Ben Segenreich: "Das war ein systematisches Ermorden von Zivilisten"
TEL AVIV. Der frühere ORF-Korrespondent Ben Segenreich analysiert die Lage in Israel
Der frühere ORF-Korrespondent Ben Segenreich floh vor den Raketen der Hamas in den Schutzraum in Tel Aviv. Im OÖNachrichten-Interview berichtet er aus einem Land im Ausnahmezustand.
OÖNachrichten: Sie befinden sich in Tel Aviv, 85 Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Könnten Sie uns die Stimmung beschreiben?
Ben Segenreich: Die Stimmung in Israel ist Konsternation, Trauer, Schock. Es ist eine ganz neue Situation eingetreten. Dadurch, dass die Hamas einen Überraschungsangriff auf Israel gestartet hat, und zwar eigentlich auf zwei Schienen. Die eine ist die bekannte Schiene massiven Raketenbeschusses von israelischen Städten bis tief nach Israel hinein. Aber das kennt man ja leider schon seit mehr als 20 Jahren. Das ist schlimm, das ist lebensbedrohlich. Aber darauf ist man irgendwie eingestellt. Was die Situation völlig verändert hat, ist, dass jetzt alles gleichzeitig passiert. Palästinensischen Terroristen ist es gelungen, den Grenzzaun in Südisrael zu überwinden, auf israelisches Territorium zu kommen. Sie haben damit begonnen, dort Massaker zu begehen. Sie sind in Dörfer hineingegangen, von Haus zu Haus, haben die Türen aufgebrochen und dann drinnen verschanzte Familien einfach erschossen. Dazu kam die Treibjagd auf dem Jugend-Festival mit mehr als 260 Toten. Das war ein systematisches Ermorden von Zivilisten. Zudem sind auch Israelis in den Gazastreifen verschleppt worden.
Haben Sie da schon ein klareres Bild, was die Folgen betrifft?
Es wird sicher zu einer größeren kriegerischen Auseinandersetzung mit der Hamas kommen, mit dem Ziel, aus israelischer Sicht die Hamas ganz zu zerschlagen. Ob das möglich ist, ist eine andere Frage ...
Können Sie da schon mehr einschätzen, was tatsächlich das Motiv dieser Terrororganisation war?
Man kann natürlich nicht in den Kopf der Hamas-Leute hineinschauen. Die Terrororganisation kann nicht wirklich darauf hoffen, Israel in die Knie zu zwingen. Aber sie muss zeigen: Wir sind noch da. Außerdem kann sie die verschleppten Israelis auch als menschliche Schutzschilde verwenden, damit Israel nicht so hart zurückschlagen kann. Aber wirklich etwas erreichen für den Gazastreifen, für die Palästinenser? Ich weiß nicht. Im Gegenteil: Es hat ja schon früher solche Konfrontationen zwischen Israel und der Hamas gegeben. Das Ergebnis war dann immer, dass es im Gazastreifen große Zerstörungen gab. Weder für die Hamas noch für die palästinensische Zivilbevölkerung wurde etwas gewonnen.
Welche Rolle könnte die Annäherung zwischen Israel und Saudi-Arabien gespielt haben?
Theoretisch hat die Hamas sich vielleicht überlegt, dass sie damit auch dieses sich abzeichnende Abkommen zwischen Israel und Saudi-Arabien torpedieren könnte. Aber diese absolut unfassbaren Gräueltaten sind durch nichts zu rechtfertigen.
Wie geschlossen steht die israelische Bevölkerung aktuell hinter ihrem Premierminister?
Diese Justizreform hat Israel sicher über die letzten neun Monate total aufgewühlt. Aber jetzt halten Opposition und Regierung zusammen. Das ganze Land muss sich verteidigen.
Da sind noch die Verbündeten der Hamas – die radikale Hisbollah, die ja vom Iran finanziert wird, hat aus dem Libanon bereits den Norden Israels angegriffen. Wie groß ist jetzt tatsächlich die Gefahr eines Flächenbrandes?
Diese Angriffe aus dem Norden sind vorläufig nicht wirklich ernst zu nehmen. Wenn die Hisbollah wirklich eingreift, ist das ein Konflikt, der noch viel größere Dimensionen annimmt. Wir hoffen alle, dass das nicht passiert. Und ich denke, ein Faktor ist zum Beispiel, dass man sich weltweit in den Demokratien mit Israel solidarisiert hat. Die USA haben nicht nur gesprochen, sondern auch etwas unternommen. Sie haben einen großen Flugzeugträger in Bewegung gesetzt. Das ist ein starkes Signal an die Hisbollah und an den Iran, der hinter der Hisbollah steht. Deshalb bin ich zuversichtlich.
Zur Person
Ben Segenreich lebt seit 1983 in Israel und war von 1990 bis 2018 als Fernseh- und Radiokorrespondent des ORF tätig. Der 71-jährige Nahost-Experte, der Physik und Mathematik studiert hat, arbeitet als freier Journalist und Autor in Israel. Er ist verheiratet und Vater zweier Töchter
Krisentreffen der Außenminister der EU
Die EU-Außenminister beraten heute laut dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell wegen der Nahost-Gewalteskalation. Das Krisentreffen soll zum Teil als Videokonferenz ab 16 Uhr stattfinden. Mehrere EU-Minister, darunter auch der österreichische Außenminister Alexander Schallenberg (VP), sind heute nämlich in Maskat, um in Omans Hauptstadt am Treffen der EU mit dem Golfkooperationsrat teilzunehmen.
Borrell habe sich bereits mit israelischen, ägyptischen und palästinensischen Vertretern sowie mit den Außenministern der USA, Deutschlands und Italiens beraten, hieß es aus der EU-Kommission.
Die EU hat zudem gestern bekannt gegeben, dass alle Hilfszahlungen an palästinensische Organisationen zurückgestellt werden. Insgesamt geht es um knapp 700 Millionen Euro.
So titelt die Neuer Züricher:
Die Palästinenser ziehen den Terror vor. Das Modell Land für Frieden ist im Nahen Osten gescheitert!
Nicht Israel ist für die Lage im Gazastreifen verantwortlich. Es ist die Hamas, die ihre Bevölkerung in Geiselhaft hält und auf Gewalt setzt.
Jeder Krieg ist immer auch ein systematisches Ermorden von Zivilisten und bedarf keiner moralischen Unterscheidung von gerechten Toten durch ferngesteuerte Drohnen und Bomben etc. zu unrechten Toten durch einen Terrorangriff. Der Nahe Osten ist eine andauernde geschichtliche Ursachenquelle für den Bruder-und Bürgerkrieg mit religiösem Hintergrund. Dieser Bruderkampf hat sich nun auch in der Ukrainegeschichte entzündet und wird weiterhin von Hegemonieinteressen mit vielen Ziviltoten befeuert. Ohne Ergründung der Ursachen wird es keinen Frieden auf Erden geben.
Und schon wieder ein Versuch Massenmord zu relativieren. Ziemlich viel latenter Antisemitismus hier in den Foren.
Zur Aufklärung für alle die etwas schwer von Begriff sind:
Krieg ist KEIN systematisches Ermorden von Zivilisten, ergibt auch keinen Sinn denn die Armee des Gegeners bleibt kampfbereit.
Systematisches Ermorden von wehrlosen Zivilisten nennt man Genozid.
Und noch ein Fakt: Israelische Soldaten stehen schützend vor ihren Zivilisten, die feigen Hamas-Verbrecher verschanzen sich hinter ihren Frauen und Kindern.
Und mit der Ukraine hat das Massaker an Festivalgästen gar nichts zu tun.
Isreal könnte ja ganz stark zurückschlagen indem Sie den Palästinenser das Land & Häuser wegnimmt, diese in einen kleinen Streifen zwischen Wüste und Meer einsperrt.
Oder indem man einfach Siedlungen auf deren Terretorium baut.
Die Palistinänser haben jeden Friedne torpediert und abgelehnt.
Israel hat unzählige Kriege gegen sie gewonnen.
Alle Konzessionen haben die Muslime mit füßen getreten.
2007 haben sie promt eine Islamistische Organisation, kaum bessser als ISIS, gewählt. Deren Ziel ist es dezidiert ALLE Juden zu töten.
Und auch in Ländern, in denen diese radikalen Menschen geflohen sind, haben sie für Instabilität gesorgt:
Sie haben in Jordanien versucht, den König zu ermorden und einen Aufstand vom Zaun gestoßen.
Das gleiche dann im Libanon: dort haben sie den Präsidenten ermordet und so einen blutigen Bürgerkrieg begonnen
Keiner der Arabischen Staaten will die Palistinänser. Das einzige, dass die Muslime verbindet ist der Hass auf Juden und den Staat Israel.
Faktum ist: Den Arabern ist das Schicksal der Palästinenser seit jeher schnurz. Dazu bedurfte es keiner Fehler der Palästinenser-Führungen, deren es zahlreiche gab. Es wurden auch Friedensabkommen torpediert (Zweite Intifada). Aber das erste Friedensabkommen wurde in Israel torpediert (Ermordung von Rabin).
Es gibt auf beiden Seiten genügend Menschen, die keinen Frieden wollen, da er sie die Macht kosten würde: Dazu gehören einerseits vor allem die Hamas, anderseits ua Premierminister Netanjahu.
Das geschieht doch schon die ganze Zeit: Gaza ist ein kleiner Streifen zwischen Wüste und Meer, in den 2 Millionen Menschen de facto eingesperrt sind. Und der Siedlungsbau wird seit über 50 Jahren unter Berufung auf eine problematische zweifelhafte Stelle in der Jüdischen Bibel vorangetrieben.
Ach nee.
Na klar, und deshalb der ganze Terror.
Vor 10 Jahren konnten die Bewohner des Gaza-Streifens frei noch Israel zur Arbeit etc. fahren. Dann kamen die Selbstmordattentate der Palästinenser. Und Israel baute den Grenzzaun. Die Palästinenser wählten die Hamas und sind nun Geisel ihrer Vertreter.
Übrigens wie in Russland. Auch die Russen wählten ihren eigenen Schlächter.