Weiterer Wirecard-Angeklagter erwägt Geständnis
ASCHHEIM. Im Strafprozess um die milliardenschwere Pleite des Finanzkonzerns Wirecard denkt Insidern zufolge ein zweiter der drei Angeklagten über ein Geständnis nach.
Nach den umfassenden Äußerungen des Kronzeugen Oliver Bellenhaus erwäge auch der frühere Chefbuchhalter Stephan von Erffa, Tatvorwürfe einzuräumen, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Montag.
Erffas Verteidigung, die Staatsanwaltschaft und das Landgericht München hätten am Freitag über einen möglichen Deal gesprochen, sagten die Insider. Bisher gebe es aber keine Einigung. Laut Strafprozessordnung können sich die Beteiligten darauf verständigen, dass ein Angeklagter im Gegenzug für ein Geständnis eine Zusage des Gerichts über die Größenordnung der Strafe erhält. Das "Handelsblatt" hatte zuerst über die Sache berichtet. Das Gericht bestätigte, dass ein so genanntes Rechtsgespräch stattgefunden habe. Verteidigung und Staatsanwaltschaft wollten dazu keine Stellungnahmen abgeben.
Wirecard war im Juni 2020 zusammengebrochen, als aufflog, dass auf Treuhandkonten in Asien 1,9 Milliarden Euro fehlten. Auf der Anklagebank sitzt neben Erffa und Bellenhaus der frühere Vorstandschef Markus Braun. Die Staatsanwaltschaft sieht das Trio als Bande an, die Bilanzfälschung, Marktmanipulation, Untreue und Betrug begangen habe. Die Anklage stützt sich unter anderem auf Angaben von Bellenhaus, der Wirecard-Statthalter in Dubai war. Braun und Erffa haben die Vorwürfe zurückgewiesen.
Im Februar 2019 veröffentlichte die Financial Times bereits den Betrugsvorwurf eines Whistleblowers.
Hier die zeitliche Übersicht:
https://www.ft.com/content/284fb1ad-ddc0-45df-a075-0709b36868db