Nächste Eskalationsstufe in Nahost: Iran feuert Raketen auf Israel
BEIRUT/WASHINGTON. Der Iran hat nach Angaben der israelischen Armee am Dienstag Raketen auf Israel abgefeuert.
In ganz Israel, darunter auch in Jerusalem, sei Raketenalarm ausgelöst worden, teilte das Militär mit. Die iranischen Revolutionsgarden bestätigten die Attacke und betonten, dass dies die Vergeltung für den Tod von führenden Mitgliedern der Hamas und Hisbollah sei. Nach den Worten eines hochrangigen Vertreters des Iran gab das Oberhaupt des Landes, Ayatollah Ali Khamenei, den Befehl für den Raketenbeschuss. Man sei zu jedem Vergeltungsschlag bereit, sagte er. Khamenei sei nach dem Angriff an einem sicheren Ort untergebracht.
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Biden ordnet Abschuss an
Angesichts der Raketenangriffe hat US-Präsident Joe Biden die Armee seines Landes angewiesen, Israel zu Hilfe zu kommen und iranische Raketen abzuschießen. Das erklärte das Weiße Haus am Dienstag in Washington.
Die Armee hatte die Menschen in Israel kurz zuvor aufgerufen, sich auf einen "groß angelegten" iranischen Angriff vorzubereiten und sich in der Nähe von Schutzräumen aufzuhalten. Journalisten berichteten von Explosionen, die über Jerusalem zu hören waren. Mittlerweile wurde Entwarnung gegeben, die Menschen könnten die Bunker wieder verlassen. "Im Moment" gehe keine Gefahr mehr vom Iran aus, erklärte die Armee am Abend.
Die Luftstreitkräfte der Revolutionsgarden zielten nach eigener Darstellung auf wichtige militärische Ziele. Gleichzeitig drohten die Revolutionswächter mit weiteren, "vernichtenden und zerstörerischen Angriffen", sollte Israel auf den iranischen Schlag reagieren.
Der israelische Rettungsdienst Magen David Adom teilte laut "Times of Israel" mit, zwei Menschen seien durch Granatsplitter leicht verletzt worden. Mehrere andere wurden demnach wegen leichter Verletzungen nach einem Sturz oder wegen akuter Angstzustände behandelt.
200 Raketen abgefeuert
Dem israelischen Militärradio zufolge wurden knapp 200 Raketen auf Israel abgefeuert. Wie außerdem die israelische Flughafenbehörde mitteilte, sind auf allen Flughäfen in Israel Starts und Landungen ausgesetzt.
Schon in den Stunden davor attackierte die Hisbollah-Miliz mehrmals den Großraum Tel Aviv mit Raketen. Am Abend heulten in Zentralisrael Armeeangaben zufolge die Sirenen. Ein Geschoss aus dem Libanon sei abgefangen worden. Zuvor waren laut Militär mehrere Geschosse in offenen Gebieten im zentralen Abschnitt Israels eingeschlagen.
Die Hisbollah hatte zuvor mitgeteilt, sie habe eine Salve von Raketen des Typs "Fadi-4" auf den Flughafen Sde Dov bei Tel Aviv abgefeuert. Dieser ist allerdings bereits vor mehreren Jahren geschlossen worden. Bei einem Raketenangriff der Hisbollah auf den Großraum waren tagsüber auch mehrere Menschen verletzt worden. Raketenteile schlugen auf einer Schnellstraße ein und trafen einen Passagierbus.
Guterres fordert Waffenstillstand
UNO-Generalsekretär Antonio Guterres rief indes zu einem sofortigen Waffenstillstand im Libanon auf. Souveränität und territoriale Integrität des Landes müssten respektiert werden, sagte sein Sprecher Stephane Dujarric. "Ein umfassender Krieg muss im Libanon um jeden Preis vermieden werden."
Vor der jemenitischen Hafenstadt Hodeidah im Roten Meer wurden währenddessen zwei Schiffe von Raketen und einer Seedrohne getroffen. Dies teilten maritime Sicherheitsbehörden aus Großbritannien mit. Die mit dem Iran verbündete militante Houthi-Miliz reklamiert den Angriff auf eines der Schiffe für sich. Die Besatzungen der beide Schiffe sind nach Angaben ihrer jeweiligen Betreiber in Sicherheit.
Flüge gestrichten
Aufgrund der aktuellen Lage umfliegt die AUA den iranischen, irakischen und jordanischen Luftraum bis einschließlich 2. Oktober. Das bedeutet, dass der Austrian Airlines Flug von und nach Erbil am Mittwoch gestrichen werden muss. Betroffene Fluggäste können kostenfrei auf ein späteres Reisedatum umbuchen oder erhalten alternativ den vollständigen Ticketpreis zurück. Die Verbindungen von und nach Tel Aviv sind bis einschließlich 31. Oktober ausgesetzt. Nach Teheran finden bis einschließlich 14. Oktober keine Flüge statt, teilten die Austrian Airlines mit.
Dieser Artikel wird aktualisiert, sobald weitere Informationen vorliegen.