Der Konflikt um Zahnfüllungen und ein neues Angebot
WIEN. Die Österreichische Gesundheitskasse und die Zahnärztekammer sind sich weiter uneins.
Mit 1. Jänner 2025 sind Amalgamfüllungen mit einem EU-weiten Verbot Geschichte. Seit Wochen wird nun zwischen der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) und der Zahnärztekammer über eine Nachfolgelösung gestritten. Hier ein Überblick:
? Welche Alternativen zu dem quecksilberhaltigen Amalgam gibt es?
Im Wesentlichen dreht sich die Diskussion hier um Glasionomerzement und Alkasit. Der Zement ist günstiger, er ist allerdings abnützungsanfällig und muss nach rund zwei Jahren getauscht werden. Alkasit hat eine längere Lebensdauer und höhere Belastbarkeit, aufgrund der weißen Farbe sind die Füllungen praktisch unsichtbar. Solche unsichtbaren Füllungen mit Alkasit oder vergleichbaren Stoffen gibt es bereits, die Kosten dafür müssen die Patienten selbst tragen.
? Woran spießt es sich bei den beiden Streitparteien?
Die Zahnärztekammer möchte, dass nur die Versorgung mit Glasionomerzement eine Kassenleistung wird, andere Füllungen wie Alkasit sollen Privatleistungen bleiben. Die Argumentation: Die Umwandlung von Privatleistungen in schlecht dotierte Kassenleistungen sei nicht zu akzeptieren.
Dagegen sperrt sich die ÖGK, die in ihren 61 Zahngesundheitszentren auf Alkasit setzt. Die ÖGK will einen einheitlichen Tarif – abgestuft nach Größe der Füllung und unabhängig davon, welches Material verwendet wird – einführen.
Albert Maringer, Vorsitzender des Landesstellenausschusses der ÖGK, betont, dass Alkasit für eine zukunftsfähige Lösung stehe. „Wir wollen eine gute Leistung für unsere Versicherten“, der Konflikt dürfe nicht am Rücken der Patienten ausgetragen werden.
? Was ist aktuell Status quo in der Auseinandersetzung?
Die Verhandlungen wurden, wie berichtet, von Zahnärzteseite abgebrochen. Sie fühlten sich von einer medialen Äußerung des ÖGK-Obmanns Andreas Huss, in der er von zehn Prozent Plus gesprochen hatte, brüskiert. Die ÖGK hat nun am Mittwoch ein, wie sie sagt, „nachgebessertes Angebot“ vorgelegt, weitere Gesprächstermine vorgeschlagen und angeboten, ihre „Marktmacht“ in den Einkauf einzubringen, um die Materialien günstiger erwerben zu können.
Zur Ärztekritik der mangelnden Kostendeckung merkte Huss an, dass die zahnmedizinischen Kassenleistungen „sehr kostenbewusst“ und „sparsam“ kalkuliert seien. Das liege daran, dass nicht mehr Geld vorhanden sei. Damit spielte er den Ball weiter an die Politik, dort liege die Entscheidung, was Patienten künftig selbst bezahlen müssten.
Die Zahnärztekammer reagierte verschnupft auf das Angebot, dieses stelle keine Verbesserung dar. Im Bereich der Behandlung von Kindern, Schwangeren und Stillenden bedeute es sogar eine Verschlechterung. Sobald ein „im wirtschaftlichen Sinn akzeptabler“ Vorschlag vorliege, sei man bereit, weiterzuverhandeln.
? Was passiert, wenn es keine Einigung gibt?
Sollten die Verhandlungen scheitern, müssten Patienten ihre Zahnfüllungen ab 2025 beim Zahnarzt selber zahlen. Nach Einreichung bei der Kasse würden sie von dieser dann 80 Prozent des noch nicht definierten neuen Kassentarifs zurückbekommen. Vertragsloser Zustand droht laut Huss keiner. In den Zahngesundheitszentren der ÖGK werde es die Alkasitfüllungen jedenfalls kostenlos und ohne Aufzahlung geben.
Ich verstehe dass sich die Zahnärzte gegen unfaire Tarife wehren. Ich verstehe auch, dass der Kassenpreis unter dem marktkonformen Preis beim Privatarzt liegt. Da muss sich doch ein sachlicher Kompromiss finden lassen.