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Wie Personalberater durch das Krisenjahr kamen

Von Susanna Sailer, 12. Dezember 2020, 00:04 Uhr

Je nach Spezialisierung konnten sich Oberösterreichs Personaldienstleister gut schlagen – oder auch nicht.

Für Führungs- und Schlüsselkräfte, die sich im Corona-Jahr um einen neuen Job umsahen, war die Ausgangslage dafür besser, als anfänglich zu erwarten war. Vorausgesetzt, die gewählte Branche stimmte.

"Nach der Delle durch den ersten Lockdown zogen die Auftragseingänge seit dem Frühsommer wieder spürbar an", sagt Bernhard Winkler, geschäftsführender Gesellschafter des Personaldienstleisters Trescon in Linz. Viele Aufträge kamen etwa aus der Bau- oder Maschinenbaubranche.

Auch in eigentümergeführten mittelständischen Unternehmen gab es interessante Geschäftsführerpositionen zu besetzen. Winkler: "Die Personen, die dort am Ruder sind, denken ein paar Jahre voraus." Die einen wollten frühzeitig die Weichen für eine Verjüngung der Führungsebene stellen, indem sie mittel- und langfristig eine Führungskraft aufbauen und im Unternehmen integrieren. "Die anderen sind die Chancensucher unter den Mittelständlern, das geht quer durch alle Branchen", sagt Winkler. Unternehmer, die jetzt die richtige Zeit sehen, um Gas zu geben, brauchen dafür kompetente Manager mit dem Zug zum Tor.

Wie Personalberater durch das Krisenjahr kamen
Bernhard Winkler, Trescon Bild: Trescon

Start aufgeschobener Projekte

Das Beratungsteam von Hill International, in erster Linie spezialisiert auf höhere Positionen in der Industrie, war selbst überrascht über die vielen Neuaufträge von Oktober und November. "Wir haben die Möglichkeiten analysiert, warum das so ist", sagt Geschäftsführer Markus Mülleder. Im ersten Lockdown wurden Personalentscheidungen verschoben. Ab Sommer war der Ausblick klarer und die Einbrüche geringer als befürchtet. Damit war der Moment gekommen, ausstehende Entscheidungen zu treffen. Andere Unternehmen nützten die vergangenen Monate für Restrukturierungen. Mit sich verändernden Organisation mussten auch Positionen neu besetzt werden. Weiters prüfte so mancher Arbeitgeber in den vergangenen Monaten auch, ob die richtigen Leute in diesen herausfordernden Zeiten an den richtigen Stellen eingesetzt waren.

Wie Personalberater durch das Krisenjahr kamen
Markus Mülleder, Hill International Bild: Hill Intenational

Auch an Führungskräfteentwicklung und Coachings gebe es laut Mülleder extremen Bedarf. Das bestätigt Trescon-Chef Winkler. Sein Center für Tests von Managementkompetenzen und Potenzialanalysen sei ebenfalls stark nachgefragt. "Die Führungskräfte kommen aktiv auf uns zu, denn viele erkennen, dass jetzt die Zeit für Veränderung ist." Beide Personalberater sind jedenfalls mit der heurigen Geschäftsentwicklung zufrieden. Winkler: "Wir sind mit einem hellblauen Auge davongekommen."

Krisensichere Finanzjobs

Für Schulmeister Management Consulting in Linz stellte sich wiederum die Spezialisierung auf Finanz- und Rechnungswesen, Technik und IT als besonders krisensicher heraus. "Wir besetzen Positionen, die für ein Unternehmen existenzwichtig sind. Da ist es egal, welcher Umsatz erzielt oder wie viele Produkte abgesetzt werden", sagt die geschäftsführende Gesellschafterin Ulrike Steiner.

Die Veränderungen, die aufgrund des Digitalisierungsschubs durch die Corona-Krise ausgelöst wurden, hätten viele neue Positionen im Bereich Finanz- und Rechnungswesen sowie im Controlling geschaffen, die Kapazitäten wurden aufgestockt. Durch Automatisierung würden jedoch einfache Aufgaben wegfallen, gleichzeitig erhöhe sich die Anzahl an qualifizierten Arbeitsplätzen in diesen Bereichen.

Ulrike Steiner
Bild: Schulmeister/Christian Huber

Susanne Seher, geschäftsführende Gesellschafterin von Seher & Partner, tut sich heuer mit ihrem Recruiting-Schwerpunkt in der Konsumgüter- und Lebensmittelindustrie und im Handel ungleich schwerer als ihre Branchenkollegen. "Die Lebensmittelindustrie bedient zwar den Lebensmittelhandel, der sehr gut läuft, aber auch die Gastronomie. Hier gibt es massive Einbrüche. Personalaufnahmen geschehen sehr verhalten", sagt Seher.

Handelsflaute als Hemmschuh

Auch der Textilhandel agiere überaus vorsichtig. Denn auch die Kauffreude der Konsumenten halte sich in Grenzen. "Davon sind wir massiv betroffen", gesteht Seher. Außerdem seien viele Kandidaten schwer für einen Stellenwechsel motivierbar. Seher zeigt sich dennoch zuversichtlich, dass ihr Geschäft im Frühjahr 2021 wieder anziehen wird. "Unserer Spezialisierung bleiben wir jedenfalls treu. Darin kennen wir uns aus."

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Susanne Seher, Seher und Partner
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Autorin
Susanna Sailer
Susanna Sailer
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