1:0 – Sturm Graz traf gegen Rapid in der 91. Minute
WIEN. Die Steirer liegen nach dem Sieg beim Frühjahrsankick nur noch drei Punkte hinter Tabellenführer Salzburg.
GRAZ. Lange mussten die Fans im ausverkauften Grazer Stadion auf das erste Tor im Bundesliga-Frühjahr warten – umso größer war der Jubel, als Sturms David Affengruber den Schlager gegen Rapid in der 91. Minute mit dem Treffer zum 1:0 entschied. Es war sein erstes Tor in einem Heimspiel für Sturm. "Es ist super, dass es ein entscheidendes war", sagte Affengruber.
Bei Rapid spielte erstmals Bologna-Leihgabe Denso Kasius von Beginn an. Neben dem Rechtsverteidiger rückten auch Leopold Querfeld im Abwehr- und Patrick Greil im Mittelfeld-Zentrum gegenüber dem Cup-Viertelfinale vor einer Woche beim WAC (3:1 nach Verlängerung) neu in die Startformation. Sturm begann ohne die verletzten Jakob Jantscher und William Böving mit derselben Elf wie eine Woche zuvor beim Cup-Aufstieg im Elfmeterschießen in Salzburg. Allerdings musste Abwehrchef Gregory Wüthrich bereits kurz vor der Pause wegen einer Adduktorenverletzung durch Affengruber ersetzt werden.
Die Partie war bei trockener Eiseskälte von minus drei Grad Celsius bereits nach wenigen Sekunden wegen des Einschlages einer Leuchtrakete auf dem Spielfeld unterbrochen. Die erste Großchance fand Sturm durch Albian Ajeti vor, der eine Kopfball-Vorlage von Alexander Prass aber nicht aufs Tor brachte (5.). Rapid störte die Grazer früh, gewann vor der Pause mehr Zweikämpfe und war gut im Spiel. Marco Grüll schoss aus guter Position allerdings den im Abseits stehenden Guido Burgstaller an (22.).
Tor von Tomi Horvat aberkannt
Auf der Gegenseite ließ Tomi Horvat die Sturm-Fans im ausverkauften Stadion jubeln: Dem sehenswerten Treffer des Slowenen von knapp außerhalb des Strafraums verweigerte Schiedsrichter Walter Altmann die Anerkennung (29.). Er entschied nach Videostudium, dass sich Emanuel Emegha im Moment des Schusses nicht nur knapp im Abseits, sondern auch im Sichtfeld von Rapid-Torhüter Niklas Hedl befunden hatte. Sturm-Trainer Christian Ilzer reagierte erbost und sah Gelb.
Sturm tat sich in einem sehr intensiven Spiel lange Zeit schwer, beging im Spielaufbau mehr Fehler als gewohnt. Ein Halbvolley von Emegha stellte für Hedl kein Problem dar (38.). Rapid stellte die Hintermannschaft der Grazer mitunter selbst vor Probleme. Greil spielte in aussichtsreicher Position einen schlechten Querpass (39.), bei dieser Aktion verletzte sich auch der nach dem Cupspiel in Salzburg bereits leicht angeschlagene Wüthrich.
Rapid ohne große Torchance
Nach Seitenwechsel war Sturm der Führung vorerst näher. Hedl reagierte bei einem abgefälschten Schuss des durchbrechenden Otar Kiteishvili glänzend (60.). Rapid fand mit Fortdauer einige Kontergelegenheiten vor, kam aber nicht zwingend vor das Tor von Arsenal-Leihgabe Arthur Okonkwo, der ein unspektakuläres Heimdebüt im Sturm-Dress gab.
Wegen starker Rauchentwicklung von den Rängen war die Partie eine Viertelstunde vor Schluss neuerlich unterbrochen. Einen Kasius-Schuss von der Strafraumgrenze parierte Okonkwo mit den Fäusten (85.), ehe auf der Gegenseite Affengruber zuschlug.
Das 1:0 ersparte Referee Walter Altmann Diskussionen wegen des aberkannten Horvat-Tores. "Das Gefühl für den Fußballsport ist irgendwo im Regeldschungel verloren gegangen", sagte Ilzer, der zwei längere Ausfälle bei Abwehrchef Wüthrich und Stürmer Albian Ajeti befürchtet: "Auf den ersten Blick sind es schwerwiegendere Muskelverletzungen."
Die Stimmen zum Spiel
- Christian Ilzer (Sturm-Trainer): "Im Endeffekt war es ein verdienter Sieg, wir waren aber in der ersten Hälfte auch fehleranfällig. Es war ein Spiel, in dem viel zusammengekommen ist, und trotzdem gehen wir als Sieger vom Platz - das ist dann ein sehr, sehr gutes Zeichen. Fakt ist, dass das Salzburg-Spiel viel Substanz gekostet hat. Wir haben einen Glauben und einen Siegesgedanken bis zum Schluss drinnen."
- David Affengruber (Sturm-Torschütze): "Es freut mich. Es ist wichtig für die Mannschaft, dass wir auch in die Bundesliga gut starten. Jetzt habe wir zwei richtig gute Spiele gehabt. Natürlich ist Rapid eine gute Mannschaft, das wissen wir. Wir haben das Spiel dominiert, aber den letzten Pass nicht gut angebracht, aber es ist egal. Heute war es richtig geil. Dass es einmal raucht, gehört dazu."
- Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "Wir sind enttäuscht, weil wir verloren haben. Was das Spiel betrifft, hat die Mannschaft eine gute Leistung abgerufen. Wir haben gesehen, dass wir ebenbürtig sind, dass wir dagegenhalten können. Ich sehe trotzdem noch Verbesserungspotenzial, vor allem im Spiel mit dem Ball. Alles in allem war es ein gutes Spiel, aber wir sind traurig, dass wir verloren haben. Wir haben uns vor dem Tor ein bisschen ungeschickt verhalten. Wir brauchen das Foul da draußen nicht machen. Trotzdem müssen wir die Standardsituation besser verteidigen."
- Niklas Hedl (Rapid-Torhüter): "Im Endeffekt haben wir ein Tor zu wenig geschossen, aber ich glaube die Leistung war in Ordnung und wir hätten zumindest einen Punkt verdient gehabt heute. Ich glaube, dass wir genug Chancen gehabt haben. Wir haben es heute nicht geschafft, den Ball ins Tor zu bringen, Sturm schon."
Gegen Sturm muss man bis zum Abpfiff hochkonzentriert sein und versuchen keine Fehler zu machen. Das Foul vor dem 1:0 war sowas von dumm und unnötig. Aus dieser Position ist jeder Freistoß schwer zu verteidigen. Gerade gegen die kopfballstarken Grazer. Man hat auch gesehen, bei so temporeichen intensiv geführten Spielen tun sich alle Mannschsften schwer den Ball gezielt laufen zu lassen. Das Meiste ist nur auf Zufall aufgebaut. Kleinigkeiten wie Standards entscheiden meistens das Match.