Mit 27 erste weibliche Anwältin in Gmunden
GMUNDEN. Mit 27 Jahren behauptet sich Christine Gesswein-Spiessberger als einzige weibliche Anwältin in Gmunden. Sie erzählt, wie sie im so genannten „Haifischbecken“ der Wirtschaftsanwälte schwimmen lernte.
„Es gibt sehr wenig Anwältinnen, in Gmunden bin ich die einzige“, sagt die 27-Jährige. Seit 1. Juli hat sie die Kanzlei in Gmunden komplett übernommen. „Natürlich sind die Mandanten anfangs skeptisch. Das legt sich aber sofort und weicht einem guten Verhältnis.“
Am Anfang müsse man sich bewähren. „Mittlerweile kann ich den weiblichen Charme aber für mich nutzen“, sagt sie schmunzelnd. Zudem sei es in Verhandlungen, ob bei Gericht oder in Firmen, ein netteres Klima, wenn auch Frauen am Tisch sitzen.
Die gebürtige Leondingerin hat nach der Matura in einer Rekordzeit von sieben Semestern Jus an der Johannes Kepler Universität in Linz studiert. Sie hat das Gerichtsjahr absolviert, bei der Wirtschaftsprüfungskanzlei KPMG gearbeitet und ihren Doktor gemacht.
„Viele empfinden das Jus-Studium als trocken. Für mich war es spannend“, sagt sie. Vor allem die flexible Zeiteinteilung kam ihr entgegen. „Ich habe viel im Selbststudium gelernt, bin mit den Unterlagen bewaffnet am See gelegen“, sagt sie.
„Schwimmen lernen“
Nach dem Abschluss des Doktorats ging sie nach Wien. „Nachdem ich so schnell studiert hatte, bekam ich viele Angebote“, sagt die Juristin. In Wien begann sie als „kleiner Fisch“ in Großkanzleien. „Da wurde ich ins kalte Wasser der Wirtschaftsanwälte gestoßen, hab aber dadurch dort schwimmen gelernt“, sagt sie.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann pendelte sie in dieser Zeit zwischen ihren drei Wohnsitzen – Wien, Leonding und Altmünster – hin und her. „Das wollte ich nicht mehr. Als das Angebot aus Gmunden kam, die Kanzlei zu übernehmen, habe ich zugegriffen“, sagt sie.
Hier hat sie das „krasse Gegenteil“ zu den Großkanzleien. „Ich habe intensiven Kontakt zu meinen Klienten und kann auf ein gutes Netzwerk an Spezialisten zurückgreifen“, sagt die 27-Jährige.