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Flüchtlingsdrama auf der A4: Bis zu 50 Tote in Kühl-Lkw

28. August 2015, 00:04 Uhr
Flüchtlingsdrama auf der A4: Bis zu 50 Tote in Kühl-Lkw
In diesem Kühllaster mit ungarischem Kennzeichen entdeckten Autobahnpolizisten die Leichen. Bild: APA/ROLAND SCHLAGER

WIEN, PARNDORF. Entsetzen, Betroffenheit, Sprachlosigkeit. Österreich steht nach dem Fund eines Schlepperfahrzeuges mit bis zu 50 Leichen unter Schock.

Der in einer Pannenbucht der Ostautobahn (A4) abgestellte Kühl-Lkw war gestern um 11.30 Uhr zwischen Parndorf und Neusiedl von einem Mitarbeiter der Asfinag bei Mäharbeiten entdeckt worden. Beim Eintreffen der Autobahnpolizisten, die bis dahin von einer Panne ausgegangen waren, sei bereits Verwesungsflüssigkeit aus der Ladefläche ausgetreten, berichtete Burgenlands Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil.

Vermutlich dürften die 20 bis 50 Flüchtlinge erstickt sein. Wie lange die Menschen bereits tot waren, konnte noch nicht geklärt werden. Die Polizei vermutete aber, dass die Flüchtlinge im Laderaum bereits seit eineinhalb bis zwei Tagen tot waren. Die Kripo informierte die Staatsanwaltschaft und richtete einen Krisenstab ein. Seither laufen die Ermittlungen auf Hochtouren – auch in Zusammenarbeit mit den ungarischen Behörden. Die Menschen könnten bereits auf ungarischem Gebiet ums Leben gekommen sein.

Slowaken verkauften Lkw

So viel steht bisher fest: Der Kühllaster mit ungarischem Kennzeichen wurde im Vorjahr von der slowakischen Hühnerfleischfirma "Hyza" verkauft. Offenbar sei der Lkw nach Ungarn weiter veräußert worden, sagte ein Sprecher der Fleischfirma. Von dem Fahrer fehlt bisher noch jede Spur. Laut einem Sprecher des ungarischen Premiers Victor Orban soll das Kennzeichen von einem Rumänen in der mittel-ost-ungarischen Stadt Kecskemet beantragt worden sein.

Laut ersten Erkenntnissen aufgrund der Auswertungen des ungarischen Mautsystems befand sich der 7,5 Tonnen schwere Lkw am Mittwoch um 9 Uhr noch in Ungarn unmittelbar vor der österreichischen Grenze. Während der folgenden Nacht erfolgte der Grenzübertritt. Am frühen Donnerstagmorgen – gegen 5 oder 6 Uhr - wurde der Transporter von Zeugen in einer Pannenbucht auf der A4 zwischen Neusiedl und Parndorf wahrgenommen, sagte Doskozil. Die Fahrerkabine sei nicht versperrt gewesen. Auch die Bordwand ließ sich von außen öffnen. Es handle sich um "keinen Schlepper-typischen" Transporter. Schleuser würden kleinere Kfz bevorzugen. Doskozil deutete eine kriminelle Organisation an, sprach von einer "verschachtelten Firmenkonstruktion" und einer "slowakischen Firma".

Mit Härte gegen Schlepper

Gestern Nachmittag wurde der Transporter zur Veterinär-Grenzstelle nach Nickelsdorf gebracht. Dort steht eine Kühlanlage zur Verfügung, und dort sollen Spurensicherer und die Gerichtsmediziner das Innere untersuchen. Spuren deuten darauf hin, dass die Geschleppten noch versucht hatten, aus dem Laster zu gelangen.

Heute soll feststehen, um wie viele Tote es sich handelt. Bei jedem einzelnen Leichnam soll in Wien eine Obduktion durchgeführt werden. Am Montag wird im Wiener Stephansdom ein Trauergottesdienst mit Kardinal Schönborn stattfinden.

"Diese Tragödie macht uns alle betroffen", sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. "Schlepper sind Kriminelle. Und wer jetzt noch immer meint, dass es sanftmütige Fluchthelfer sind, dem ist nicht zu helfen." Schlepper seien nicht am Wohl der Flüchtlinge interessiert, sondern nur am Profit.

Mikl-Leitner kündigte verstärkte Kontrollen in den internationalen Zügen und im grenznahen Raum an. "Wichtig ist uns auch, dass so rasch wie möglich die gesetzlichen Änderungen im Kampf gegen Schlepper vorgenommen werden." Es sei wichtig, dass nicht nur Österreich mit Härte gegen Schlepper vorgeht, sondern auch die anderen 27 EU-Staaten. Es müssten so rasch wie möglich außerhalb der EU geschützte Zonen für die Flüchtlinge geschaffen werden.

"Ich bin erschüttert, tief betroffen und zornig", reagierte Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP). Die Justiz werde "mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln" gegen diese Form der Kriminalität ankämpfen.

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5  Kommentare
5  Kommentare
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359andreas (78 Kommentare)
am 28.08.2015 08:29

Ist noch jemand aufgefallen das der Lkw eine Zollplombe hat?

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( Kommentare)
am 28.08.2015 08:15

Gäbe es Grenzkontrollen,hätten diese Schlepper oder einer,keine Chance solch ein schweres Verbrechen an Menschenleben nach Österreich zu bringen!

Aber es muß zuerst etwas schreckliches passieren,dass mal gehandelt wird!!
Jetzt ist es zu spät und Österreich steht in den großen Schlagzeilen der Welt!!

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dalistift02 (5.019 Kommentare)
am 28.08.2015 07:34

tiefe Traurigkeit hängt in der Luft.
Dennoch möchte ich sagen , Österr. trifft keine Schuld an dieser Tragödie , obwohl es so dargestellt wird.
Wir haben keine Schuld das irgendein Wahnsinniger tote Menschen in unser Land einschleust , den LKW abstellt und es jetzt für die Welt so ausschaut , als wären wir die Bösen----------------------
Wenn Schengen funktioniert hätte , wäre diese Tragödie nicht gewesen.
Also , jetzt endlich Europaweit die Dublin Gesetze einhalten und die Außen Grenzen abschotten.
Es macht mich traurig , aber es ist der Vernünftige Weg.
Wir haben nicht Platz , zu wenig Arbeit und... und ....um alle
die in Not sind , zu Retten. Es tut mir Leid , weil ich nur "die Wahrheit" sage.

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Sturzflug (6.545 Kommentare)
am 28.08.2015 07:56

"Österr. trifft keine Schuld an dieser Tragödie , obwohl es so dargestellt wird."
Wer sollte wohl, ausser Ihnen, die Schuld bei Österreich suchen, wenn tote Menschen illegal eingeführt werden?
Wir sind nicht die "Bösen", aber wir haben leider genug "Böse".

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pepone (60.622 Kommentare)
am 28.08.2015 08:46

von dalistift02

Wenn Schengen funktioniert hätte , wäre diese Tragödie nicht gewesen.
Also , jetzt endlich Europaweit die Dublin Gesetze einhalten und die Außen Grenzen abschotten.

ja du hast recht es ist sehr traurig ...

aber was hat es mit Schengen zu tun ? ist Parndorf eine Schengen Grenze ?

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