Schlägt endlich der "Kugelblitz" ein?
Ein Wikinger "raubt" Mayer im Super-G den Heimsieg – heute will Beat Feuz zuschlagen.
Das 80. Hahnenkamm-Rennwochenende in Kitzbühel fabrizierte gestern einen Bilderbuch-Start. Der Super-G im sonnigen Winterwunderland hatte durch die rot-weiß-rote Brille betrachtet nur einen kleinen Schönheitsfehler. Als sich Matthias Mayer schon als Sieger fühlte, donnerte ein "Wikinger" mit einer Bestzeit ins Tal. Der Norweger Kjetil Jansrud raubte damit Mayer das totale Erfolgserlebnis, das er sich mit dem zeitgleichen Aleksander Aamodt Kilde hätte teilen müssen. Der Mühlviertler Vincent Kriechmayr wurde als zweitbester ÖSV-Läufer Sechster. Bei der heutigen Hahnenkamm-Abfahrt gibt es die Gelegenheit zur Revanche. Da steht vor allem die Frage im Zielraum, ob in Kitzbühel endlich einmal der "Kugelblitz" einschlägt.
Toni Sailer, Franz Klammer, Karl Schranz, Pirmin Zurbriggen, Stephan Eberharter, Hermann Maier, Didier Cuche, Dominik Paris ... diese Namen tauchen auf, wenn man am Fuß der Hahnenkammbahn in Kitzbühel steht und die Beschriftungen der roten Gondeln liest. Jeder Hahnenkammsieger ist hier auf diese Weise verewigt. Vor allem an einem so schönen Postkartenwettertag wie gestern ist es ein netter Zeitvertreib, wenn die Namen der Legenden des Skisports vorbeischweben. Man könnte stundenlang warten, aber eine Gondel wird ganz sicher nicht kommen: nämlich jene von Beat Feuz. Was schlicht und einfach daran liegt, dass der vermutlich beste Abfahrer der Gegenwart, den man im Skizirkus liebevoll "Kugelblitz" nennt, in Kitzbühel noch nie gewinnen konnte. Heute könnte sich das ändern.
Ein Genie auf Ski
Ein Sieg des bulligen Schweizers aus dem Emmental, der mit der ehemaligen österreichischen Rennläuferin und Physiotherapeutin Katrin Triendl liiert ist – das Paar lebt mit der eineinhalbjährigen Tochter Clea in Aldrans bei Innsbruck –, wäre zwar nicht nach dem Geschmack der heimischen Skifans, aber verdient hätte es Feuz schon, seine Trophäensammlung mit einer Kitzbüheler Gams zu komplettieren. Als die Journalisten vor einer Woche in Wengen, wo Feuz zum dritten Mal als Lauberhornsieger gefeiert wurde, den 32-Jährigen mit Franz Klammer, Toni Sailer oder Karl Schranz verglichen, meinte dieser bescheiden, sein Name passe in diese Aufzählung nicht hinein. Andere gerieten ins Schwärmen. Wie zum Beispiel der Schweizer Skiverbandschef Urs Lehmann, der Feuz so beschreibt: "Er hat ein unglaubliches Gefühl, das hat kein anderer Abfahrer. Er ist ein Genie auf den Skiern."
Zum unglaublichen Gefühl kommt dazu, dass Feuz ziemlich schmerzbefreit ist. Seit dreieinhalb Wochen fährt er mit einem gebrochenen Mittelhandknochen. In Wengen verzichtete er auf die obligate Schiene, um am (flacheren) Ersatzstart besser Tempo machen zu können. Auch eine Knieverletzung konnte den gelernten Tischler nicht bremsen.
Vorbild für Kriechmayr
Auch für Oberösterreichs Kitzbühel-Hoffnung Vincent Kriechmayr ist Feuz ein Vorbild. "Beat ist im Training auch nicht immer schnell, aber im Rennen ist er einfach da, zeigt seine Leistung und macht keine Fehler. Das ist auch mein Anspruch, dass ich auf höchstem Niveau fehlerfrei runterfahre. Nur so gewinnt man Rennen", sagt der 28-Jährige.
Im Vorjahr war Kriechmayr auf der Streif mehrmals in Sturzgefahr, seine Fahrt wurde zum YouTube-Hit, aber der Gramastettner würde auf der Streif natürlich lieber mit einer schnellen Zeit Aufsehen erregen.
Der Trainingssturz vom Donnerstag sollte ihn nicht einbremsen. "Ich habe zwar ein Tape um meine Hand, aber das stört mich nicht." Mit seinem gestrigen sechsten Platz war "Vinc" nicht zufrieden. "Zurzeit schleichen sich zu viele Fehler ein. Das muss ich abstellen." Heute wäre ein guter Tag für diesen Plan.
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Im Gegensatz zu einem normalen Blitz bewegt sich ein Kugelblitz ziemlich langsam oder schwebt an einem Ort. Ob man mit dieser "Geschwindigkeit" ein Rennen gewinnen kann?