EM-Mitfavorit taumelt: Ein Riss spaltet Fans und Spieler
STUTTGART. Er habe eigentlich nur eine Botschaft an die Fans, sagte Domenico Tedesco: "Wir brauchen sie."
Belgiens Fußball-Nationalmannschaft trifft im Achtelfinale in Düsseldorf am Montag (18.00 Uhr) auf Titelanwärter und Vizeweltmeister Frankreich. Doch die Stimmung ist gereizt, ein Großteil der Anhänger verärgert.
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Die wollen mehr sehen von ihrem hochdekorierten Kader um Mittelfeld-Star Kevin De Bruyne von Manchester City. "Alles ist möglich", sagte Tedesco mit Blick auf den Hit gegen Frankreich. "Wir sind bereit."
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Wer den biederen Auftritt seiner Mannschaft beim 0:0 im abschließenden Gruppenspiel gegen die Ukraine am Mittwoch gesehen hat, dürfte daran aber zweifeln. Pfiffe und Buhrufe gab es für die belgischen Spieler nach dem wenig erheiternden Vortrag auf dem Rasen.
Die Vehemenz der Kritik von den Rängen war durchaus bemerkenswert - und für den Trainer eine Überraschung, wie er einräumte. "Wir müssen die Pfiffe akzeptieren", sagte Tedesco. Seine Spieler würden sie allerdings nicht verstehen.
Wout Faes versteht die Pfiffe nicht
Ob die Mannschaft diese Pfiffe verdient hat? "Ich denke nicht", sagte Verteidiger Wout Faes. Das Wichtigste sei gewesen, weiterzukommen. Es sei "schade", dass die Kurve so reagiert habe. Man habe daher entschieden, in die Kabine zu gehen. Auf halbem Weg Richtung Fans war De Bruyne nach dem Schlusspfiff wieder umgekehrt. Tedesco und sein Team bildeten auf dem Feld noch einen Kreis, ehe sie in die Kabinen der Stuttgarter Arena gingen.
Viel fehlte am Ende nicht, genau genommen nur ein ukrainisches Tor, und die Belgier hätten sich wie bei der WM 2022 in Katar schon nach der Vorrunde verabschiedet. Womöglich ist der Ärger ihrer Fans auch mit einer gewissen Sorge zu erklären. Der Sorge, dass die goldene Generation dieser Mannschaft um De Bruyne (32), Romelu Lukaku (31), Verteidiger Jan Vertonghen (37) oder den aktuell angeschlagenen Axel Witsel (35) ihre Karriere irgendwann ohne großen Nationalmannschaftstitel beendet und eine neue Riege an Hoffnungsträgern erst noch heranwachsen muss.
Er habe auf Clubebene viel gewonnen, in seiner Karriere aber auch schon oft "schwierige Momente" gehabt, erklärte De Bruyne. Es sei "nicht einfach, so etwas zu durchleben." Man müsse wissen, wie man damit umgeht. An den Anhang richtete der Kapitän die gleiche Botschaft wie sein Trainer: "Wir brauchen die Fans. Wir brauchen sie gegen Frankreich."
"Das ist wichtig für unser Land"
Die Ukrainer, die trotz ihrer vier Punkte abreisen müssen, taten dies allerdings erhobenen Hauptes.
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"Es ist wichtig für unser Land, dass wir bei der EM dabei waren. Alle Ukrainer sind natürlich unglücklich, aber wir sind ein Teil von Europa und wir kämpfen für Europa", sagte Trainer Serhij Rebrow und erinnerte an den Krieg in der Heimat. Im Stuttgarter Stadion hatten die ukrainischen Fans den Spielern nach dem unglücklichen EM-Aus lautstark applaudiert.
Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte der Mannschaft schon direkt nach der Partie am Mittwoch für ihren Einsatz gedankt. Bei Telegram appellierte er auch an den Zusammenhalt der Ukrainer. Eine "starke Nation" sei eine, die einander immer unterstütze, "sowohl bei Niederlagen als auch bei Siegen". Die großen Siege lägen noch vor dem Land, schrieb Selenskyj in Anspielung auf den laufenden russischen Angriffskrieg. "Und bis dahin halten wir den Schlag aus, stehen wieder auf und machen weiter, um zukünftig stärker zu werden", teilte der Präsident mit.
Was die Belgier bisher bei der EM abgeliefert haben, ist mit "enttäuschend" gar nicht ausreichend beschrieben. Das war ja nicht zum anschauen. Und da versteht der Teamchef den Unmut der Fans nicht???
Das ist wohl das endgültige Ende der goldenen Generation