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"Ich fühle mich betrogen": Fischer kritisieren Johnson

29. Dezember 2020, 00:04 Uhr
"Ich fühle mich betrogen": Fischer kritisieren Johnson
Im Wahlkampf 2019 hat Boris Johnson gerne Fischmärkte besucht – wie hier in der Hafenstadt Grimsby. Bild: REUTERS

BRÜSSEL/LONDON. Die Fischerei war bis zuletzt einer der härtesten Streitpunkte gewesen.

Nach der Einigung auf ein Handelsabkommen zwischen Brüssel und London kritisieren die britischen Fischer Premierminister Boris Johnson heftig: "Johnson hat uns die Rechte an allen Fischen versprochen, die in unserer exklusiven Wirtschaftszone schwimmen, aber wir haben nur einen Bruchteil davon erhalten", sagte der Chef des nationalen Verbunds der Fischereiorganisationen (NFFO), Andrew Locker, dem Sender BBC Radio 4 am Montag.

"Ich bin wütend, enttäuscht, und ich fühle mich betrogen." Johnson habe versprochen, dass es keinem Fischer schlechter gehen werde. Aber nun gebe es "eine beträchtliche Anzahl", denen es deutlich schlechter gehe als vor dem Brexit-Deal.

Als Großbritannien noch EU-Mitglied war, hätten die Fischer mit der Union handeln können: "Wir haben Dinge, die wir nicht gebraucht haben, gegen Fisch getauscht, den sie nicht gebraucht haben. Und das hat uns ermöglicht, einen Jahresplan aufzustellen", sagte Locker. Nun müssten die Fischer schwer kämpfen, um ihre Existenz zu erhalten.

Die Fischerei war bis zuletzt einer der härtesten Streitpunkte gewesen. Vereinbart wurde, dass die EU in einer Übergangsphase von fünfeinhalb Jahren schrittweise auf 25 Prozent ihrer bisherigen Fangquote in britischen Gewässern verzichtet, gemessen am Wert des Fischs. Sollte London den Zugang später weiter beschneiden, könnte Brüssel mit Zöllen antworten. Beobachter werteten dies als großes Zugeständnis Londons.

Grünes Licht der EU-27

Unterdessen hat die Europäische Union die vorläufige Anwendung des Handelspakts ab 1. Jänner auf den Weg gebracht. Die Botschafter der 27 verbliebenen Mitgliedstaaten stimmten dem Vorschlag zu und initiierten eine Entscheidung im schriftlichen Verfahren, die heute, Dienstag, abgeschlossen sein soll. Dies teilte ein Sprecher der deutschen EU-Ratspräsidentschaft mit.

Vertrag gilt nur vorläufig

Das mühsam ausgehandelte Handels- und Partnerschaftsabkommen soll die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Insel und dem Kontinent ab Jänner 2021 regeln. Wichtigster Punkt ist, Zölle zu vermeiden und möglichst reibungslosen Handel zu sichern. Der Vertrag umfasst aber auch den Fischfang sowie die Zusammenarbeit bei Energie, Transport, Justiz und Polizei.

Die vorläufige Anwendung des Vertrags ist nötig, weil für eine Ratifizierung durch das EU-Parlament vor Jahresende die Zeit fehlt. Mit dem Jahreswechsel läuft allerdings die Übergangsfrist nach dem britischen EU-Austritt vom Jänner 2020 ab, und Großbritannien scheidet auch aus Binnenmarkt und Zollunion aus. Auf britischer Seite soll das Unterhaus morgen, Mittwoch, dem Vertrag zustimmen. Ein Ja gilt dabei als sicher.

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17  Kommentare
17  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
teja (6.173 Kommentare)
am 30.12.2020 11:46

Bin mir nicht sicher wer wen über den Tisch gezogen hat. Der Boris die Laien oder umgekehrt.

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DonMartin (7.510 Kommentare)
am 29.12.2020 13:40

Nicht nur die Fischer verlieren, angeblich werden mehr als 2/3 der Briten Nachteile zu spüren bekommen.

Und die Wirtschaft wird die Verzollung auch merken, speziell für die Güter, die nicht ursprünglich aus GB kommen, also Handelswaren.

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LASimon (14.754 Kommentare)
am 29.12.2020 19:11

Das mit den Handelswaren ist administativ einfach. Viel spannender - und administrativ sehr aufwendig - ist der Nachweis des Ursprungs. Es reicht nämlich nicht, dass das Endprodukt in UK gefertigt wurde. Man muss das Endprodukt komplett aufdröseln und für jeden eingesetzten Rohstoff und jede eingesetzte Halbfertigware den Ursprung der Herstellung/Förderung ermitteln und eventuellen Drittlandanteil mit den anteiligen Kosten bewerten.

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JoachimGrill (518 Kommentare)
am 29.12.2020 11:04

Bezüglich Fischerei ist dieser Artikel am Anfang (der Rest hat mit Fischerei ja nichts zu tun) nur die Übernahme eines Statements einer lokalen Lobbying Organisation. Diese Jungs vergessen leider ein paar Dinge zu erwähnen, u.a. dass sie selber ja auch weiter Jakobsmuscheln in Frankreich fischen dürfen. Außerdem treiben private Fischer keinen direkten Handel mit der EU der nennenswert wäre (außer den illegalen Verkauf von Red Diesel) , das Fischgeschäft läuft praktisch ausschließlich über die großen Einkaufs- und Vertriebsfirmen, und die sind recht glücklich.

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linz2050 (7.244 Kommentare)
am 29.12.2020 10:09

Blöde Briten: zuerst für den Austritt stimmen und dann sauer sein auf diejenigen die es vollziehen!
Aber man erinnere sich an die FPÖ: die wollen ja auch noch immer austreten aus der EU.

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boris (1.939 Kommentare)
am 29.12.2020 16:52

Einer oder ALLE beide? Mehr werden es in der FPÖ ja bald nicht sein.

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EndeGelaende (871 Kommentare)
am 29.12.2020 09:39

sorry aber die sind ja noch dümmer als man weitläufig angenommen hat...
adolf hitler hat damals auch allen arbeit und ein neues leben versprochen, und was ist dabei rausgekommen?

was will man von typen erwarten, deren einzige leistung in der "eliteuni" diese war, ihren ..... länger als andere in einen sauschädl zu stecken? das sind die "eliten" großbritanniens, die mit dem brexit milliarden gemacht haben da sie logischerweise vor beginn der brexit kampagne auf das sinkende pfund gesetzt haben

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EndeGelaende (871 Kommentare)
am 29.12.2020 09:43

es wäre schon längst an der zeit, dass man die persönliche haftung für politiker endlich wirklich durchsetzt, damit die politiker für die verbrechen an ihren bürgern endlich WIRKLICH haftbar gemacht werden können und für den rest ihres lebens im gefängnis landen, dann würden viele "politische" (sprich va zum wohle des jeweiligen politikers) entscheidungen anders aussehen

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LASimon (14.754 Kommentare)
am 29.12.2020 10:04

Irttum.

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LASimon (14.754 Kommentare)
am 29.12.2020 10:05

(Da habe ich zu früh ausgelöst.) Irrtum: Dann gäbe es keine Politiker mehr, und wir Bürger müssten alles selbst machen.

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linz2050 (7.244 Kommentare)
am 29.12.2020 10:06

Dann wären es ja auch wieder Politiker.

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EndeGelaende (871 Kommentare)
am 29.12.2020 10:16

? Die Politiker sind ja Bürger, bzw. Bürger sind Politiker.
Die Politiker stehen nicht über den Bürgern
und sind keine Auserwählten oder Heilige , sondern mittlerweile leider oftmals ganz was anderes

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Einheizer (5.403 Kommentare)
am 29.12.2020 09:33

Wer einem Narren , Kasperl und Lügner wie Johnson glaubt ist wohl mehr als naiv ,
so was muss halt auch ein wenig bestraft werden .

P.S. Gilt auch ein wenig für unseren lieben Basti und seinen Sprechpuppen !

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boris (1.939 Kommentare)
am 29.12.2020 08:58

Mit dieser Aussage dokumentiert Herr Andrew Locker wie naiv und leichtgläubig er war. Mußte er doch längst wissen, das der Blondel notorisch Lügen verbreitet und schon immer den Leuten das Blaue vom Himmel erzählt hat. Außerdem konnte er sich an einer Hand ausrechnen, dass die EU im Falle des Austritts kein "Cherry-Picking" mehr zulassen wird. Es reicht einfach nicht aus, das zu glauben, "was ich gern hör"; diese Sendung ist nur für Geburtstagswünsche geeignet.
Schade dass Politiker nicht haften müssen für den Unsinn, den sie unterm Volk verbreiten - der Blondel und Farage müßten sofort Konkurs anmelden ob der vielen Haftungsklagen. Umgekehrt sollten Wahlberechtigte IMMER hinterfragen, ob das was ihnen an Versprechen vorgegaukelt wird, auch Bestand haben kann und sie haben (zumindest moralisch) die Verantwortung dafür, wen oder was sie wählen. Die Folgen kriegen dann ohnehin ALLE (auch die anders gewählt haben - z.B. die Schotten waren für remain) zu spüren. So what!

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spacer (1.525 Kommentare)
am 29.12.2020 10:07

Das Volk ist eben großteils dumm, darum lang lebe das Volk .

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LASimon (14.754 Kommentare)
am 29.12.2020 10:08

Das Dilemma ist: Die Engländer haben in grosser Mehrzahl bis heute nicht verstanden, wer oder was die EU ist und wie sie funktioniert. Darum müssen sie alles glauben, was man ihnen erzählt. Und Johnson hat schon als Journalist/Korrespondent in Brüssel wenig Interesse an Fakten gehabt, denn das hätte Arbeit bedeutet. Und daran war er nun wirkilich nicht interessiert.

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boris (1.939 Kommentare)
am 29.12.2020 16:50

Ich denke dass die Briten NICHT alles "glauben müssen"; auch auf der Insel ist sich zu informieren und denken nicht verboten. Es mag aber richtig sein, dass auch dort es den Politikern (und in der Folge auch den zu wenig hinterfragenden Medien) an Rückgrad fehlt, zu dem zu stehen was sie zuvor selber in Brüssel mit beschlossen haben, sondern so tun, als ob das von dort oktroyiert worden wäre. Leider gibt es solche Wendehälse auch bei uns.
So gesehen sollte man die (Leicht)Gläubigen nicht aus ihrer Verantwortung entlassen. Ein altes Sprichwort: Unkenntnis (Ahnungslosigkeit) schützt vor Strafe (Konsequenzen) nicht. Nun wie es aussieht dürfen die Inselbewohner die Suppe auslöffeln, die sie sich selber eingebrockt haben.

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