Amtsinhaber und Rivale in Stichwahl um Präsidentenamt in Kroatien
ZAGREB. Die endgültige Entscheidung bei der Präsidentenwahl in Kroatien wird nun doch in einer Stichwahl fallen.
Der favorisierte Amtsinhaber Zoran Milanović liegt nach Auszählung der Stimmen in mehr als 99 Prozent der Wahllokale mit 49,14 Prozent klar in Führung. Dies reicht knapp nicht für einen Sieg im ersten Wahlgang, für den eine absolute Mehrheit erforderlich wäre. Nachwahlbefragungen und auch erste Zwischenergebnisse deuteten auf einen Sieg Milanovićs in der ersten Runde hin.
In der Stichwahl am 12. Jänner trifft Milanović auf den Kandidaten der Regierungspartei HDZ, Dragan Primorac. Er erhielt 19,4 Prozent der Stimmen. Sein Ergebnis wird als schwerer Schlag für Regierungschef Andrej Plenković gewertet. Er habe einen schlechten Kandidaten aufgestellt, der offenbar nicht einmal alle HDZ-Wähler überzeugen konnte, lauteten die Kommentare. Laut Angaben der staatlichen Wahlbehörde gewann Milanović, der von der größten Oppositionspartei, den Sozialdemokraten, und mehreren kleineren linken und liberalen Parteien unterstützt wurde, in allen Gespanschaften (vergleichbar mit österreichischen Bundesländern), auch in den Hochburgen der konservativen Regierungspartei.
Ein Sieg des Amtsinhabers bereits am heutigen Sonntag wäre die größte Überraschung dieser Wahl gewesen. Sowohl Umfragen als auch Politikexperten hatten eine Stichwahl vorhergesagt. Insgesamt bewarben sich acht Kandidaten bei der Abstimmung um das höchste Staatsamt.
Die Wahlbeteiligung lag nach vorläufigen Angaben der staatlichen Wahlbehörde bei 46 Prozent und damit niedriger als vor fünf Jahren.
Milanović war von 2011 bis 2016 Ministerpräsident und übernahm 2020 das Amt des Staatsoberhauptes. Der Präsident in Kroatien hat nur begrenzte Befugnisse. Er ist, ähnlich wie in Österreich, Oberbefehlshaber der Armee und repräsentiert das Land mit seinen rund 3,8 Millionen Menschen auf internationaler Ebene. Der 58-jährige Milanović sieht die westliche Militärhilfe für die Ukraine skeptisch und gilt als Populist.