Wie sich Linz bereits jetzt wieder auf die neue Eiszeit vorbereitet
LINZ. Die Kaderplanung ist abgeschlossen, die ersten Legionäre nehmen Kurs in Richtung Flughafen Hörsching und der Countdown für die neue Saison nähert sich der 50-Tage-Marke. Zeit, dass sich auch die Linz-AG-Eisarena für ihre Cracks herausputzt. Ein OÖN-Lokalaugenschein:
Noch ist es ruhig in der Linz-AG-Eisarena. Man hört ein Surren, das von einer Gerätschaft ausgeht, die ein überdimensionierter Luftentfeuchter sein könnte. Und Musik läuft. Dieselbe, die auch im Parkbad gespielt wird. Der Weg von der Halle in die Katakomben ist verschlossen. Weil sonst niemand in der Halle auffindbar ist, nehmen wir einen Schleichweg in den Kabinenvorraum. Man hört zwei Männer reden. Mal auf Englisch, mal auf Deutsch. Es geht um eine "Penaltykilling-Unit", also eine Unterzahlformation. Schnell wird klar, dass es sich um Philipp Lukas und Mark Szücs handelt.
Das Trainerteam, das gemeinschaftlich über Transfers berät, hat seinen Job bereits erledigt. Seit Freitagvormittag ist die Kaderplanung abgeschlossen und der letzte verbliebene Platz besetzt. Einen Karton schleppend kommt auch Christian Wandelt herein. Er ist eigentlich neu, im Mai von Krefeld nach Linz übersiedelt und keine 35 Jahre alt. Doch der Deutsche vermittelt den Eindruck, alles unter Kontrolle zu haben. "Wir sind zu 100 Prozent bereit für den Trainingsauftakt", wird er mir später im Podcast-Gespräch sagen.
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Christian W(w)andelt auf den Spuren von Wolfgang Janout
Wir begleiten Christian. Linz ist seine zweite Station als Zeugwart bei einer Profi-Mannschaft. Er selbst hat in der deutschen Fünftklassigkeit auch gespielt. Währenddessen sei ihm klar geworden, dass er dem Sport treu bleiben möchte. Über Leipzig und das DEL-2-Team in Krefeld führte sein Weg nach Linz. Wobei er dabei Unterstützung erhalten hat. Man muss wissen, dass sich Zeugwarte bei Spielen meist äußerst kollegial begegnen. Der Heim-Zeugwart wäscht die Wäsche des Gegners, wenn das Auswärtsteam schon am Vortag anreist. Oder die Match-Dressen, wenn es am nächsten Tag zum nächsten Spiel geht. Man hilft sich. Und so kam der Deutsche in der DEL2 im Vorjahr in Kontakt mit Black-Wings-Zeugwart-Legende Wolfgang Janout. Von ihm habe er auch die Kontakte nach Linz erhalten. Christian wandelt also quasi auf den Spuren von Wolfgang Janout.
Der Neo-Zeugwart führt uns durch sein Reich. An der Deckenschräge hängt neuerdings eine deutsche Flagge neben der österreichischen. Würdig und Recht, denkt man sich und geht weiter. Beim Schleifgerät für die Eisschuhe erzählt Wandelt, dass er einen Kurs in Tschechien besucht hätte, um das Handwerk des Kufenschleifens richtig zu lernen. "Richtig können tut man das erst nach ein bis zwei Jahren Praxis", sagt er. Kein Scherz.
An den Kleiderständern hängen die Trainingsdressen. In sechs Farben: grau, blau, rot, gelb, schwarz und weiß. Die Matchdressen kommen erst Anfang August. Ansonsten sei aber alles da, was die Spieler brauchen werden. Auch die Schläger. Zwischen 30 und 50 Pracker verbraucht ein Spieler pro Saison. Das ist alleine schon von der Logistik her ein riesiger Aufwand vor einer Saison, alles da und griffbereit zu haben.
Im Podcast-Gespräch erzählt Wandelt dann von Extrawünschen von Spielern bei der Ausrüstung. Einem musste er heuer einen anderen Helm-Typ bestellen. Von Schlägern, die für einen Spieler geschickt wurden, der gar nicht in Linz spielt. Und von den Aufgaben, die ein Zeugwart so hat, an die aber kaum jemand denkt. Und all das, obwohl er seine eigene Stimme nicht schön findet und sich gefühlsmäßig in seinem Reich wohler fühlt als vor dem Mikrofon. Aber er macht seine Sache gut:
Nach unserem 20-minütigen Gespräch begeben wir uns noch einmal über besagte Schleichwegerl ins Halleninnere. Zur Musik und dem Surren hat sich ein weiteres Geräusch gesellt. Es plätschert. Und das glücklicherweise nicht, weil es draußen regnet und Wasser in die Halle eintritt. Das hatten die Linzer nämlich bereits. Also einen Dachschaden. Bei einem der schweren Gewitter in den vergangenen Wochen ist Regenwasser - vermutlich über eine Fuge zwischen Alt- und Neubau - in das Kabineninnere getreten. Dieser Tage wurde der Schaden der Versicherung gemeldet.
Das Plätschern bei unserem Besuch ist von freudigerer Natur. Denn drei Eismeister der Linz-AG stehen auf der Spielfläche und spritzen eine weitere Schicht Eis auf. Zwischen drei und fünf Zentimeter dick ist das Eis bis zu den Untereis-Werbungen. So hat es uns zumindest Lyle Seitz in der Vorsaison erklärt, als es damals - Sie erinnern sich vielleicht - um die Tor-Zapfen-Causa in Graz, nachdem zwei Treffer der Linzer aberkannt worden waren, gegangen ist. Linz war auch eine jener Hallen, in der die langen und international längst gebräuchlichen Zapfen nicht verwendet werden konnten, weil man beim Bohren der Torverankerungen vermutlich in einen Kühlschlauch gestoßen wäre.
Heuer soll es laut Kenntnisstand der Black Wings aber möglich sein, die acht Zentimeter langen Torzapfen zu verwenden. Es wäre wünschenswert, dass dem so ist. Denn die Liga belegt Vereine, die die langen Zapfen nicht verwenden, heuer erstmals mit einer Geldstrafe. Dem haben die Klubs in einer Sitzung zugestimmt. Im Zweifelsfall wäre es also wohl schlauer, lieber eine zusätzliche Schicht Wasser aufzuspritzen, anstatt es draufankommen zu lassen.
13 Tage sind es noch, bis die Black Wings zu einem Trainingsspiel gegen die Steel Wings laden. Neben dem Eis-Niveau steigt auch die Vorfreude.
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