Linzer S&T spezialisiert sich nach Sparkurs voll auf Sicherheit
LINZ. Der in Frankfurt börsenotierte IT-Dienstleister S&T (vormals Gericom bzw. Quanmax) mit Sitz in Linz hat sich einem strikten Sparkurs unterzogen und sieht sich nach zwei Jahren der Konsolidierung wieder gut aufgestellt und „gesund“.
Die 26 Millionen Euro Schulden aus dem (sehr großen) Zukauf von S&T aus dem Jahr 2011 seien weitgehend zurückverdient, sagte Vorstandsvorsitzender Hannes Niederhauser im Gespräch mit den OÖNachrichten. Die Eigenkapitalquote liege wieder bei 35 Prozent. Heuer wird erstmals eine Dividende von sechs Cent je Aktie ausgezahlt werden. Die Zukunftsaussichten seien, sofern man sich auf gewinnträchtige Nischen spezialisiere, recht gut.
Die Verlegung der Zentrale in die Linzer Industriezeile sei „der letzte Schritt eines Kulturwandels“ in Richtung Bescheidenheit, so der gebürtige Linzer Niederhauser, der vor allem den aufgeblähten Verwaltungsapparat des Wiener S&T-Geschäfts „geerdet“ hat. Ein Beispiel: Bei der Übernahme habe es dort fünf Vorstände gegeben, die zwischen 300.000 und 400.000 Euro verdient hätten. Heute beziehe nur mehr einer zwischen 200.000 und 300.000 Euro. Niederhauser selbst lässt sich seit Jahren nur mit 500 Euro monatlich auf die Gehaltsliste setzen. „So kann ich den anderen Mitarbeitern Zurückhaltung leichter vermitteln“. Er profitiere von seinen Aktienanteilen (rund 17 Prozent) und lebe davon.
Eine gewinnträchtige Nische ist für S&T etwa das Thema Sicherheit von Computern und Maschinen. „Die NSA-Debatte hilft uns da sehr.“ So betreibe man in Zentral- und Osteuropa, wo S&T in 17 Ländern aktiv ist, drei Hochsicherheits-Rechenzentren. Für diese Spezialleistung würden die Kunden das Dreifache bezahlen wie für normale Speicherorte. Aber auch für eine kleine Rechtsanwaltskanzlei, die sich keine eigene Computer-Infrastruktur aufbauen will, habe das Unternehmen mit „Sicherheitsboxen“ plus Fernwartung die passende Lösung für heikle Daten. Die Kompetenz dafür ist in Linz angesiedelt.
Eine weitere Nische, die sich gut entwickelt habe, sei Sicherheitssoftware für Sportwett-Geräte. Rund 7000 solcher Zusatz-Kästchen haben Anbieter von Sportwetten „von Kasachstan bis Österreich“ aufgestellt. „Heuer laufen darüber erstmals mehr als eine Milliarde Euro Wettumsätze“, sagt Niederhauser. S&T kassiert dafür Lizenzgebühren.
In der Industrie ist seit wenigen Jahren das „Internet der Dinge“, die Vernetzung der Maschinen auch zwischen Unternehmen (Kunden und Lieferanten) das große Thema. Hier sieht Niederhauser den dringenden Bedarf, Sicherheits-Features einzubauen. Auf dieses Segment der „Industrie-Firewalls“ etwa für Schweißroboter will sich der IT-Dienstleister setzen. Der Geschäftsbereich Sicherheitslösungen trage 15 Prozent zum Umsatz, aber 80 Prozent zum Gewinn bei. Hier müsse der Fokus liegen, sagt Niederhauser.
Das Geschäft mit PCs für Geschäftskunden (Marke Maxdata) will S&T ausbauen, vor allem in Deutschland, wo ein Unternehmenszukauf bevor stehe. Auslaufen lassen will Niederhauser hingegen das wenig profitable Geschäft mit PCs und Tablets für Private unter der Marke Chiligreen. Die Computer werden allesamt in Linz zusammengebaut.
Nichts geworden ist aus dem Übernahmeangebot, das das US-Unternehmen Cloudeeva Ende vergangenen Jahres für S&T gelegt hat und das bis Mitte April veröffentlicht hätte werden müssen. Nach einer Prüfung der Bücher konnte der Interessent offenbar den Mindestkaufpreis von 132 Millionen Euro nicht aufbringen. „Da haben wir, die wir gemeinsam mehr als 35 Prozent der Anteile halten (Niederhauser und Erhard Grossnigg) und eh nicht verkaufen wollten, die Reißleine gezogen.“
Fakten:
Umsatz 2013: 338 Millionen Euro
Gewinn: 12 Millionen Euro
Für 2014 geplant: 375 Millionen Euro
Konzernergebnis mehr als 12 Millionen Euro
1543 Mitarbeiter, davon rund 300 in Linz
Eigentümer:
Hannes Niederhauser (17,9 %)
Erhard Grossnigg (20,6 %)
Streubesitz (61,5 %)