Suppés zensierte Operette "Der Teufel auf Erden" feiert Comeback
Konzertante Aufführung im Brucknerhaus am Freitag mit Adrian Eröd, Matthäus Schmidlechner und Ilia Staple.
In der Hölle wird demonstriert und lautstark um Freiheit und Demokratie geschrien. So zumindest in Franz von Suppés Operette "Der Teufel auf Erden", die 1878 im Wiener Carltheater erfolgreich uraufgeführt wurde und dann schnell von der Bildfläche verschwand. Am 26. Oktober feiert die Operette im Rahmen einer konzertanten Fassung im Brucknerhaus eine Art Auferstehung.
Dass das Stück überhaupt neben Wien auch in Ungarn auf die Bühne kam und zunächst bei der Zensur durchrutschte, ist überraschend, denn in jedem Wort steckt beinharte Kritik am politischen System der k. u. k. Monarchie. Satan kommt in die Bredouille, denn seine Unterteufel zündeln gewaltig und rufen nach einer Konstitution.
Sie fordern ein Parlament, die Aufhebung der Leibeigenschaft und verlangen Errungenschaften wie die Pressefreiheit, die es zum Teil oben auf der Erde schon geben soll – nur nicht im damaligen Österreich. Satan will hart durchgreifen, doch seine Minister sind auf Urlaub – auf der Erde.
Nun gilt es, dort die Hardliner aufzuspüren. Dabei kommt Satan mit seinem Haushofmeister Mefistofeles von einem Damenstift über eine Kadettenanstalt bis zum Ballettsaal eines Theaters und stellt fest, dass wohl überall auf der Erde der Teufel drinsteckt.
Der Bogen spannt sich vom Teufel über Travestiestücke sowie Erinnerungen an Offenbachs Orpheus bis zu direkten Bezügen zu früheren Werken Suppés. Es gibt zwar ein gedrucktes Libretto und einen Klavierauszug, Partitur und Stimmen scheinen verloren gegangen zu sein. 1984 hat Paul Angerer eine Partitur eingerichtet und einen Revitalisierungsversuch gestartet, von dem es einen Radiomitschnitt gibt. 2016 hat sich die Hochschule für Musik und die Theaterakademie in München daran gewagt, eine szenische Aufführung zu realisieren. Es wurde eine ziemlich schräge Revue.
Suppés "Teufel auf Erden" ist ein Werk, das absolut zu Unrecht in Vergessenheit geraten und sehr tagesaktuell ist, in einer konzertanten Fassung des Wiener Originals im Brucknerhaus mit einer vielversprechenden Besetzung um Adrian Eröd, Matthäus Schmidlechner und Ilia Staple am 26. Oktober ab 18 Uhr zu erleben. Ein Muss für jeden Musiktheaterfreund!
Info: brucknerhaus.at