"Schon als Kind hat mich Technik interessiert"
Sarah Urban absolviert im zweiten Lehrjahr eine Ausbildung zur Mechatronikerin bei der SPS Technik in St. Valentin. Im Gespräch mit ihr lernen wir nicht nur neue Begriffe, sondern erfahren auch Interessantes über ihren Arbeitsalltag zwischen Mechanik und Elektrotechnik.
Was die Begeisterung für Technik angeht, so ist die junge St. Valentinerin Sarah Urban "familiär vorbelastet". Ihr Vater arbeitet als Elektriker, ihr Bruder als Mechatroniker. "Schon als kleines Kind durfte ich mit meinem Papa in die Firma mitfahren, das hat mich immer sehr begeistert", erzählt die 16-Jährige. Damals schon interessierte sie, wie Maschinen und Systeme funktionieren und wie Technik und Elektrik zusammenhängen.
Heute lebt Sarah diese Neugierde beruflich aus. Sie macht eine Lehre zur Mechatronikerin bei der Firma SPS Technik GmbH in St. Valentin, einem Generalunternehmer für Anlagenbau und Gesamtautomatisierung für Industrieanlagen.
Täglich "unter Spannung"
Wie ihr Arbeitsalltag aussieht, wollen wir von Sarah wissen. "Das kommt drauf an, ob ich gerade in der Elektrotechnik oder in der Mechanik arbeite. In der Elektrotechnik verkabel ich zum Beispiel Anlagen, schließe sie an oder mache einen Kabelschlepp", erzählt sie und erklärt für uns Laien: "Ein Kabelschlepp ist eine Energiekette, also ein Bauteil, das Leitungen und Kabel führt und schützt, die zum Beispiel an Roboter oder bewegliche Maschinen angeschlossen sind. Wir legen die Kabel rein, sodass sie sich gut bewegen können, und schließen diese dann an. Außerdem bauen wir Schaltschränke zusammen und schneiden Kabeltassen zu, also Tragkörper für Kabel und elektrische Leitungen", so Sarah. "In der Mechanik bauen wir meistens Anlagen zusammen; da wird geschraubt und gebohrt."
Mechanik oder Elektrotechnik?
"Mir persönlich taugt die Elektrotechnik mehr", sagt Sarah. "Vielleicht, weil ich in dem Bereich als kleines Kind schon viel von meinem Papa mitbekommen habe. Am besten gefällt mir das Verkabeln der Anlagen, das macht mir einfach Spaß." Auch privat lässt die 16-Jährige die Technikbegeisterung nicht ganz los. Am liebsten schraubt sie an ihrem Moped herum. Leider gelten technische Berufe – und somit auch die Mechatronik – immer noch als Männerdomänen. Mit Vorurteilen war Sarah zum Glück aber noch nie konfrontiert, weder seitens Familie und Freunde, noch in der Ausbildung selbst. "Ich hatte nie das Gefühl, dass ich irgendwie anderes behandelt werde, nur weil ich ein Mädchen bin. Das macht ja auch keinen Unterschied."
Einem Roboter das Zeichnen lernen
Die Lehre zum/r Mechatroniker/in dauert dreieinhalb Jahre. Zur Vertiefung kann man außerdem in einem weiteren halben Ausbildungsjahr ein Spezialmodul – zum Beispiel Robotik oder Additive Fertigung – wählen.
"Sie legt die Messlatte hoch"
Sarah ist jetzt im zweiten Lehrjahr. Dass sie die passende Ausbildung für sich gefunden hat, steht für die angehende Mechatronikerin felsenfest: "Das ist einfach das, was mich am meisten interessiert. Später möchte ich in diesem Bereich erfolgreich sein und meine eigene Baustelle leiten." Für jedes Projekt gibt es bei der SPS eine/n internen Baustellenleiter/in, die/der alles koordiniert und dafür verantwortlich ist, dass alles glatt läuft. Auf die junge Frau werden im Laufe ihrer Ausbildung noch viele spannende Inhalte zukommen.
"Im ersten Lehrjahr sind bei uns Elektrotechnik und Mechanik zu gleichen Teilen vertreten", erklärt Lehrlingsausbildner Michael Hübl den modularen Aufbau. "Im zweiten Lehrjahr wird es schon herausfordernder, da kommt die Robotik dazu und in weiterer Folge Steuerungstechnik sowie Planung und Konstruktion. Bei der Robotik werden zugekaufte Roboter von den Lehrlingen in einem ersten Schritt bewegt und im zweiten Schritt werden einfache Programmierungen vorgenommen. Zum Beispiel soll der Roboter simple Zeichnungen durchführen können."
Momentan sind bei der SPS Technik sieben Lehrlinge beschäftigt. Kürzlich hat ein Mädchen aufgehört, seitdem ist Sarah der einzige weibliche Lehrling. "Sie legt die Messlatte sehr hoch und motiviert die anderen", so Lehrlingsausbildner Hübl stolz. "Es ist uns wichtig, gezielt auch die Mädchen anzusprechen – unter anderem beim Lehrlings-Clubbing in Ennsdorf – und ihnen zu zeigen, dass sie sich den Beruf durchaus zutrauen können."