Digitaler Euro ist "wie alkoholfreier Wein"
WIEN. Pläne der EZB für digitalen Euro stoßen auf Skepsis
"Ein Nutzen des digitalen Euro ist nicht erkennbar, die Kosten sind hoch, und das Risiko ist groß." Das sagte gestern Peter Bofinger, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Uni Würzburg, bei einem Pressegespräch.
Der Ökonom erstellte im Auftrag der Bundessparte Banken und Versicherungen ein Gutachten und kam zum Fazit, die Überlegungen zum digitalen Euro seien "noch nicht sehr ausgereift".
Wie berichtet, will die Europäische Zentralbank (EZB) ab 2028 den digitalen Euro als Zahlungsmittel einführen. Ziel ist, die Dominanz der US-Zahlungsdienstleister Visa, Mastercard und Paypal zu brechen, die den Markt für digitales Bezahlen in Europa dominieren.
Mit dem digitalen Euro will die EZB ein Notenbankkonto für alle schaffen, also eine Art digitales Bargeld. Verbraucher könnten es direkt in ihrer digitalen Geldbörse aufbewahren. Damit würde das Geld den Inhabern gehören – im Gegensatz zum sogenannten Giralgeld auf dem Bankkonto, das nur eine Forderung gegenüber der Bank darstellt. Das Geld wäre damit vor Bankenpleiten sicher.
Bofinger gibt zu bedenken, schon jetzt seien EU-weit Einlagen bis 100.000 Euro gesichert. Für Verbraucher sei der digitale Euro "so unattraktiv wie alkoholfreier Wein", sagte der Ökonom. Beim Wein schätze man den Alkohol, bei Bargeld physische Verfügbarkeit.
Brunner: "Keine Verpflichtung"
Skeptisch zum digitalen Euro äußerten sich auch Erste-Chef Willibald Cernko, Bundesobmann der Sparte Banken und Versicherungen, und Finanzminister Magnus Brunner. Viele Fragen seien offen. Brunner: "Wir unterstützen das Ziel der Kommission, die Rolle des Euros zu stärken, sind aber dagegen, dass Österreicher verpflichtet werden, den digitalen Euro zu verwenden." Privatsphäre und Datenschutz hätten Priorität.
Jetzt ist der Euro per se schon keine wirklich glückliche Geburt und muss die freundlich gesagt sehr vielfältigen Wirtschaftsräume seiner Teinehmer unter einen Hut, sprich Wechselkurs bringen, Krisen meistern und Vertrauen binden. All das eindrucksweise eh schon holprig. Was soll da aus dem digitalen Zwilling werden? Die Notenbanken wären besser beraten, ihre Kernaufgabe zu erfüllen und stabile Geldpolitik als digitale Experimente liefern.