Wie eine Pflegerin zu einem Pflegefall wurde
LINZ. Für die Linzerin Angelika Mesterova hatte eine Covid-Erkrankung schwere körperliche und finanzielle Folgen.
Früher war sie es, die alten und kranken Menschen im Alltag geholfen hat. Heute ist die Linzerin Angelika Mesterova selbst auf Pflege angewiesen. "Kein schönes Gefühl", sagt die 46-Jährige und nimmt mithilfe eines Strohhalms einen Schluck Kräutertee. "Ich kann ja nicht einmal mehr die Tasse heben." Angelika ist kraftlos und sitzt im Rollstuhl. Beim Sprechen bleibt ihr häufig die Luft weg. Ihr Leidensweg begann vor einem Jahr. Die selbstständige 24-Stunden-Pflegerin bekam hohes Fieber und wollte sich in der Wohnung auskurieren. "Aber es wurde nicht besser", sagt sie. Ihre Tochter habe sich um sie gekümmert, als Angelika Mesterova plötzlich auf der Toilette zusammensackte.
Wochenlang im Koma
23 Tage später, wenige Tage vor Weihnachten, wachte sie im Krankenhaus wieder auf. Die Linzerin war infolge einer Covid-Erkrankung im künstlichen Koma gelegen und von Beatmungsgeräten mit Sauerstoff versorgt worden. Erholt hat sich die Mutter einer 26-jährigen Tochter nicht. Sie leidet nach wie vor an den Folgen, hat geschwollene Arme und Beine und kann sich vor Schmerzen kaum rühren. Ihr Lebensgefährte hilft bei der Körperpflege, ein Rollstuhl bei der Fortbewegung. Auf dem Esstisch steht ein Teller mit Dattelkeksen. "Eine Spezialität von meinem Schatz. Aber nicht für mich. Meine Süßigkeiten stehen dort", sagt die 46-Jährige und zeigt auf die vielen bunten Tabletten, die sie tagtäglich einnehmen muss. Eigentlich sei sie ein fröhlicher Mensch, der andere aufmuntert. "Die Leute, die ich gepflegt habe, haben mich immer ,die Lustige‘ genannt."
Doch das Lachen fällt Angelika Mesterova mittlerweile schwer. Es sind nicht nur die körperlichen Einschränkungen, die ihre Stimmung trüben. "Ich weiß nicht, wie wir die Miete zahlen sollen", sagt sie. Die gebürtige Slowakin hatte ihr Geld als Pflegerin verdient, auf selbstständiger Basis. Ihr Lebensgefährte arbeitete bis vor kurzem als Koch. Die Pflege seiner Frau und eigene gesundheitliche Probleme – eine Venenentzündung an den Händen und eine schwere Diabetes-Erkrankung – setzten auch ihn außer Gefecht.
Suche nach neuer Wohnung
Das Paar lebt in einer Wohnung im fünften Stock. Kein geeignetes Zuhause für Rollstuhlfahrer. Hinzu kommt die relativ hohe Miete und der Schimmel, der sich an der Wohnzimmerwand festgesetzt hat. Ursprünglich hatte auch Angelikas Tochter dort gewohnt, doch die junge Frau ist mittlerweile in eine WG übersiedelt. Zu zweit brauche man nicht so viel Platz. Außerdem gibt es durch die Wohnungsfläche keinen Anspruch auf Wohnbeihilfe. "Ich möchte einfach weg. Weg von dieser Situation", sagt Angelika mit Tränen in den Augen. "Das wäre mein einziger Wunsch zu Weihnachten."
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