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US-Korrespondent Thomas Spang im OÖN-Chat

08. Mai 2014, 12:58 Uhr
Thomas Spang, Judith Pointner
US-Korrespondent Thomas Spang mit nachrichten.at-Redakteurin Judith Pointner. Bild: Schuhmann

USA-Korrespondent Thomas Spang über seinen Arbeitsalltag, Barack Obama und die Krise in der Ukraine.

Gast6089: Seit wann leben Sie in den USA und wie sind Sie zum Journalismus gekommen?
Thomas Spang:
Ich bin 1999 als Gruppenkorrespondent deutscher Regionalzeitungen nach Washington gegangen. Meine berufliche Laufbahn begann ich während meiner Schulzeit als freier Mitarbeiter des Westfalen Blattes in Büren. Ich habe dann am Institut für Journalistik in Dortmund den Diplomstudiengang und ein Volontariat bei der Deutschen Welle absolviert. Dort war ich zunächst für die Nachrichtenredaktion und danach den Hintergrund Politik und Wirtschaft tätig. Letzter Wirkungsort in Deutschland vor meinem Wechsel nach Washington war Köln.

Gast3733: Wie schaut denn der Tagesablauf eines US-Korrespondenten aus – Stichwort: Zeitverschiebung?
Thomas Spang:
Arbeitsbeginn ist früh am Morgen gegen 6 Uhr Ostküsten-Zeit (in Österreich ist es dann 12 Uhr). Zu diesem Zeitpunkt sichte ich die Anfragen aus der Redaktion und gleiche die nachrichtlichen Entwicklungen über Nacht ab. In der Regel müssen die Korrespondetenberichte bis 17 Uhr MEZ vorliegen. Für Kommentare gibt es etwas mehr Spielraum. Der Nachmittag bietet dann Raum für Termine und Recherchen in Washington. Am Abend muss ich dann noch einmal einen Blick in die elektronischen Medien und in die Vorab-Meldungen der US-Presse werfen. Ein voller Tag also!

Gast4719: Wie nahe kommt man als Korrespondent eigentlich den US-Spitzenpolitikern wie dem Präsidenten oder den Ministern?
Thomas Spang:
Die Wahrheit ist: Korrespondenten aus dem Ausland werden von der US-Regierung auf Distanz gehalten. Die einzigen Kollegen, die gelegentlich näher an die handelnden Akteure herankommen, sind die der britischen Medien, weil deren Berichte über das Internet auch in den USA wahrgenommen werden. Die beste Möglichkeit, Politiker aus der Nähe kennenzulernen, besteht während des Wahlkampfs. Da hatte ich einmal die Gelegenheit, ein paar Fragen an den damals Noch-Kandidaten Obama zu stellen. Wenn amerikanische Spitzenpolitiker im Ausland etwas kommunizieren wollen, dann suchen sie sich den Kanal selber aus. Anfragen nach Interviews werden höflich auf die Ablage gelegt. Anders ist es beim Zugang zu Experten und Vertretern aus dem diplomatischen Bereich. Außerdem ist Washington Heimat eines unübertroffenen Netzwerkes an Denkfabriken und Spitzenuniversitäten.

Gast6089: Eine Frage zur aktuellen Ukraine-Krise: Wie weit gehen die USA Ihrer Ansicht nach bei der Unterstützung der Regierung in Kiew?
Thomas Spang:
Die USA suchen den engen Schulterschluss mit der EU. Präsident Obama wird dafür bei amerikanischen Konservativen kritisiert. Viele Republikaner wünschten sich ein entschiedeneres Vorpreschen der US-Regierung. Die Amerikaner haben nach einem Jahrzehnt der Kriege in Afghanistan und Irak generell wenig Geschmack an einer neuen militärischen Auseinandersetzung. Die beiden Konflikte allein haben die Amerikaner nach konservativen Schätzungen 1,5 Billionen US-Dollar gekostet.

Gast3186: Sind die EU-Wahlen eigentlich ein Thema in den USA? Bekommt man davon irgendetwas mit?
Thomas Spang:
Die Amerikaner tun sich insgesamt schwer mit der EU, weil sie die Entscheidungsprozesse kaum nachvollziehen können. Das führt in Washington zu einer gewissen Ungeduld mit Europa (Beispiel F** the EU-Affäre). Entsprechend gering ist das allgemeine Interesse in der Bevölkerung an den EU-Wahlen.

Gast7476: Über wen oder was recherchieren Sie?
Thomas Spang:
Ich bin zur Zeit dabei, Termine in New York vorzubereiten, wo am 21. Mai das offizielle Museum zum 11. September für den Publikumsverkehr eröffnet wird. Eine gute Gelegenheit zu beschreiben, wie sich Ground Zero verändert hat. Zumal der neue Liberty Tower (One World Trade Center) auch kurz vor seiner Fertigstellung ist. Ich habe schon die Interview-Zusage der Witwe eines Bankers, der in einem der Tower ums Leben gekommen war.

Gast6089: Stichwort NSA: Werden Sie eigentlich auch bespitzelt?
Thomas Spang:
Es wäre naiv davon auszugehen, dass ausländische Korrespondenten nicht das Interesse der amerikanischen Geheimdienste weckten. Schließlich unterhalten wir Kontakte zu Botschaftsangehörigen, Meinungsführern und Experten im In- und Ausland. Da liegt es nahe, dass der NSA fleißig sammelt. Darüber hinaus findet gewiss auch eine aufmerksame Auswertung der ausländischen Medien statt. Persönlich versuche ich daraus Konsequenzen zu ziehen.

Gast6089: Wie bewerten Sie die bisherige Amtszeit von Barack Obama?
Thomas Spang:
Obama stand von Beginn seiner Präsidentschaft unter erheblichen Erwartungsdruck. Nach den Bush-Jahren projizierten die Europäer fast unrealistische Hoffnung auf den neuen Präsidenten ohne dabei zu bedenken wie beschränkt die Handlungsmöglichkeiten im amerikanischen Regierungssystem tatsächlich sind. Wortgehalten hat Obama mit seinem Versprechen die beiden Kriege in Afghanistan und Irak zu beenden. Er hat die Weltwirtschaft von dem Absturz in eine globale Depression bewahrt, die Jahrhundertreform des Gesundheitswesens mit der Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung durchgesetzt und die Wall Street reformiert. Viel von dem hätte weitergehen können, doch gemessen an der Möglichkeiten des Regierungssystems ist er schon sehr weit gekommen. Sein größtes Versäumnis ist die Einlösung des Versprechens die polarisierte Nation wieder zusammenzubringen. Das politische Klima in den USA bleibt anhaltend vergiftet. Enttäuscht zurück ließ er auch jene, die auf ein Ende des Gefangenenlagers in Guantanamo gehofft hatten. Wobei hier Obama weniger das Problem ist als der störrische US-Kongress.

Gast3186: Wie wahrscheinlich ist, dass es bei der nächsten Präsidentenwahl zu einem Duell Hillary Clinton gegen Bush Jr. kommt?
Thomas Spang:
Wenn Hillary Clinton ihr Interesse an einer Präsidentschaftskandidatur anmeldet, wird ihr innerhalb der demokratischen Partei niemand die Nominierung streitig machen. Sie hat sich nach der harten Auseinandersetzung mit Obama bei den Vorwahlen 2008 als gute Verliererin gezeigt. Mehr noch hat sie den Präsidenten in der Außenpolitik den Rücken freigehalten. Dadurch konnte sich Obama vollständig auf die globale Wirtschafts- und Finanzkrise konzentrieren. Weniger eindeutig ist die Ausgangslage bei den Republikanern. Jeb Bush ist sicherlich ein aussichtsreicher Kandidat des Establishments der Partei, hat aber wenig Unterstützung beim Tea-Party-Flügel. Zudem hat der Name Bush nach der Präsidentschaft seines Bruders auch in den USA schwer gelitten. Es gibt ein breites Feld an potentiellen Mitbewerbern wie Chris Christie, Ted Cruz und Rant Paul, die ihm die Nominierung wegschnappen könnten. So gesehen ist ein Rennen Clinton - Bush möglich, aber nicht unbedingt wahrscheinlich.

Gast7476: Wie viel Privatleben haben Sie oder sind Sie dauernd auf Achse?
Thomas Spang:
Als US-Korrespondent in Washington habe ich eine geregelte Sieben-Tage-Woche. Die Freiräume ergeben sich zwischendurch.

Gast4719: Was an den USA stört Sie und was gefällt Ihnen am meisten im Vergleich mit Europa?
Thomas Spang:
Als wirklich störend empfinde ich die enorme Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft. Manchmal scheint es, als sei kein rationaler Dialog zwischen den verschiedenen Bevölkerungs- und Interessensgruppen möglich. Die Medien tragen ihren Teil dazu bei. Schön dagegen ist die Unkompliziertheit der Amerikaner im Alltag, aber auch die Dynamik, mit der Dinge verändert werden, die sie als falsch erkennen. Etwas davon könnten wir in Europa gut gebrauchen.

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3  Kommentare
3  Kommentare
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( Kommentare)
am 08.05.2014 20:52

Arbeitsalltag? Habe ich selber in allen Möglichkeiten zwinkern
Barack Obama? Die weltgrößte politische Enttäuschung seit Kennedys Tod!
Krise in der Ukraine? Ein Separatisten-Thema für "Welt-Mächte"

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( Kommentare)
am 08.05.2014 16:14

Die Berichterstattung im US-Vorwahlkampf war schlecht und einseitig! Und wären Sie ehrlich, kämen Sie zum Schluss Hr. Spang, dass Obama keinen Deut besser ist als sein Vorgänger!

Ich hoffe, beim nächsten US-Vorwahlkampf wird nicht Ihr Favorit hervorgehoben, sondern die Interessen einer Nation!
LG
Aslan!

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pepone (60.622 Kommentare)
am 08.05.2014 14:33

Wie nahe kommt man als Korrespondent eigentlich den US-Spitzenpolitikern wie dem Präsidenten

ein ORF Reporter in USA sagte mal auf diese frage :

nur von weitem habe ich Obama in der Autokolonne VERMUTET !
Obama interessiert sich NICHT für so ein kleines Land wie Österreich ! DA KOMMT MAN-N/FRAU als ÖSI GAR NICHT RAN ! zwinkern

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