Tödlicher Irrtum: Von Israels Armee erschossene Geiseln trugen weiße Fahne
GAZA/TEL AVIV. Die am Freitag versehentlich vom israelischen Militär im Gazastreifen erschossenen drei israelischen Geiseln hätten eine weiße Flagge hochgehalten.
Das gehe aus ersten Ermittlungsergebnissen hervor, teilte das israelische Militär am Samstag mit. Ein Soldat habe die drei Geiseln in mehreren zehn Metern Entfernung auftauchen sehen, sagte ein Sprecher. Die Armee hatte schon zuvor gelobt, künftig vorsichtiger zu sein.
Die israelischen Streitkräfte seien nach der versehentlichen Tötung von drei Geiseln im Gazastreifen zu erhöhter Vorsicht angewiesen worden. "Wir haben unseren Soldaten gesagt, dass sie zusätzliche Vorsicht walten lassen sollen, wenn sie mit Personen in Zivilkleidung konfrontiert werden", sagte Armeesprecher Jonathan Conricus dem US-Fernsehsender CNN. Medienberichten zufolge gingen Hunderte Israelis am Freitag in Tel Aviv aus Protest gegen den Vorfall auf die Straße.
Ermittlungen dauern an
Noch sei ungeklärt, wie es zu dem Vorfall kommen konnte, sagte Conricus. Der Sprecher wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass viele Kämpfer der militanten Palästinenser-Organisation Hamas in Zivilkleidung gegen Israels Armee kämpften. "Ein trauriges Ereignis wie dieses wird unsere Entschlossenheit nicht erschüttern und uns nicht von unserem klaren Ziel ablenken, die Hamas zu zerschlagen", betonte Conricus.
Die Armee hatte am Freitagabend bekanntgegeben, dass die eigenen Streitkräfte während eines Einsatzes in der Hamas-Hochburg Shejaiya im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens die drei männlichen Geiseln fälschlicherweise als Bedrohung identifiziert und auf sie geschossen hätten. Es sei bisher unklar, wie sie in das Gebiet des Kampfgeschehens geraten konnten.
So werde untersucht, ob sie ihren Entführern entkommen oder absichtlich zurückgelassen worden seien, hieß es. Die Kämpfe fänden in einer zivilen und daher sehr herausfordernden Umgebung statt, sagte Conricus. So seien fast alle gegnerischen Einheiten, die die israelischen Truppen mit Panzerbüchsen angriffen, in Zivil gekleidet.
Tausende Tote im Gaza-Streifen
Auslöser des Krieges war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten. Mehr als 1.200 Menschen wurden dabei getötet und rund 240 Geiseln nach Gaza verschleppt. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und begann Ende Oktober mit einer Bodenoffensive. Nach jüngsten Angaben der Hamas wurden bisher rund 18.700 Menschen bei Angriffen im Gazastreifen getötet.
In Norwegen wollten Vertreter Israels und Katars unterdessen am Samstag einen Neustart der Verhandlungen über die Freilassung von Geiseln in der Gewalt der militanten Palästinenser-Organisation Hamas im Gazastreifen beginnen. Das berichtete das "Wall Street Journal" ohne Angaben von Quellen.
Am 1. Dezember waren eine Feuerpause zwischen der israelischen Armee und den Kämpfern der radikal-islamischen Hamas und damit auch der Austausch von Geiseln und Gefangenen ausgelaufen. Die Feuerpause im neuen Nahost-Krieg seit den Hamas-Massakern in Israel vom 7. Oktober dauerte sieben Tage.