Vielen Wirten mangelt es an Führungsqualität
Tourismusberater Gerald Aigmüller meint: "Der Fisch fängt am Kopf zu stinken an"
Während so mancher Gastronom seinen Betrieb zusperrt, weil er keine Mitarbeiter findet, und andere klagen, sie müssten halt an Fachkräften nehmen, was sie bekämen, sieht der Tourismusberater und Projektmanager Gerald Aigmüller aus Feldkirchen/Donau die Problematik differenzierter. "Der Fachkräftemangel in der Branche ist in vielerlei Hinsicht selbstgemacht. Er ist eine Folge mangelhafter Führungskompetenz."
Er wolle nicht alle handelnden Personen über einen Kamm scheren. "Aber meine täglichen Erfahrungen zeigen mir, dass viele Führungskräfte ihre Position nicht aufgrund ihrer sozialen Kompetenz bekleiden, sondern deshalb, weil sie am längsten im Unternehmen tätig sind oder weil sie die größte fachliche Kompetenz haben." Geführt werde meist, wie sie es selbst vorgelebt bekamen: autoritär. Aigmüller, der die Berufe Koch, Kellner von der Pike auf erlernt hat, bekam das ruppige Arbeitsklima einst selbst zu spüren.
"Der Mitarbeiter in der Gastronomie ist dienendes Objekt – dem Gast und seinem Arbeitgeber gegenüber, und das belastet." Das Argument der Wochenend- und Nachtarbeitszeit werde oft vorgeschoben, um die eigene Inkompetenz im Bereich der Mitarbeitermotivation zu kaschieren.
"Doch viele Gastronomen wissen sehr wohl, dass sie nicht alles gut machen, und wollen sich verbessern, indem sie sich Gedanken über die Führung ihrer Mitarbeiter machen", sagt Aigmüller. "Warum verwenden Gastronomen nicht einen Funken jener Energie, die sie täglich brauchen, um ihre Gäste zu verwöhnen, für ihre Beschäftigten?", fragt er. Es brauche mehr Lob und die Chance für Mitarbeiter, mit eigenen Ideen initiativ werden zu dürfen. Aigmüller selbst verteilt etwa Lob-Kärtchen an Mitarbeiter, wenn er mit deren Service zufrieden war. Eine kleine Geste der Anerkennung, die einem Arbeitgeber genauso einfallen könne wie einem Gast.
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