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Lufthansa darf italienische Staatsairline ITA übernehmen

Von nachrichten.at, 03. Juli 2024, 13:00 Uhr
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Lufthansa Bild: KIRILL KUDRYAVTSEV (APA/AFP/KIRILL KUDRYAVTSEV)

BRÜSSSEL. Die AUA-Mutter Lufthansa darf die staatliche italienische Fluggesellschaft ITA übernehmen. Dazu muss die deutsche Fluggesellschaft aber eine Reihe von Bedingungen erfüllen, wie die EU-Kommission bekannt gab.

Die Wettbewerbshüter aus Brüssel machen etwa zur Voraussetzung, dass die Partner Start- und Landerechte in Mailand-Linate abgeben und neuen Wettbewerbern auf der Mittel- und Langstrecke Starthilfe geben müssen. Dafür sollen auch Verhandlungen mit Konkurrenten geführt werden.

In ersten Schritt bekommt der Lufthansa-Konzern zunächst 41 Prozent der Anteile an der ehemaligen Alitalia. Im Laufe der nächsten Jahre könnte es dann  zur kompletten Übernahme kommen. 

Die Verhandlungen  um den Einstieg des umsatzstärksten Luftverkehrskonzerns Europas bei der bisherigen italienischen Konkurrenz ziehen sich schon seit mehr als einem Jahr hin. Die Italia Trasporto Aereo (ITA) ging 2020 aus der staatlichen Fluglinie Alitalia hervor, die immer wieder in schwere Turbulenzen geraten war. Zurzeit hat das Unternehmen noch etwa 4.500 Beschäftigte.

Zum Vergleich: Der Lufthansa-Konzern zählt aktuell fast 99.000 Beschäftigte und hat in der Vergangenheit mit Swiss, Austrian und Brussels Airways bereits drei frühere Staatsairlines integriert. Die Marken wie auch die Drehkreuze in den Heimatländern Schweiz, Österreich und Belgien blieben erhalten. Die ITA ist nicht offizielle Rechtsnachfolgerin der Alitalia, hat sich aber die Rechte an dem legendären Namen gesichert, der laut Konzernkreisen bald wieder belebt werden könnte.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte sich zuletzt optimistisch gezeigt, zügig die Genehmigung aus Brüssel zu bekommen. Die Lufthansa verschafft sich mit der Übernahme Zugang zum italienischen Markt, der vor allem wegen der engen Beziehungen zu den USA sehr lukrativ ist. Dass mit der ITA eine weitere Airline der von Air France dominierten Allianz "Sky Team" gebrochen wird, ist ein erwünschtes Nebenergebnis.

Nach Meinung vieler Experten könnte ITA allein nicht überleben. Im Heimatmarkt wurde sie von Billigfliegern wie Ryanair und Easyjet in die zweite Reihe gedrängt. Auf den gewinnbringenden Strecken über den Atlantik tut sie sich schwer, gegen die Macht der sehr viel größeren US-Anbieter anzukommen. Das ist in einem starken Verbund wie mit der Lufthansa erheblich einfacher, wie auch die EU-Kommission anerkannt hat

Zu viel Marktmacht?

Gerade an diesem Punkt hatten die EU-Wettbewerbshüter Bedenken angemeldet, weil Lufthansa über dem Nordatlantik in einem Joint Venture auch Absprachen mit United und Air Canada trifft. Auf dem lukrativsten Luftverkehrsmarkt der Welt sind aber auch sämtliche anderen US-Carrier sowie die europäischen Lufthansa-Konkurrenten IAG um British Airways und Air France-KLM aktiv. Die Kommission war im März überzeugt, dass der von anderen Fluggesellschaften ausgehende Wettbewerbsdruck auf Strecken zwischen Italien und den USA sowie von und nach Kanada sowie Japan vernachlässigbar sei.

Zudem hatten die EU-Beamten Bedenken, dass sich bei der Lufthansa auch auf Kurzstrecken zwischen Italien und mitteleuropäischen Ländern zu viel Marktmacht konzentrieren könnte. Konkurrenz gebe es zwar - in erster Linie durch Gesellschaften wie Ryanair - solche Billigfluggesellschaften starteten aber oft von abgelegenen Flughäfen. Lufthansa ist auch seit Jahren mit der eigenen Regionalgesellschaft Air Dolomiti in Norditalien aktiv.

Die EU-Kommission befürchtete vor allem Nachteile für Verbraucher. Denn wenn es nur wenig Konkurrenz auf Strecken gibt und sich viel Marktmacht bei einem Anbieter konzentriert, kann dieser theoretisch Preise über dem marktüblichen Niveau verlangen. Kundinnen und Kunden können dann nicht oder nur eingeschränkt auf günstigere Wettbewerber umsteigen. Auch deswegen gibt es in der EU strenge Wettbewerbsregeln. Italiens Rechts-Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni mutmaßte zwischenzeitlich, dass andere Konkurrenten die Übernahme in Brüssel ausbremsen wollten. Aus Rom gab es auch offene Vorwürfe in Richtung Frankreich und Air France.

Ähnlich wie bei der 2007 übernommenen Swiss handelt es sich bei der ITA um ein saniertes Unternehmen, das schmerzhafte Sparrunden bei Flotte und Personal hinter sich hat. Mit dem gemeinsamen Einkauf und besserer Planung könnte sie schnell operativ Gewinne einfliegen, meinen die Lufthansa-Experten. Und für 2027 sah der gemeinsame Businessplan von Lufthansa und römischem Finanzministerium aus dem Vorjahr bereits einen Umsatz von 4,1 (2022: 1,6) Mrd. Euro vor.

325 Mio. Euro sollen als erste Rate für 41 Prozent der Anteile in das Eigenkapital der Airline mit 71 tiefblau lackierten Flugzeugen fließen. Der italienische Staat, angesichts der schnellen Regierungswechsel durchaus ein Risikofaktor, bleibt zunächst noch an Bord. Ab 2025 kann Lufthansa unter genau definierten Bedingungen die Option für weitere 49 Prozent ziehen und unter Umständen sogar alleiniger Eigentümer der Airline werden. Für die Übernahme der restlichen 10 Prozent vom Staat muss noch die geschäftliche Entwicklung bewertet werden.

Als neuer ITA-Chef ist Lufthansa-Strategiechef Jörg Eberhart im Gespräch, der bereits knapp acht Jahre lang die in Norditalien aktive Regionaltochter Air Dolomiti geleitet hat. Er könnte mit einem weiteren Lufthanseaten in den fünfköpfigen ITA-Verwaltungsrat einziehen.

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3  Kommentare
3  Kommentare
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hasta (2.858 Kommentare)
am 03.07.2024 15:03

Die Fliegerei soll endlich durch Gleichbehandlung hins. Treibstoffbesteuerung zur Kostenwahrheit gezwungen werden. Natürlich werden dadurch die Ticketpreise steigen; aber es muss Chancengleichheit zwischen den einzelnen Transportmittel hergestellt werden.
Wenn die Fliegerei dadurch weniger werden sollte, wird das als Beitrag zu einer intakten Umwelt anzusehen.

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (27.347 Kommentare)
am 03.07.2024 13:28

... und die ITA-Konzerntochter ist dann wieder keinen anständigen Kollektivvertrag wert?

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Kopfnuss (10.036 Kommentare)
am 03.07.2024 13:57

Was ist denn konkret unanständig?

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