Aus dem "Durchputzer" wurde Bronze
PEKING. Teresa Stadlobers Ausdauer wurde endlich belohnt. Darum lief es in der Loipe diesmal so gut.
Als "Durchputzer", wie die Langläufer so salopp zu einem Aufwärm-Rennen vor den eigentlichen Hauptbewerben sagen, war der olympische Skiathlon in Peking nach coronabedingten Verzögerungen bei der Anreise von Teresa Stadlober angedacht. Stattdessen wurde es mit dem Gewinn von Bronze hinter Norwegens Überläuferin Therese Johaug und Russlands Läuferin Natalia Neprjajewa Österreichs erste Damen-Medaille in dieser Sportart überhaupt bei Winterspielen. Nach 15 kräfteraubenden Kilometern auf der windigen Loipen-Achterbahn in Zhangjiakou war die 29-jährige Salzburgerin endlich am Ziel ihrer sportlichen Träume. Der Erfolg hat viele Väter, auch wenn Papa Alois an erster Stelle steht.
Familienbande: "Bei ihm laufen alle Fäden zusammen", sagt Stadlober über ihren Vater, den Staffel-Weltmeister von 1999. Die kleine Weltcup-Mannschaft um sie ist seit 2019 in einem Förderverein ausgegliedert. Mama Roswitha, die die letzten Jahre in vielen Belangen wie etwa auch der Medienbetreuung unterstützend zur Seite stand, dürfte als neue ÖSV-Präsidentin das nach dieser Saison wieder geraderücken. Bruder Luis, früher selbst Athlet und nun Teil der Servicemannschaft, war im Ziel dann einer der ersten Gratulanten. Und auch eine besondere Daumendrückerin meldete sich. "Die Oma hat mir eine WhatsApp-Nachricht geschrieben. Jetzt weiß ich, dass sie keinen Herzinfarkt gekriegt hat. Das ist schon einmal gut."
Serviceteam: Dass Stadlober schnelle Skier parat hat und dabei auch den Vergleich mit vom Budget und Möglichkeiten übermächtigen Nationen nicht scheuen muss, hat sie auch zwei Mühlviertlern zu verdanken. Manfred Hierschläger ist seit Jahren Chef des Serviceteams und hat mit seinem Vereinskollegen von der SU Eidenberg, Manuel Schwentner, einen weiteren Mann an seiner Seite. Letzterer musste nach dem Coup Haare lassen. "Er hat gesagt, wenn ich eine Medaille mache bei diesen Spielen, darf ich ihm die Haare abrasieren", sagte die 29-Jährige und schritt sogleich zur Tat.
Kraftakt: Stadlober schloss sich vor diesem Winter in der Vorbereitung der russischen Damen-Gruppe um den erfahrenen deutschen Coach Markus Cramer an, in der etwa auch Neprjajewa ist. "Das Training mit starken Athletinnen tat mir richtig gut", sagt die Salzburgerin. Vor allem im Kraftbereich, wo die 29-Jährige Defizite ortete, gelang der entscheidende Fortschritt. Vor allem im heute so wichtigen Doppelstock-Schub schaffte sie den Anschluss an die Weltbesten.
Mentale Stärke: Das Drama 2018, als sie bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang am Weg zur Medaille falsch abbog, der Dopingskandal um ihre ÖSV-Teamkollegen 2019 in Seefeld oder die Anreise-Schwierigkeiten nach einem positiven Corona-Test vor wenigen Tagen – all das steckte Stadlober gut weg und lief zum bisher größten Karriere-Erfolg. Doch diese Spiele sind noch lang. Und schon am kommenden Donnerstag über 10 Kilometer klassisch sollte man wieder mit ihr rechnen.