Aus für Roaming wird das Telefonieren mit dem Handy nicht billiger machen
STRASSBURG. Die gute Nachricht für Handy-Kunden: Ab 15. Juni 2017 müssen sie für das Telefonieren und den Datenaustausch im EU-Ausland nicht mehr bezahlen als im Inland.
Gestern hat das EU-Parlament in einer Abstimmung das sogenannte "Roaming" endgültig abgeschafft. Letzter Schritt bis zur Abschaffung: Ab Mai 2016 dürfen die Roaming-Gebühren fünf Cent (exkl. MWSt.) je Minute für Gespräche und zwei Cent je SMS nicht überschreiten.
Die schlechte Nachricht: An der Höhe der Handyrechnung wird das im Durchschnitt kaum etwas ändern. Sowohl die Telekommunikationsanbieter selbst als auch die Konsumentenschützer gehen davon aus, dass Preiserhöhungen die Folge sein werden. Der EU-Abgeordnete Paul Rübig (VP), der seit Jahren für die Abschaffung des Roamings geworben hat, spricht dagegen von einer "großen Stunde". Preissteigerungen würde es nur geben, wenn kein Wettbewerb herrsche. In Österreich habe man mit dem Einstieg des Diskonters Hofer ("HoT") gesehen, dass mehr Konkurrenz die Preise wieder sinken lasse.
Krammer erwartet Nachteile
Ausgerechnet Mobilfunk-Profi Michael Krammer, der für Hofer das Telekom-Angebot HoT "erfunden" hat, erwartet allerdings "ganz sicher für einen Großteil der Konsumenten Nachteile". Er vergleicht den Eingriff der Politik in den Endkundenmarkt (anstatt den Wettbewerb zu forcieren) mit einer fiktiven Vorschrift, dass Wirte nur noch einen Euro für ein Mineralwasser verlangen dürften. "Selbstverständlich würden diese dann das Bier und das Essen verteuern", sagt Krammer.
AK-Konsumentenschützerin Ulrike Weiß freut sich grundsätzlich über das Ende des teuren Roamings, befürchtet jedoch, "dass diese Verbesserung durch Erhöhung der Grundgebühren oder neuartige Zusatzkosten wieder wett gemacht wird". Es brauche daher einen funktionierenden Wettbewerb unter den Anbietern, damit Preissenkungen weitergegeben werden. Der größte heimische Handynetzbetreiber, Telekom Austria/A1, ist erwartungsgemäß "nicht erfreut" über das Aus für die höheren Auslandsgebühren, will aber noch nicht sagen, inwieweit sich das in Preiserhöhungen auswirken könnte.
Ausgeglichen wird der Einnahmenentfall schon heute zum Teil durch die hohen Kosten für Anrufe aus Österreich ins Ausland. Sie liegen teils schon jetzt über den Roaming-Tarifen (siehe Grafik). So bezahlt man zum Standardtarif für ein Telefonat von Linz nach München mehr als von Budweis nach München.
Der EU-Abgeordnete Josef Weidenholzer (SP) schüttelt darüber den Kopf: "Während auf dem materiellen Gütermarkt die Grenzen abgeschafft wurden, werden sie bei immateriellen Gütern errichtet." Er würde es begrüßen, würden etwa regionale Anbieter grenzüberschreitende Pakete schnüren – etwa für Bayern und Oberösterreich in Konkurrenz zu nationalen Betreibern.
Während Roaming ein Ende bereitet wurde, habe man in Sachen Netzneutralität laut Weidenholzer keinen Fortschritt gemacht. Spezialdienste dürfen in Europa gegen Bezahlung vorrangig durch das Internet gelotst werden. Weidenholzer spricht von der Gefahr eines "Zwei-Klassen-Internets".
Skypen macht viel mehr Spass
wer glaubt dass sich die Telecom Gesellschaften mit weniger Einnahmen zufrieden geben täuscht sich ...es wurden schon 2014 andere Gebühren eingeführt sodass sich Inlandsgebühren an den Auslandsgebühren anpassen ! ALLES bleibt PARI !
Wenn ich von Los Angeles nach New York telefoniere zahle ich nicht mehr, als wenn ich von L.A. in Pasadena anrufe. Warum soll ich von Wels nach München mehr zahlen als von Wels nach Wien? (Schärding-Passau oder Linz, Salzburg-Freilassing oder Frankenmarkt). Dass die Provider ihr Geld anderswo verdienen müssen ist klar. Doch wozu braucht jemand jedes Jahr ein neues Handy? Wozu 2000 Minuten Flat-Tax? Schau Euch doch um, die Leute haben permanent das Kastl am Ohr oder sitzen im Kaffeehaus vor ihren Smartphones (die 3 GB müssen ja aufgebraucht werden), anstatt wieder einmal miteinander zu reden, auf gut oberösterreichisch "face-to-face". Und dann jammern sie über Elektrosmog...
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leser · 28.10.2015 03:28 Uhr
„Mehr Bereichsschaltungen kosten mehr Geld. Die Abschaffung der Roaminggebühren innerhalb der EU ist natürlich ein Anreiz für Vieltelefonierer. Die Kosten werden aufgeteilt und tragen alle, auch wenn sie nur im Inland telefonieren. Also wird es teurer. Eigentlich müssten sich die Telefongesellschaften bedanken.“
gibts eigentlich gegen "Telefonitis" schon Medikamente
diese psychische Krankheit wird ja schon unüberschaubar
Bua, weil ich nicht immer weinen kann, muss ich öfters lachen.
Früher im Zug die Neuzugestiegenen: Im Winter die Fäustlinge ausgezogen, Jacke vielleicht; aber gleich das Jausenpackl auspacken und fest habern.
Heute: gleich zum Mobil greifen und fest herumfahren mit dem Finger.
Womit auch gestehen muss: Komme ichwilder einmal spät weg von zuhause, habe ich mein Kandur-Sacke mit; erster Hunger gestillt, melde ich mich, dass ich jetzt mit diesem Zug komme, sonst wärs erst einer der nächsten )
Der EU-Abgeordnete Paul Rübig (VP), der seit Jahren für die Abschaffung des Roamings geworben hat, spricht dagegen von einer "großen Stunde".
Jawoll, große Stunde für IHN. Der treibt sich ja dauernd im Ausland rum und telefoniert wahrscheinlich wie ein Böser. Und als EU-Abgeordneter muss er halt sparen.
Dass auf seine Initiative hin die österreichischen Telefonkunden mit (wahrscheinlich massiven) Tariferhöhungen zu rechnen haben, geht ihm am Arscx vorbei.
einfach dumm!
Nein, Rübig ist nicht dumm. Der weiß schon, was er will
Mehr Bereichsschaltungen kosten mehr Geld. Die Abschaffung der Roaminggebühren innerhalb der EU ist natürlich ein Anreiz für Vieltelefonierer. Die Kosten werden aufgeteilt und tragen alle, auch wenn sie nur im Inland telefonieren. Also wird es teurer. Eigentlich müssten sich die Telefongesellschaften bedanken.
Wer beruflich im Ausland unterwegs ist, tut das im weitesten Sinne zugunsten der Gesamtbevölkerung. Auch sollen Reiseerschwernisse für Private abgewendet werden, das ist vollkommen richtig.
Die Nachrichten schrieben nun: „Die gute Nachricht für Handy-Kunden: Ab 15. Juni 2017 müssen sie für das Telefonieren und den Datenaustausch im EU-Ausland nicht mehr bezahlen als im Inland.“
Dabei steht schon jetzt fest, wer für den Ausfall der Handybetreiber aufkommt: jene, die nicht ins Ausland fahren oder nicht von dort so viel telefonieren oder Urlaubsbildchen schicken, die Unbeteiligten. Die enthaltsamen Unschuldigen zahlen das jetzt über eine „Gebührenanpassung“ mit. Warum soll da etwas Gutes dran sein? Wer beruflich im Ausland unterwegs ist, kann schon bisher seine Kosten dem Auftraggeber in Rechnung stellen und tut es auch. Es ändert sich also nichts zum Guten.