Helfen ist keine Einbahnstraße
Drei Oberösterreicher erzählen von ihren Projekten und ihrer Freude am Helfen.
Im Sommer stellt Stefan Köglberger sein Leben auf den Kopf: Er gibt seinen Beruf als Deutsch- und Geschichtelehrer am Linzer Hamerling-Gymnasium auf und zieht nach Nairobi, in die Hauptstadt Kenias. Der Sohn des berühmten Ex-Fußballers Helmut Köglberger baut dort für das Caritas-Projekt „Hope for Future“ eine Fußballakademie für Kinder in den Slums auf. „Mein Vater übernimmt repräsentative Aufgaben, kümmert sich um die Sponsorensuche“, sagt der 29-Jährige.
Fairness und Toleranz vermitteln
Das Projekt hat zwei Stoßrichtungen: Einerseits werden durch den Ballsport Werte wie Fairness, Respekt und Toleranz vermittelt. Andererseits sollen Kinder, die das nötige Talent haben, auch den Sprung in den Profifußball schaffen. „Ich bin davon überzeugt, dass man als Mensch die Pflicht hat, etwas zurückzugeben – an jene, die gar nichts haben“, sagt Köglberger, der nur eine Woche Bedenkzeit brauchte, um sich für das Projekt zu entscheiden. Als komplett selbstlos sieht er sich aber nicht: „Ich freue mich auf die Erlebnisse und Erfahrungen, die ich dort machen werde.“
Dass Hilfsbereitschaft keine Einbahnstraße ist, hat auch der seit 40 Jahren in Puchenau lebende Christian Jaquemar erlebt. Der 78-Jährige ist seit 1996 Obmann der Linzer Stadt-Diakonie, die unter anderem ein Vormittagscafé für obdachlose Menschen in Linz anbietet. Für ihn war es ein Sprung ins kalte Wasser, den der Techniker aber nicht bereut hat: „Als ich damals gefragt wurde, sagte ich mir: Du bist gesund, mach noch etwas Ordentliches.“ Seit damals kümmert sich Jaquemar nicht nur um die Verwaltung und die baulichen Gegebenheiten in der Stadt-Diakonie in der Linzer Starhembergstraße, sondern packt überall zu, wo eine helfende Hand gebraucht wird – und das alles ehrenamtlich. „Mehr Leute sollten Verständnis für die Menschen am Rand der Gesellschaft haben – egal, ob sie durch Eigenverschulden dort hin gekommen sind oder ob sie hingedrängt wurden“, sagt der Pensionist.
„Habe mich mitreißen lassen“
Gehörlosen Menschen zu helfen, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten und ihnen ein lebenswertes Umfeld zu bieten, war dem Psychiater und Neurologen Johannes Fellinger (54) vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Linz schon immer ein besonderes Anliegen. Daher hat er 1997 die „Lebenswelt Schenkenfelden“ gegründet, wo gehörlose Menschen leben und arbeiten können und dabei von anderen gehörlosen Menschen betreut werden. „Als ich an das Projekt heranging, habe ich mich mitreißen lassen von dem Gedanken, helfen zu können, ohne einen langfristigen Plan zu haben“, sagt Fellinger. Und er habe es nicht bereut: „Ich empfinde tiefe Dankbarkeit, dass sich in Schenkenfelden so viel Leben entwickelt hat und sich Menschen entfalten können, die vorher in sich gefangen waren.“