft. Ich war 20 Jahre lang Lehrwart. Auf der ganzen Welt bin ich Ski gefahren. Sogar in Ostrussland und in Japan. Als einer der Ersten außerhalb des Eisernen Vorhangs bin ich zum Skifahren nach Tschechien gekommen. Das war etwas Besonderes. Als ich mit 86 auf der Höss zweimal hintereinander an derselben Stelle gestürzt bin, habe ich entschieden, dass jetzt Schluss damit ist.
Zahlen zur Katastrophe
600 Meter nach der Tunneleinfahrt stoppt der bergwärts fahrende Zug, weil sich das kurz nach 9 Uhr ausgebrochene Feuer ausbreitet.
180 Liter ausgelaufenes Hydrauliköl entzünden sich aufgrund eines technischen Defekts eines Heizlüfters. Das ergab ein Gutachten.
12 Menschen gelingt es, durch Fenster aus dem Zug zu flüchten und talwärts zu entkommen. Jene, die sich befreien und in Panik nach oben laufen, sterben durch die Rauchgase, die infolge der Kaminwirkung nach oben getrieben werden.
150 Passagiere der defekten Bahn kommen ums Leben. Im Gegenzug werden der Fahrer und ein Tourist sowie drei Menschen in der Bergstation durch aufsteigende Rauchgase getötet.
63 Verhandlungsrunden nahm der Prozess gegen 16 Verantwortliche der Gletscherbahnen und des Verkehrsministeriums in Anspruch. Alle werden freigesprochen.
13,9 Millionen Euro Schadenersatz werden 2008 451 Angehörigen der Opfer zugesprochen.
155 Glaslamellen, von der jede für ein Opfer steht, beherrschen die Szenerie im Inneren der Gedenkstätte, die 2004 in Kaprun errichtet wurde.
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Die Jahre vergehen - der Schmerz der Angehörigen bleibt!
Geschehen ist seitdem nicht viel -- es regiert eben immer noch der Euro bzw. der Schilling. Der einzige, der diesen Wahnsinn stoppen bzw. zumindest verlangsamen konnte war wohl der Virus. Der ließ uns die Gemütlichkeit unseres Heimes entdecken, da eine durchzechte Nacht nicht mehr möglich ist.
Schifahren ist ein toller Sport auf das Drumherum kann man getrost verzichten.
Der traurigste Tag im Leben der Clique der Snowboarder aus Wels und Umgebung. Junge Menschen mit großartigen Werten im Herzen, haben ihr Leben lassen müssen.
Ich werde diesen Tag nie vergessen. Wir wussten nicht wo unsere Kinder sind und von Lang und Haslauer wurde herumgeeiert, bis ich anrief und Haslauer darauf aufmerksam machte, dass er endlich mit seinem Geschwafel aufhören solle, da die Grenze des Zumutbaren überschritten war. Lang hatte seinen großen Auftritt, an Stelle sich um die Sicherstellung der relevanten Unterlagen zu kümmern.
Die Zurückgebliebenen sind mittlerweile um 20 Jahre gealtert, in denen jedes Vertrauen in den Rechtsstaat zu recht verloren haben. Ein Staat, der so mit der Wahrheit umgeht, tritt die Werte der Verstorbenen nachträglich mit Füssen.
Die Behördenversagen müssen traditionell vertuscht werden, wenn auch das Vertrauen in den Staat dadurch gegen Zorn gegen den Staat ausgetauscht wird.
Lang sollte für diese Glanzleistung sogar zum Minister ernannt werde
Diese Katastrophe und ihre Aufarbeitung ist für mich der Grund an vielem zu zweifeln. Offensichtlich sind Richter nur zu schnell bereit die Lügen die ihnen vorgetragen werden für bare Münze zu nehmen. Im Prozess wurde ausgesagt dass Gasflaschen und Fahrgäste nie gemeinsam trnsportiert worden wären. Ich bin bei einer Fahrt aufs Kitzsteinhorn auf der letzten Plattform mit gezählten zwölf Gasflaschen gestanden. Nachdem es sich um eine Bergfahrt handelte waren sie wahrscheinlich voll.
"KEINER SCHULDIG"
so lautete das Urteil
20 Jahre danach
gibt es noch immer keine Anklageerhebungen
gegen den Richter und Gutachter.
Das verursacht nicht nur bei den Hinterbliebenen
sondern auch in der Fachwelt Kopfschütteln.
R.I.P.