"Es wird das meistgesehene Ereignis der Boxgeschichte"
DALLAS. "Wenn ich gewinne, werde ich unsterblich sein." Der einstige Box-Superstar Mike Tyson steht vor seiner viel diskutierten Rückkehr in den Ring.
Dafür ist er gewillt, alles in Kauf zu nehmen. "Wenn ich es aber schlecht mache, möchte ich nicht in einem Krankenhausbett sterben. Ich möchte im Ring sterben." Die Aussagen stammen aus einer dreiteiligen Netflix-Dokumentation, die auf den Kampf des Ex-Weltmeisters im Schwergewicht gegen Influencer Jake Paul einstimmen soll.
Sportlich ist das Duell des Megastars der 80er- und 90er-Jahre mit dem 31 Jahre jüngeren Konkurrenten in der Nacht auf Samstag (gegen 02.00 Uhr/Netflix) zwar nicht wirklich ernst zu nehmen. Aber die Tatsachen, dass "Iron Mike" für einen offiziellen Kampf wieder in den Ring steigt und dass die Reichweite und Vermarktungs-Power von Netflix dahinter stehen, lässt es zu einem Mega-Event werden. Pauls Promoter Nakisa Bidarian prophezeite "das meistgesehene Boxereignis der modernen Boxgeschichte".
Im AT&T Stadium in Arlington (Texas), dem Stadion der Dallas Cowboys in der NFL, werden 80.000 Fans dabei sein. "Ich könnte mich auch ausruhen", sagte der 58-jährige Tyson, "aber ich will gegen diesen Kerl kämpfen und ihm in den Arsch treten". Die Gage stimmt übrigens auch. Experten gehen davon aus, dass Tyson als großes Zugpferd der Nummer zwischen 50 und 100 Millionen Euro kassieren wird.
Mike Tyson gegen Jake Paul
Der schillernde Boxstar konnte sich zu besten Zeiten alles kaufen, was er wollte. Er hielt Löwen und Tiger in seiner Luxus-Villa in Maryland. Eine halbe Milliarde US-Dollar habe er in seinem Leben verprasst, sagte Tyson einmal. Der extravagante Lebensstil, falsche Freunde, schlechte Entscheidungen - all das führte 2003 in die finanzielle Pleite. Die letzte Million auf seinem Konto, verriet Tyson, habe er für eine Reha gegen seine Alkohol- und Drogensucht ausgegeben. Es ist irgendwie auch wieder typisch für Tyson, dass er sich ausgerechnet durch die Beteiligung an einer Firma für Cannabis-Produkte finanziell wieder erholt hat.
Wegen seines Schwächeanfalls in einem Flugzeug und den Folgen eines Magengeschwürs musste der ursprünglich für Juli geplante Kampf in den Herbst verschoben werden. Medienberichten zufolge muss sich Tyson 24 Stunden vor dem Fight einem finalen Gesundheitscheck unterziehen. Sollten Zweifel bestehen, könnte das zu einer kurzfristigen Absage führen. Oder das Event wird auch offiziell zu einem Showkampf heruntergestuft.
"Ich bringe Mike Tyson bei, wie man boxt"
Schon jetzt gelten einige Sonderregeln, die vor allem Tysons Gesundheit schützen sollen. Geboxt wird nur über acht statt zwölf Runden, die jeweils auch nur zwei Minuten lang sind. Auf seinen Social-Media-Kanälen postet Tyson fleißig Bilder und Videos von sich beim Training. Der Körper ist austrainiert, die Schläge sind wuchtig, die Bewegungen geschmeidig. An seiner Seite ist erneut Trainer Rafael Cordeiro, der ihn schon 2020 beim Showkampf gegen Roy Jones Junior betreut hatte.
Und was macht Jake Paul für Netflix als Tyson-Gegner so interessant? Seine Follower-Zahlen. Bei Instagram folgen ihm 27 Millionen Fans, bei YouTube 20,8 Millionen. Der Amerikaner, bei dessen Geburt Tyson schon zwölf Profijahre auf dem Buckel hatte, begann seine Karriere in den sozialen Medien als Influencer und steht erst seit 2020 im Ring. Großen Eindruck hat er in seinen zehn Kämpfen nicht gemacht. "Ich werde das neue Gesicht des Boxens sein", tönte Paul dennoch: "Ich bringe Mike Tyson bei, wie man boxt."
Über solch anmaßende Sätze wird Tyson vielleicht nur müde lächeln. Der Mann hat im Boxsport alles erlebt. Den Aufstieg zum jüngsten Schwergewichts-Weltmeister der Geschichte als 20-Jähriger. Die goldenen Jahre als Champion. Die Demütigungen nach Niederlagen wie 1990 gegen den krassen Außenseiter Buster Douglas oder Aussetzern wie im "Bite Fight" 1997 gegen Evander Holyfield. Und auch den tiefen Fall als Süchtiger und Krimineller.
Aber Mike Tyson ist immer wieder aufgestanden. "Im Boxen sagt man: Ein bewegliches Ziel ist schwer zu treffen. Und das gilt auch fürs Leben", sagte er in der Netflix-Doku.
das hätte er wohl gerne. Sportlich völlig wertlos.