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Haders Finger in Schnitzelpanier

Von Von Ludwig Heinrich, 02. Februar 2009, 00:04 Uhr
In „Der Knochenmann“ ermittelt Josef Hader zum dritten Mal als Privatdetektiv Simon Brenner auf der Leinwand. Bild: Luna

Zum dritten Mal kommt Josef Hader als Privatdetektiv Simon Brenner auf die Leinwand. „Der Knochenmann“ ist ins „Panorama“ der diesjährigen Berlinale eingeladen und in der OÖN-Filmnacht am 3. März im Linzer Moviemento zu sehen.

OÖN: „Der Knochenmann“ ist der schwerstverfilmbare Brenner-Roman von Wolf Haas?

Hader: „Auferstehung der Toten“ wäre auch nicht einfach gewesen. Wesentlich bei unseren Vorbesprechungen war, dass wir nicht wieder in die Stadt wollten. Zuvor waren wir in Wien und Salzburg. Die Stadtfilme sind einfacher. Doch diesmal gingen wir in die Provinz, Hauptschauplatz ist eine einsam gelegene Backhendlstation. Und so bleibt nur der Mensch übrig. Auf den konzentrieren wir uns. Dadurch fällt aller Schnickschnack weg. Wir haben uns die Latte auf diese Art höher gelegt, und wir bringen hoffentlich einen schönen Sprung zusammen.

OÖN: Bei diesem Sprung helfen exzellente Kollegen mit – Josef Bierbichler, Birgit Minichmayr. Wie war’s mit ihnen?

Hader: Sie sind Ausnahmeschauspieler und schauen beide sehr drauf, dass am Set eine Atmosphäre herrscht, in der sie gut arbeiten können. Wenn man ihnen die bietet, sind sie unglaublich einfach zu behandeln. Ein Bierbichler weiß natürlich genau, was er ist, und er versucht Leuten wie mir zu helfen. Vor unserer ersten gemeinsamen Szene hab’ ich vor lauter Ehrfurcht wirklich geglaubt, ich kann nix spielen, und so was ist natürlich schädlich. Er hat es gemerkt und mir sofort die Angst genommen. Fairerweise muss ich anmerken, dass mich die beiden an die Wand gespielt haben. Allerdings mit meinen Dialogen, was mich tröstet.

OÖN: Na, na. Keine falsche Bescheidenheit. Hat Ihnen noch niemand gesagt, dass Sie ein hervorragender Brenner sind?

Hader: Aber ich kenne meine Limits. Mein Spielraum ist nicht unbegrenzt. Es gibt Rollen, wo es Sinn macht, dass ich sie spiele. Und es gibt Rollen, wo es Sinn macht, dass sie andere übernehmen. Im Fernsehen etwa werde ich demnächst in Nikolaus Leytners Film „Ein halbes Leben“ zu sehen sein. Da habe ich gleich gewusst: Die Hauptfigur, die kann ich gut spielen. Typ: Mensch am Abgrund, der eigentlich kein schlechter Mensch ist, doch trotzdem manchmal was anstellt. Einer, der zwischen Gut und Böse oszilliert.

OÖN: Würde Brenner jetzt neben uns am Tisch sitzen, wie würde er reagieren?

Hader: Er wäre schweigsam und vorsichtig, denn wir – Journalist und Schauspieler – sind ihm ein fremdes Volk. Rein kriminologisch würde er uns abchecken, um zu wissen, auf welcher Ebene er einsteigen muss, um mit uns ins Gespräch zu kommen. Da wäre er dann unglaublich professionell. Ein privates Verhältnis würden wir nicht mit ihm kriegen.

OÖN: Sie fühlen sich ihm also nicht irgendwie verwandt?

Hader: Es gibt sicher Gründe, warum mir die Rolle nicht ganz unangenehm ist. Dieses vorsichtige In-sich-Gekehrte, nicht alles auf der Zunge zu tragen, inwendig Geheimnisse zu haben und Dinge, selbst, wenn sie den anderen nicht passen, sofort zu sagen – das sind verwandte Wesenszüge.

OÖN: Haben Sie sich demnach mit ihm auf irgendeine Art angefreundet?

Hader: Der ist keine Person, mit der ich befreundet sein könnte. Ich habe mit ihm hauptsächlich Arbeitsprobleme. Insofern, als ich mich nachher immer frage, ob ich diese oder jene Szene gut gespielt habe. Wie schon zuvor gesagt: Als Schauspieler bin ich auf mich nicht so stolz, weil es da andere gibt, die eindeutig Ereignisse sind. Stolz hingegen bin ich auf das Drehbuch. Ich glaube, mir ist es hier gelungen, einen Knäuel von Menschen darzustellen, die irgendwie miteinander verwickelt sind, die alle heiße, brennende Wünsche haben. Da sie diese Wünsche jedoch gleichzeitig haben, entstehen furchtbare Dinge. Gut und Böse gibt es nicht. Ich glaube, seit „Indien“ hat es diese hohe Dichte von komischen und tragischen Momenten in keinem meiner Filme gegeben.

OÖN: Welche Szene beispielsweise würden Sie besonders hervorheben?

Hader: Ein Mensch liegt tot am Boden. Neben ihm kniet eine Frau, die ihn liebt, und weint. Währenddessen hält Brenner seine Freundin ganz leise – um Pietät und Trauer nicht zu stören – an, seinen abgehackten Finger zu suchen, der sich irgendwo in der Schnitzelpanier versteckt. Hier trifft der Film eine große Aussage über das Leben. Nämlich: Es passt nie was z’samm. Sehen Sie: Für solche Momente mache ich Film.

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