Wie man Krisen übersteht – und sogar daran wachsen kann
Barbara Pachl-Eberhart verlor ihre Familie, Angela Pointner Tochter Nina und Karin Janisch fast ihr Leben – aufgegeben haben die Frauen dennoch nie
Fast genau auf den Tag 14 Jahre ist es her, als das Leben, wie Barbara Pachl-Eberhart es kannte, von einer Sekunde auf die andere zu Ende ging. Am 20. März 2008 raste ein Zug in den Kleinbus ihres Mannes Helmut Eberhart. Der 38-Jährige war sofort tot, die beiden Kinder Thimo und Valentina erlagen in den folgenden Tagen ihren Verletzungen. Barbara Pachl-Eberhart war nicht in dem Fahrzeug. Sie war gerade Süßigkeiten fürs Osternesterl einkaufen. "Wie tot habe ich mich gefühlt, als ich allein nach Hause gekommen bin, wo alles wie immer war und doch ganz anders", erzählte sie beim OÖN-Frauentag.
Was ihr damals geholfen hat? Die Unterstützung von Familie und Freunden und dass es ihr gelungen sei, "auch in dunklen Stunden das Gute und Positive zu sehen, das es zum Glück ja auch immer irgendwo gibt", so die heute 48-Jährige. Damit habe sie es geschafft, weiterzuleben. Heute ist sie wieder glücklich, auch wenn der Schmerz immer noch da sei. "Aber er ist auszuhalten."
Depressionen in der Familie
"Ich bin in ein tiefes Loch gefallen" – so beschreibt Angela Pointner (50) den Tag, als ihre Tochter starb. Die junge Frau litt an Depressionen und lag nach einem Suizidversuch ein Jahr im Wachkoma. "Solange ich für sie da sein konnte, hab ich funktioniert. Danach kam die Leere", erzählt die Ehefrau des ehemaligen Skisprung-Trainers Alexander Pointner, der so wie die verstorbene Tochter Nina und zwei weitere Kinder ebenfalls an Depressionen erkrankt war.
Kraft habe ihr damals die Natur gegeben. "Das Draußensein war überlebenswichtig für mich. Und dass ich gelernt habe, gut auf mich zu schauen", so Angela Pointner, die aus Tirol zum OÖN-Frauentag nach Linz angereist war.
Karin Janisch aus Perg lag vor einem Jahr mit Covid-19 auf der Intensivstation – und kämpfte dort zehn Tage lang um ihr Leben. "Dass mich als Fitnesstrainerin das Coronavirus so schwer treffen würde, hätte ich niemals gedacht."
Im Spital hat ihr Atemmeditation gegen die Angst geholfen – und zu Hause körperliches Training. "Heute bin ich jeden Tag dafür dankbar, dass es mir so gut geht." Sie fühle sich gelassener als davor und versuche, "nur die positiven Dinge zu sehen". Auch habe sich seither die Bedeutung vieler Dinge verändert, wie die 47-Jährige sagt: "Ich versuche, Oberflächlichem nicht mehr nachzujagen."
Drei Frauen, die schwere Zeiten erlebt und gemeistert haben. "Und die rückblickend daran gewachsen sind, wie sie erzählen – auch weil sie in der Krise vieles richtig gemacht haben", sagte Expertin Katharina Glück, Leiterin der Abteilung für Psychiatrie am Klinikum Wels-Grieskirchen, am Podium der OÖNachrichten.
Jeder von uns habe einen mehr oder weniger großen Werkzeugkoffer, um eine Krise zu bewältigen – und der heiße Resilienz. Der Begriff bedeute so viel wie psychische Widerstandskraft – und die kann man schon in guten Zeiten stärken, etwa indem man sich ein gutes soziales Netzwerk aufbaut, mit Freunden und Familie. "Denn wer gut eingebettet ist, fühlt sich nicht allein", so die Ärztin. "Außerdem sollte man gut für sich selbst sorgen und mit seinen Kräften haushalten."
Und was hilft, wenn man mitten in einer Krise steckt? Aktiv zu sein, trotz Trauer unter Menschen zu gehen, vielleicht sogar ein neues Hobby zu lernen: "Das alles hilft dabei, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen", riet Katharina Glück. "So entsteht eine positive Spirale, die einen wieder nach oben zieht."
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