Videoplattform YouTube will "Clickbait" den Kampf ansagen
SAN BRUNO. Die Google-Tochterfirma führt Nutzer mit Videotiteln und Vorschaubildern häufig in die Irre – das soll sich ändern.
Google will auf seinem Videoportal YouTube künftig verstärkt gegen Clickbait vorgehen – also Videotitel oder Vorschaubilder, die etwas versprechen, was das damit verbundene Video nicht einhält. Erste Tests macht das Unternehmen diesbezüglich in Indien. In den kommenden Monaten soll die Maßnahme auf weitere Länder ausgedehnt werden, wie ein YouTube-Sprecher der Plattform "The Verge" sagte.
"Wir verstärken unsere Bemühungen, gegen unverschämte Clickbait-Videos auf YouTube vorzugehen", heißt es im India Blog von Google. Diese Maßnahme sei besonders wichtig, wenn es um aktuelle Nachrichten oder Ereignisse gehe. Der Konzern wolle sicherstellen, dass Zuschauer auf YouTube "nicht in die Irre geführt werden". Als "unverschämtes Clickbait" betrachtet das Unternehmen nach eigenen Angaben all jene Videos, deren Titel oder Vorschaubilder Versprechungen oder Behauptungen enthalten, die im Video nicht eingehalten werden. Zuschauer fühlten sich dadurch häufig getäuscht, frustriert oder in die Irre geführt.
Rücktritt oder kein Rücktritt?
Beispielhaft nennt das Unternehmen einen Titel wie "Der Präsident ist zurückgetreten!" für ein Video, in dem es gar nicht um den Rücktritt des Präsidenten geht. Als weiteres Beispiel wird ein Vorschaubild mit der Angabe "Top politische Nachrichten" genannt, obwohl das Video keine Nachrichtenberichterstattung enthält.
Zunächst sollen die Maßnahmen gegen Clickbait "langsam" in Indien eingeführt werden. Dabei will Google erkannte Clickbait-Videos zunächst nur entfernen, die Ersteller aber nicht weiter bestrafen. Letztere sollen vorerst noch Zeit bekommen, um sich auf Änderungen einzustellen. "Und während wir die Urheber weiter aufklären, werden neue Video-Uploads für unsere Durchsetzungsmaßnahmen Vorrang haben", so Google.
Wie genau Google die Diskrepanz zwischen Videoinhalt und zugehörigem Titel oder Thumbnail erkennen will, lässt der Konzern offen. Dass dabei künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt, ist angesichts Googles Bestrebungen im KI-Bereich naheliegend. Fraglich bleibt, ob der Konzern später auch Clickbait-Videos entfernt, die nichts mit Nachrichten zu tun haben – etwa Trailer für vermeintliche Fortsetzungen von Filmen, bei denen es sich tatsächlich nur um KI-generierte Fanprojekte handelt.