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Von Betrüger hintergangen: "Ich habe nicht geglaubt, dass jemand so böse ist"

Von Sarah Kowatschek, 19. Dezember 2024, 04:45 Uhr
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(Symbolfoto) Bild: colourbox

WELS. Ein Betrüger ließ Maria* mit einem Kind und einem Schuldenberg zurück. Das OÖN-Christkindl hilft

18 Monate Haft, drei davon unbedingt – so lautete das Urteil für jenen Mann, der Maria* und ihrer Mutter den Boden unter den Füßen weggerissen hat. Und nicht nur ihnen, wie sie am Tag der Gerichtsverhandlung im vergangenen Jahr herausfanden: Dort trafen sie auf drei weitere Opfer, einige andere waren nicht zur Verhandlung erschienen.

Zwei Jahre zuvor hatte Maria nach einer schwierigen Zeit in ihrem Leben Martin* über eine Datingplattform kennengelernt. „Er hat immer vernünftig geredet, von Werten, Familie, Zusammenhalt und dass der Charakter das Wichtigste ist“, erinnert sich die 32-Jährige zurück. „Ich dachte, es gibt anscheinend doch noch Leute, die so denken wie ich.“

Von Anfang an eine Lüge

Doch schon vom ersten Moment an hat er gelogen – das fand sie aber erst viel später heraus. „Er wusste ganz genau, was er tat. Er erzählt dir eine Geschichte und bindet dich so geschickt darin ein, dass du nicht einmal daran denkst, etwas zu hinterfragen.“

Maria verliebte sich in ihn, er zog bei ihr zuhause ein. Arbeiten ging er nicht: Er habe noch Ansprüche auf eine Ablöse einer Bar in Spanien, die er vor der Corona-Zeit betrieben habe. Diese Ansprüche würde er verlieren, wenn er sich in Österreich melden oder gar arbeiten würde. Auf Social Media gab es Fotos der Bar. „Wieso hätte ich daran zweifeln sollen? Ich habe nicht geglaubt, dass jemand so böse ist.“

Monatelang lebten beide nur von dem Geld, das Maria verdiente. Sie schloss einen Handyvertrag für ihn ab, unterschrieb für ein Auto, auch ihre Mutter wickelte der Betrüger um den Finger – sie streckte ihm Geld vor. „Er hat gesagt, er kann Anfang des neuen Jahres nach Spanien fahren, dort muss er beim Notar etwas unterschreiben und erhält die Ablöse für die Bar. Dann könne er alles zurückzahlen.“

Kam nicht mehr nach Hause

Als sie auch noch schwanger wurde, log er ihr weiter etwas vor: „Ich war mir so unsicher, mir ging das zu schnell. Aber er meinte, dass es ein Zeichen sei und er so gern eine Familie mit mir gründen wolle“, erinnert sich Maria zurück.

Sie war bereits hochschwanger, als er plötzlich nicht mehr nach Hause kam. Auch das Auto, das Maria kurz zuvor für ihn vorfinanziert hatte, war weg: „Zwei Wochen lang hat er noch angerufen und gesagt, dass er uns liebt und sich freut, uns bald wiederzusehen.“ Er sei auf dem Weg nach Spanien. Dann brach der Kontakt ab. Nach und nach kam alles auf, was Martin der kleinen Familie genommen hatte: „Er hat nur mit uns gespielt.“

Maria stand kurz vor der Geburt vor einem Schuldenberg, den er unter ihrem Namen angehäuft hatte. Er hatte ihr Konto leergeräumt und auch ihrer Mutter das gesamte Ersparte gestohlen.

„Das Schlimme ist: Ich kann die Schulden zurückzahlen und von vorne anfangen. Aber meiner Mutter kann ich das nie zurückgeben, was sie sich ihr Leben lang zur Seite gelegt hat“, sagt Maria. Das Christkindl unterstützt die kleine Familie bei den Lebenshaltungskosten.

Vertrauensvorschuss ist wichtig

„Selbst schuld, warum ist sie auch so blöd“ – ein Satz, mit dem Maria oft zu kämpfen hatte. Gerald Sakoparnig, Leiter der Abteilung Betrug beim Landeskriminalamt Oberösterreich, stellt klar: „Die Erfahrung zeigt, es kann jeden treffen. Niemand ist davor gefeit, selbst Opfer zu werden.“ Jede Beziehung sei mit einem Vertrauensvorschuss verbunden. „Sehr oft leiden die Opfer mehr an dem emotionalen Betrug als am materiellen.“ Viele würden lange brauchen, bis sie wieder bereit sind, sich auf jemanden einzulassen.

Ein Jahr lang wurde nach Martin gesucht. Bei einer Verkehrskontrolle wurde er zufällig gefasst. Es kam zum Prozess und zur Verurteilung – drei Monate musste der Mann ins Gefängnis. „Beim Hinausgehen hat er mir und meiner Mutter ins Gesicht gegrinst. Die Strafe ist lächerlich.“

„Mein Leben geht weiter“

Maria hat sich inzwischen damit abgefunden. Ihr Sohn Julius* spielt dabei eine wichtige Rolle: „Wäre das alles nicht passiert, hätte ich ihn nicht. Er ist so ein Sonnenschein“, sagt die junge Frau und blickt den Zweijährigen lächelnd an. „Mein Leben geht weiter. Und ich will es positiv und glücklich gestalten.“

Seit die Karenz vorbei ist, sucht die gelernte Köchin intensiv nach Arbeit: „Ich will unbedingt wieder arbeiten gehen und bewerbe mich überall. Aber es ist gar nicht leicht, als alleinerziehende Mutter etwas zu finden.“

*Namen von Redaktion geändert

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Autorin
Sarah Kowatschek
Sarah Kowatschek
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