Womit Österreich global punktet: Infrastruktur, Justiz, Forschung
WIEN. Standort-Ranking: Österreich stabil, Deutschland rutscht ab
Österreichs internationale Wettbewerbsfähigkeit bleibt stabil. Das legt der gestern, Mittwoch, veröffentlichte "Global Competitiveness Report" des World Economic Forum (WEF) dar. Demnach verbesserte sich Österreich im Vergleich zum Vorjahr von Platz 21 auf 20. Das Ranking speist sich aus Wirtschaftsdaten und Experteninterviews.
Das WEF hebt mehrere Faktoren hervor, mit denen Österreich punktet: eine stabile Volkswirtschaft mit günstiger Budgetentwicklung und niedrigen Inflationsraten, eine gute Infrastruktur, hohe Rechtssicherheit, unabhängige Justiz sowie das Forschungssystem.
Kritik an Abgabenlast
Schwachpunkte sehen die Ökonomen bei Lohnnebenkosten, dem Mangel an Risikokapital und der Digitalisierung. Die Denkfabrik Agenda Austria kritisiert, dass Österreich bei der Besteuerung von Arbeit auf Platz 128 liegt. Um den Faktor Arbeit zu entlasten, müsse die kalte Progression abgeschafft und das Pensionsantrittsalter an die Lebenserwartung angepasst werden, sagen Lukas Sustala und Dénes Kucsera, Ökonomen der Agenda Austria.
An der Spitze der WEF-Rangliste liegen Singapur, die USA und Hongkong. Verlierer ist Deutschland, das vier Plätze verlor und auf den siebten Platz abrutschte. Ins Hintertreffen gerieten die Deutschen laut WEF vor allem beim Bankensystem, der Lohnflexibilität und bei öffentlicher Sicherheit.
Dass der größten Wirtschaftsregion Europas die Luft auszugehen scheint, bekräftigt auch der Linzer Wirtschaftsprofessor Teodoro Cocca. "Die Abkühlung in Deutschland ist spürbar. Die Lage der Autoindustrie verdeutlicht das", sagte Cocca gestern bei einer Veranstaltung der Industriellenvereinigung Oberösterreich.
Die entscheidende Frage sei, ob Deutschland andere Länder in der Eurozone anstecke. Das sei derzeit noch nicht der Fall, könne aber rasch überschwappen, so Cocca. Deutschland steht für ein Viertel der Wirtschaftsleistung in der EU.