Felbermayr: "Putin kann Gashahn jederzeit abdrehen"
MOSKAU/WIEN. Russisches Gas darf laut Präsident Putin nur noch mit der russischen Währung Rubel bezahlt werden. Wifo-Chef Gabriel Felbermayr klärt im "ZiB 2"-Gespräch über die Auswirkungen auf.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Donnerstag angeordnet, dass westliche Staaten ab dem heutigen Tag Konten bei der Gazprombank eröffnen müssen, um weiter russisches Gas zu erhalten. Andernfalls würden die Lieferungen für die auf einer Liste "unfreundlicher Länder" aufgeführten Staaten eingestellt. Die Staaten müssen demnach über die Konten, die einen Bereich für Valuta - also Euro oder Dollar - und einen für Rubel haben, künftig eine Zahlung in russischer Währung sicherstellen.
Im "ZiB 2"-Interview spricht Wifo-Chef Gabriel Felbermayr über die Auswirkungen des Gasstreits auf Österreich und westlichen Staaten. "Das Problem mit den russischen Ankündigungen: Man weiß nicht, was sie wert sind", so Felbermayr. Putin könne den Gashahn jederzeit abdrehen, so der Wirtschaftsexperte: "Vorwände dazu könne man finden, wenn man beim Zahlungsverkehr Hürden einbaut." Er gehe aber davon aus, dass das Gas vorerst weiter fließt.
Laut dem von Putin unterzeichneten Dekret können die Zahlungen weiter in Euro oder Dollar auf das russische Konto eingezahlt werden. Die Gazprombank tauscht das Geld dann in Rubel um und überweist den Betrag an Gazprom. Bereits jetzt gelte in Russland die Anordnung, dass alle Unternehmen, die Euro oder Dollar einnehmen, 80 Prozent davon in Rubel umtauschen müssen. In Zukunft sollen es 100 Prozent sein. Für Russland hätte das System den Vorteil, dass der zuletzt wegen der westlichen Sanktionen unter Druck geratene Rubel deutlich aufgewertet würde - "ein Weg, um die Kriegsmaschinerie am Laufen zu halten", sagt Felbermayr.
Europa hätte aber noch andere wirtschaftliche Hebel zu Verfügung, um noch stärker Druck auf Russland auszuüben. Der Wifo-Chef: "Wenn man bereit wäre, ein Gas-Embargo zu verhängen, dann würde man es Russland unmöglich machen, den Rubel-Kurs weiter zu stützen. Das wäre aber mit einer Rezession in Österreich und auch in anderen EU-Staaten verbunden."
"Wenn es zu einem Gasimport-Stopp kommen sollte, dann würde die Inflationsrate wahrscheinlich kurzfristig zweistellig werden. Da merkt man, dass wir einen massiven Kaufkraftverlust erleiden würden", so Felbermayr.
- Video: Der Wirtschaftsforscher Gabriel Felbermayr im "ZiB 2"-Interview:
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