Holt ein "Sonntagsfahrer" den MotoGP-Titel?
BARCELONA. Jorge Martin hat schon Samstag im Barcelona-Sprint den ersten Matchball, Francesco Bagnaia will das verhindern.
Die MotoGP steuert am Wochenende in Barcelona auf ihren großen Showdown hin. In der Königsklasse der Motorrad-WM liegen beim Duell um den Titel alle Trümpfe bei Jorge Martin, der seinem Widersacher Francesco Bagnaia im Vorjahr noch knapp unterlegen war. Nun hat der Spanier, auf einer Ducati von Kundenrennstall Pramac unterwegs, gegen den Werkspiloten Bagnaia eine noch größere Chance auf den langersehnten Coup.
"Der Gewinn des WM-Titels", sagt der 26-Jährige, "hätte eine riesige Bedeutung, nicht nur für mich, sondern für mein Team und für mein Umfeld. Sie haben in all den Jahren direkt miterlebt, was ich durchgemacht habe. Nach all den Kämpfen und Leiden über die Jahre wäre der Titel wirklich bedeutsam für uns." Er könnte schon am Samstag im Sprintrennen den Sack vorzeitig zumachen: Martin geht mit 24 Punkten Vorsprung auf Bagnaia in das Finale, mit weiteren 14 für den Triumph dort wäre die Messe gelesen. "Das ist ein Szenario, das ich unbedingt verhindern will", sagt Bagnaia. Stattdessen solle erst am Sonntag die endgültige Entscheidung fallen. Bagnaia verspricht ein faires Duell bis zum Ende. "Für mich ist das ganz einfach", sagt der Titelverteidiger. "Ich bin keiner, der Streit sucht, weder auf der Strecke noch abseits der Strecke. Ich bin keiner, der andere Fahrer von der Strecke drückt oder die Rivalen nicht respektiert", so der Italiener, der sich seiner Außenseiterrolle aber bewusst ist. "Ich habe noch eine Chance, aber ich benötige wirklich Hilfe von anderen. Ich werde jemanden zwischen mir und ihm brauchen."
Der Erfolg von Martin wäre aus mehreren Perspektiven bemerkenswert. Erstens, weil er als Kundenpilot triumphieren würde, ein Kunststück, das zuletzt Legende Valentino Rossi 2001 geschafft hat, als er mit dem von Honda unterstützten Nastro-Azzurro-Team die Weltmeister-Krone holte. Und auch, weil Martin nach dieser Saison erzwungenermaßen zu Aprilia überwechselt, da in der Werksmannschaft neben Bagnaia kein Platz frei wurde, sondern stattdessen Marc Marquez den Zuschlag bekam. Doch Martin bedankte sich bereits vor Barcelona ausdrücklich bei seinem Noch-Arbeitgeber: "Ich bin Ducati sehr dankbar. Denn obwohl ich nicht in ihren Reihen bleiben werde, geben sie mir weiterhin das beste Paket." Nachsatz: "Ich hoffe, dass das bis zum Schluss so bleiben wird."
Ursprünglich sollte das letzte Saisonrennen in Valencia stattfinden, doch wegen der verheerenden Unwetter wurde das Finale nach Barcelona, wo bereits im Mai ein Grand Prix stieg, verlegt. "Anstatt in Valencia zu fahren, wird die MotoGP für Valencia fahren", teilte die WM-Vermarktungsgesellschaft Dorna mit. Sie will einen Großteil der Einnahmen spenden.