Wiener Weihbischof Helmut Krätzl gestorben
WIEN. Der emeritierte Weihbischof starb am Dienstag im 92. Lebensjahr. Er wird als eine "Säule der österreichischen Ökumene" gewürdigt.
Der emeritierte Weihbischof der Erzdiözese Wien, Helmut Krätzl, ist tot. Krätzl verstarb am Dienstag im 92. Lebensjahr. "Ich bin ihm für sein vielfältiges und loyales Wirken in unserer Erzdiözese, an deren Leben er bis zuletzt interessiert und aufmerksam teilnahm, von Herzen dankbar", erklärte Kardinal Christoph Schönborn via Twitter.Wien. Krätzl habe sein Leben "ganz der Verkündigung der frohen Botschaft" gewidmet, so Schönborn: "Er liebte die Kirche und litt auch mit ihr."
Der 91-Jährige war zuletzt aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien in Behandlung. Krätzl wurde 1977 zum Bischof geweiht. Er stand im 69. Jahr seines priesterlichen sowie im 46. Jahr seines bischöflichen Dienstes.
Bücher und Auszeichnungen
Krätzl veröffentlichte insgesamt rund 15 Bücher, von denen etwa der 1998 erschienenen Band "Im Sprung gehemmt". Was mir nach dem Konzil noch alles fehlt" besondere öffentliche Beachtung fand. Sein letztes Buch "Meine Kirche im Licht der Päpste" veröffentlichte er 2016.
Dem Wiener Weihbischof wurden im Laufe der Zeit zahlreiche Auszeichnungen zuteil; so etwa das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1991), das Goldene Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich (1992), das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (1996), das Große Silberne Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich (2006), der Ehrenpreis des Viktor-Frankl-Fonds der Stadt Wien für das Lebenswerk (2013), die Julius-Raab-Medaille (2012) und der Kardinal-König-Preis (2015).
"Säule der österreichischen Ökumene"
Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka würdigte Weihbischof Helmut Krätzl als "eine der Säulen der österreichischen Ökumene, gemeinsam mit Christine Gleixner, Michael Staikos und Helmut Nausner". Mit ihm verliere die Evangelische Kirche einen "profilierten und liebevollen Gesprächspartner", betonte Bischof Chalupka laut evangelischem Pressedienst epdÖ.
Krätzl sei immer für eine lernfähige Kirche eingetreten, "eine Kirche, die sich ändert, die sich öffnet hin zu den Menschen und hin zur Welt". Wesentlich sei für ihn dabei das Zweite Vatikanische Konzil gewesen. "Dass nicht alles umgesetzt wurde, nicht alles fortgesetzt und so manches auch liegen gelassen und verhindert wurde, hat ihn immer geschmerzt, manchmal auch geärgert", so Chalupka. Helmut Krätzl sei immer "die Jugend am Herzen" gelegen, betonte der Bischof weiter. So sei es zu vielen anregenden und wertvollen Dialogen zwischen dem erfahrenen und schon an Jahren älteren, "aber im Herzen stets jungen Weihbischof" und den jungen Menschen gekommen.
Der emeritierte evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker zeigt sich dankbar für das "respektvolle Miteinander", Helmut Krätzl habe er als "väterlichen Begleiter und Freund der Ökumene" erlebt. Dabei habe Helmut Krätzl "nie einen Zweifel daran gelassen, dass er die Evangelischen Kirchen als Kirchen im vollen Sinn des Wortes und damit als Schwesterkirchen gesehen und respektiert hat. Versöhnte Verschiedenheit und ein Lernen voneinander im Sinn der Ökumene der Gaben, die wir tauschen, geben und empfangen - all dies beschrieb für ihn die Ökumene treffender als theologische Rechthaberei", sagt Bünker, der gemeinsam mit Krätzl über viele Jahre die "Gemischte katholisch-evangelische Kommission" leitete.
"Reformierter Kirche sehr verbunden"
Auch die Evangelische Kirche H.B. trauert um Weihbischof Helmut Krätzl. "Er war unserer reformierten Kirche sehr verbunden", sagt Landessuperintendent Thomas Hennefeld. Mit seinem Wirken habe er die ökumenische Landschaft "geprägt und bereichert, was auch unserer Kirche zugutekam". Regelmäßig, so Hennefeld, habe Krätzl an ökumenischen Veranstaltungen, Diskussionsrunden und Feierlichkeiten in der Reformierten Stadtkirche teilgenommen. "Ich schätzte sein entschiedenes Eintreten für eine gemeinsame Eucharistiefeier, auch wenn diese noch aussteht", unterstrich der Landessuperintendent. Persönlich habe er Weihbischof Krätzl in Erinnerung als "liebenswürdigen, humorvollen, aber auch ungeduldigen Menschen, dem die Fortschritte in der Ökumene viel zu langsam gingen. Mögen seine ökumenischen Bemühungen zukunftsweisend sein."
Der Wiener Superintendent Matthias Geist würdigte Helmut Krätzl als "entschiedenen Wegbereiter gelebter Ökumene". Gleichzeitig durfte er, so Geist, den Weihbischof "in seiner herzlichen und bescheidenen Art" auch als einen "herausragenden Seelsorger" kennenlernen. "Sein reiches Leben und Wirken war geprägt von einem einfühlsamen Wesen, mit dem er unzählige Menschen erreichte und damit die frohe Botschaft lebendig verkündete. Ob bei der gemeinsamen Weihnachtsfeier im Wiener Jugendgefängnis oder bei ökumenischen Begegnungen und Diskussionen: er war auch bis ins hohe Alter immer sehr präsent und von Gottes Geist erfüllt", bekräftigt der Superintendent, der früher als Gefängnisseelsorger tätig war.