Klimawandel bringt höhere und feuchtere Gewitterwolkentürme
WIEN. Gewitterwolken tragen durch die globale Erwärmung zunehmend mehr Feuchtigkeit und türmen sich höher, erklärt Klimaforscher Marc Olefs von Geosphere Austria anlässlich einer Naturrisiken-Konferenz in Wien.
Mit der fortschreitenden Klimakrise stiegen die Gefahren weiter an, so Olefs. Deshalb müssten Schutzbauten und der Informationsfluss zwischen Behörden, Einsatzkräften und Betroffenen verbessert werden. Auch intakte Wälder verringern laut Olefs das Schadensrisiko.
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15 Prozent mehr Feuchtigkeit als früher
Warme Luft kann pro zusätzlichem Grad Celsius sieben Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen, wenn die Voraussetzungen für eine derartige Sättigung gegeben sind, so der an der Abteilung Klimaforschung tätige Olefs. Derzeit betrage die Klimaerwärmung in Österreich mehr als zwei Grad Celsius. In Folge kann eine Wolke laut den Berechnungen etwa 15 Prozent mehr Wasser speichern als früher. "Wir sehen tatsächlich in unseren Messdaten, dass die Intensität von extremen stündlichen Niederschlägen in den vergangenen Jahrzehnten bereits um 15 Prozent zugenommen hat", sagte er.
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Luftschichtung wird labiler
"Gleichzeitig wird durch die globale Erwärmung die Luftschichtung labiler", so der Experte: "Dadurch werden Gewittertürme höher und kurzzeitige Extremniederschläge nehmen zu." Laut österreichischen Messdaten wurden Tage mit extremen Niederschlagssummen in den vergangenen 60 Jahren häufiger, Tage mit geringen Niederschlagsmengen seltener. Dieser Trend würde "mit hoher Sicherheit" durch die Klimaerwärmung weiter voranschreiten.
Niederschlagsintensität erhöht sich um 25 Prozent
Bei einer globalen Erderhitzung um drei Grad Celsius, die bei den derzeitigen Klimaschutzmaßnahmen am Ende des Jahrhunderts zu erwarten ist, würde die Klimaerwärmung in Österreich ungefähr fünf Grad Celsius betragen, so Olefs: "Das heißt, wir haben noch rund drei Grad mehr zu erwarten." Dadurch würde die mögliche Niederschlagsintensität um bis 25 Prozent höher. "Unsere Berechnungen zeigen auch, dass die Anzahl der Tage mit Unwetterpotenzial, also Hagel, Sturmböen und Gewitter, um bis zu 30 Prozent im Vergleich zur heutigen Situation steigt", berichtete er.
Die Wetterprognosen hätten bei den aktuellen Starkniederschlägen in Österreich und Süddeutschland sehr gut funktioniert, sagte Olefs: "Die Warnungen waren sozusagen schon bei den zuständigen Behörden, bevor der erste Tropfen gefallen ist." Derzeit würde man aber noch sehr viel an der Informationskette arbeiten, damit alle Beteiligten rechtzeitig gewarnt werden und Schutzmaßnahmen durchführen können.
Nachholbedarf bei Schutzbauten
"Wirklichen Nachholbedarf" gäbe es laut Olefs bei Schutzbauwerken wie etwa Rückhaltebecken und mobilem Hochwasserschutz, sowie der Gefahrenzonenplanung. Man müsste sie flächendeckend an die steigenden Gefahren anpassen. Dass mehr und bessere Schutzbauwerke tatsächlich das Risiko für lokale Überflutungen und Schadereignisse niedrig halten, konnten Experten von Geosphere Austria und Wildbach- und Lawinenverbauung jüngst nachweisen, berichtete er: "Außerdem ist es aus wissenschaftlicher Sicht ganz klar, dass wir die Wasseraufnahmefähigkeit der Böden wieder erhöhen müssen." Das heißt, die versiegelte Bodenfläche sollte reduziert und nicht vermehrt werden.
Intakter Wald mildert die Auswirkungen
Auch ein intakter Wald mildert die Auswirkungen von extremen Niederschlägen, erklärte Jan-Thomas Fischer vom Department Naturgefahren des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW). Erstens bewahrt er als "Objektschutzwald" etwa Häuser, Ortschaften, Straßen und Eisenbahnschienen direkt vor den Folgen, zum Beispiel Hangrutschungen und Murenabgängen. Außerdem kann er bei starken Regenfällen größere Mengen Wasser aufnehmen als Freiflächen und verhindert damit möglicherweise, dass eine Sturzflut entsteht. Somit erfülle er eine "Standortschutz"-Funktion.
All dies kann ein Wald natürlich nur bewerkstelligen, wenn er nicht zu großflächig durch Störungen wie Trockenheit, Käferbefall, Windwurf und Schneebruch zu Schaden kommt, oder durch Waldbrände wie im Jahr 2021 an der Rax in Niederösterreich dezimiert wird, so Fischer. Dies ist aber durch die Klimakrise vermehrt zu befürchten. "Es gibt daher viel Forschungsarbeit, die sich damit beschäftigt, wie ein klimafitter Wald lokal überhaupt aussehen muss", sagte er. Die Information, "welcher Wald wo hingehört", würde anschließend an die Forst-Bewirtschafter weitergegeben, etwa mit einer "Baumartenampel" des BWF zur Einschätzung passender Gehölze.
Bei der "Interpraevent 2024"-Konferenz tagen internationale Experten vom 10. bis 13. Juni 2024 in Wien, um Forschungsergebnisse auszutauschen und zu diskutieren, wie man die Risiken von Naturgefahren in der Klimakrise "managen" kann.
Weil die Luft in den letzten Tagen so warm war, hat es bis 1700 m herunter geschneit.
Das ist ganz normal, wenn die Luft wärmer wird, schneit es mehr und es regnet auch mehr. Liegt daran das die wärmere Luft halt wärmer ist als die Schnee Regenwolken, diese werden dadurch auch wärmer und leiden sozusagen an Inkontinenz. Lösen sich halt auf.