Putin stellt Belarus Oreschnik-Raketen in Aussicht
MOSKAU. Russland stellt dem verbündeten Nachbarland Belarus ballistische Raketensysteme vom Typ Oreschnik in Aussicht.
Auch die russischen Streitkräfte erhielten weitere dieser Systeme, kündigte Präsident Wladimir Putin laut amtlichen Nachrichtenagenturen zugleich an. In Belarus, das wie Russland an die Ukraine grenzt, könnten die Systeme bis Ende kommenden Jahres stationiert werden, wurde Putin weiter zitiert.
Russland hatte die Mittelstreckenraketen im Angriffskrieg gegen die Ukraine am 21. November erstmals eingesetzt. Zuvor hatte bereits Außenminister Sergej Lawrow gewarnt, dass Russland zum Einsatz aller möglichen Mittel zu seiner Verteidigung bereit sei.
Kreml will laut Lawrow "jedes Mittel" einsetzen
Die USA und ihre Verbündeten "müssen verstehen, dass wir bereit wären, jedes Mittel zu nutzen, um ihnen nicht zu ermöglichen, das zu erreichen, was sie als strategische Niederlage Russlands bezeichnen", sagte Lawrow in einem Interview mit dem umstrittenen rechten Nachrichtenmoderator Tucker Carlson.
Er hoffe, dass die westlichen Länder Moskaus kürzliche Nutzung einer neuartigen Rakete in der Ukraine ernst genommen hätten, fuhr Lawrow fort: "Wir senden Signale, und wir hoffen, dass das letzte, vor ein paar Wochen, das Signal mit dem neuen Waffensystem namens Oreschnik, (...) ernst genommen wurde".
Russland hatte vor zwei Wochen seine neue Hyperschallrakete Oreschnik auf die ukrainische Stadt Dnipro abgefeuert. Der russische Präsident Wladimir Putin drohte damit, die Waffe als Antwort auf die ukrainischen Angriffe auf russisches Territorium auf die ukrainische Hauptstadt Kiew zu schießen.
Moskau will "weitere Botschaften senden"
Lawrow beharrte nun darauf, dass Russland die Situation nicht eskalieren lassen und "jedes Missverständnis" mit den USA und ihren Partnern vermeiden wolle. Er warnte zugleich, dass Moskau "weitere Botschaften senden" werde, "wenn sie nicht die notwendigen Schlussfolgerungen" ziehen.
Putin hatte erklärt, dass die Oreschnik-Rakete mit zehnfacher Schallgeschwindigkeit fliege und nicht abgefangen werden könne. Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj bezeichnete den Angriff als "jüngsten Ausbruch russischen Wahnsinns" und forderte angepasste Luftverteidigungssysteme, um der Bedrohung zu begegnen.
Carlson, ein Trump-Vertrauter und ehemaliger Moderator des US-Nachrichtensenders Fox News, hatte im Februar bereits Putin interviewt. Es war das erste Interview Putins mit einem westlichen Journalisten seit Beginn der russischen Invasion der Ukraine im Februar 2022. Darin stellte Carlson kaum harte Fragen und hörte dem Präsidenten über lange Strecken bei seinen Ausführungen und seiner Begründung für den Angriff auf die Ukraine zu.
Russland erobert zwei weitere Ortschaften in Ostukraine
Unterdessen nahm die russische Armee nach eigenen Angaben zwei weitere Ortschaften im Osten der Ukraine ein. Die Soldaten seien in Pustjinka rund zehn Kilometer südlich der strategisch wichtigen Stadt Pokrowsk sowie in Suchi Jali bei Kurachowe eingerückt, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau am Freitag.
Pokrowsk ist für die Ukraine von großer Bedeutung: Die Stadt ist ein wichtiger Knotenpunkt für die Logistik der Armee. Außerdem befindet sich dort ein Bergwerk zum Abbau von Kokskohle, die zentrale Bedeutung für die Stahlherstellung hat. Kurachowe liegt wiederum nahe einem bedeutenden Lithium-Vorkommen.
Kiew in der Defensive
Die ukrainische Armee befindet sich seit Monaten in der Defensive: Allein im November eroberte Russland nach einer auf Daten der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) beruhenden AFP-Analyse insgesamt 752 Quadratkilometer ukrainisches Gebiet - und somit eine so große Fläche wie zuletzt im März 2022.
Im russisch besetzten Teil der südukrainischen Region Cherson wurden bei einem ukrainischen Drohnenangriff am Freitag nach Angaben der Besatzungsbehörden mindestens drei Zivilisten getötet. Der pro-russische Gouverneur Wladimir Saldo veröffentlichte Bilder, auf denen am Boden vor einem Gebäude liegende Leichen zu sehen waren.
Ukraine nimmt keine Zivilisten ins Visier
Diese zeigten demnach die Opfer des Angriffs auf die nahe dem Fluss Dnipro gelegene Stadt Oleschki. Saldo schrieb von einem "unmenschlichen Kampfdrohnenangriff", der sich gegen eine Verteilungsstelle für humanitäre Güter gerichtet habe. Die ukrainische Armee habe dabei "ausschließlich die Zivilbevölkerung" ins Visier genommen.
Die ukrainische Armee machte zunächst keine Angaben zu dem Vorfall, bestreitet aber grundsätzlich, Zivilisten ins Visier zu nehmen. Der Fluss Dnipro markiert in der Region Cherson die Frontlinie zwischen russischen und ukrainischen Truppen.