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Abgestürzt ins Leben

Von Herbert Schorn, 09. Oktober 2024, 00:04 Uhr
 Abgestürzt ins Leben
Lisa Marie mit ihrem Vater Elvis Presley im November 1970

Sie wuchs als Tochter von Elvis Presley im legendären Graceland-Anwesen auf, sie heiratete vier Mal, darunter Pop-Ikone Michael Jackson und Schauspieler Nicolas Cage, sie versuchte sich als Sängerin und Texterin: An Glamour ist das Leben von Lisa Marie Presley (1968–2023) kaum zu überbieten, doch richtig glücklich wurde die einzige Tochter der Rock-’n’-Roll-Legende nie. Nun hat ihre Tochter Riley Keough die Memoiren ihrer weltbekannten Mutter veröffentlicht. Die 35-Jährige verwendete dazu neben eigenen Erinnerungen Tonbänder, die Lisa Marie Presley dafür kurz vor ihrem plötzlichen Tod durch einen Darmverschluss aufgenommen hatte.

"Ich hatte das Gefühl, mein Vater konnte das Wetter ändern", beschreibt Lisa Marie ihre Beziehung zu Elvis. "Für mich war er ein Gott." Sie erzählt von ihrer Kindheit auf Graceland, das Elvis Presley 1957 für seine Familie gekauft hatte. Dort lebte sie die ersten vier Jahre, nach der Scheidung der Eltern zog sie mit Mutter Priscilla nach Los Angeles und war nur noch in den Ferien beim Vater. Graceland bedeutete für sie Freiheit, zur Mutter hatte sie ein angespanntes Verhältnis: "Ich ging ihr von Anfang an auf die Nerven." Zeitlebens fühlte sich Lisa Marie ihrem Vater tief verbunden. Sie erzählt, wie er ihr und ihren Freundinnen Diamantringe schenkte, wie sie von vier Köchinnen Tag und Nacht verwöhnt wurde.

"Die Sucht brannte alles nieder"

Doch es gab auch die andere Seite von Elvis. Er schoss auf Schlangen, die ihn bedrohten, seine Wutausbrüche waren gefürchtet, er trank, schluckte Tabletten. Lisa Marie war neun, als sie miterleben musste, wie Elvis Presley leblos im Badezimmer gefunden wurde. Er habe "selbstzerstörerische Dämonen" in sich getragen, sagt sie: "Auch ich habe all das in mir, das betäubt werden will, und mache es verflucht genauso wie er."

Es folgt eine schwierige Jugend bei Priscilla, die den Wildfang kaum bändigen kann. Lisa Marie fliegt von unzähligen Schulen, probiert Drogen, wird vom Freund der Mutter sexuell missbraucht und geschlagen. Ihr erster Freund beendet die Beziehung, indem er Fotos mit ihr an eine Zeitung verkauft. Dann lernt sie den feschen Musiker Danny Keough kennen, erlebt mit ihm zum ersten Mal eine glückliche Zeit. Sie bekommen zwei Kinder, Riley und Ben. Als Danny und Lisa Marie gemeinsam Musik aufnehmen, meldet sich Michael Jackson. Es entsteht eine tiefe Freundschaft: "Ich verstand ihn vollkommen, wer er war und warum er den Scheiß dachte, den er dachte." Michael macht ihr einen Heiratsantrag, sie verlässt Danny (mit dem sie trotzdem bis zum Schluss befreundet bleiben sollte). Sie heiraten heimlich 1994, entfremden sich aber bald, bis sie 1996 die Scheidung einreicht. Die Ehe mit Schauspieler Nicolas Cage 2002 hält drei Monate.

2006 heiratet sie Michael Lockwood, im Oktober 2008, mit 40, wird sie noch einmal Mutter der Zwillinge Harper und Finley. Das Glück scheint perfekt. Doch: "Dann tauchte die Sucht auf und brannte alles nieder", schreibt Riley. Lisa Marie wird von Schmerzmitteln, die sie nach der Geburt erhält, abhängig und verliert zunehmend die Kontrolle über ihr Leben. Die Ehe geht in Brüche, sie versucht mehrmals vergeblich den Entzug, bis Bens Suizid im Juli 2020 ihr den Lebenswillen nimmt. Sie stirbt körperlich und psychisch geschwächt Anfang 2023.

Lisa Marie Presley habe den Tod ihres Vaters nie verwunden, vermutet Tochter Riley: "Wann immer ich Elvis hörte, spürte ich den Kummer meiner Mutter. Darüber, dass sie ihn verloren hatte."

Lisa Marie Presley, Riley Keough: "Von Hier ins Ungewisse", Penguin-Verlag, 240 Seiten, 28,80 Euro

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Autor
Herbert Schorn
Redakteur Kultur und Leben
Herbert Schorn

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